Seeler und Schulz glauben an HSV-Rettung

Hamburg (dpa) - Die sportliche Lage ist ernst, doch die HSV-Idole Uwe Seeler und Willi Schulz glauben nicht an ein Horror-Szenario. Für die einstigen Nationalspieler steht fest: Den ersten Abstieg in der Geschichte des ruhmreichen Hamburger SV wird es nicht geben.

„Spieler und Verein haben erkannt, dass es zwölf Uhr geschlagen hat. Dieser Situation wird sich der HSV stellen. Deshalb glaube ich, dass es am Ende reicht, auch wenn es knapp wird“, sagte der frühere Abwehr-Haudegen Schulz der Nachrichtenagentur dpa. Auch „Uns Uwe“ Seeler meint, dass der einzige seit Liga-Gründung 1963 ständig dem Fußball-Oberhaus zugehörige Club in den ausstehenden sieben Saisonspielen die Kurve kriegt und „unabsteigbar“ bleibt.

Vier Siege und drei Unentschieden tippte Daueroptimist Seeler in der „Bild“ und wurde so zitiert: „Mein HSV bleibt drin.“ Skeptischer äußerte sich „Kaiser Franz“ Beckenbauer, der von 1980 bis 1982 auch das HSV-Trikot getragen hat. „Es schaut nicht so rosig aus. Ich würde es (Abstieg) bedauern. Aber ich drücke dem HSV die Daumen.“

Für Seeler, wie Beckenbauer Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft, ist es wichtig, dass sein auf den Relegationsrang abgestürzter Verein im Abstiegsduell am Samstag bei Schlusslicht 1. FC Kaiserslautern die Wende herbeiführen kann. Zuletzt holten die Hamburger nur einem Punkt aus den vergangenen sechs Partien. Seeler tippt auf ein 2:1 für den Tabellen-16. Auch Schulz erwartet einen Erfolg am Betzenberg - sofern die Einstellung stimmt: „Man sagt ja: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Wenn man die Sache richtig angeht, wovon ich ausgehe, dann glaube ich an drei Punkte in Kaiserslautern.“

Wie Ex-Manager Günter Netzer („es ist absurd und fahrlässig, wenn man Tabellenrang 16 positiv verkauft“), fordert „Worldcup-Willi“ Schulz ein Ende des beim norddeutschen Traditionsvereins weit verbreiteten Schönredens. „Natürlich ist die Substanz im Spielerkader eigentlich zu gut, um etwas mit dem Abstieg zu tun zu haben. Aber mit Reden hat sich noch kein Club gerettet. Einsatz und Wille müssen schon da sein“, ergänzte Schulz. Er selbst war als Profi in den 60er und 70er Jahren bei Schalke 04, dem HSV und in der DFB-Auswahl als resoluter Abwehrchef stets mit gutem Beispiel vorangegangen - und genau das erwartet er nun auch von seinen Nachfolgern im HSV-Team.

In der größten Not nimmt aber auch der Traditionsclub seine hochbezahlten Profis mehr als bisher in die Pflicht. „Wir wissen, dass wir sieben Endspiele vor uns haben und erwarten von der Mannschaft, dass sie erkennt, wo wir stehen, und sich mit vollem Einsatz für das Ziel Klassenverbleib einsetzt“, sagte Vorstandschef Carl-Edgar Jarchow im „Sportclub“ des NDR-Fernsehens. Und drohte mit Konsequenzen: „Wer das nicht tut, der muss das auch zu spüren bekommen.“ Zugleich erklärte Jarchow, dass Thorsten Fink nicht zur Disposition steht: „Über den Trainer müssen wir nicht diskutieren.“

Derweil zog auch Fink die Zügel an und verordnete seinen Mannen für die nächsten beiden Tage Zusatzschichten. Das Team soll statt ein- jeweils zweimal üben. Und um konzentrierter arbeiten zu können, wurde zudem der Trainingskader verkleinert. So wurden aus sportlichen Gründen die Ergänzungsspieler Romeo Castelen und Muhamed Besic dem HSV-Regionalliga-Team zugeteilt. „Es werden hammerharte Wochen“, betonte Fink, der von sofort an durchgreifen will. „Ich kann ja nicht draufhauen, wenn sie die Kohlen aus dem Feuer holen sollen“, sagte Fink. „Aber wenn sie keine Leistung bringen, werde ich reagieren.“