Vorfreude auf Ex-Club Bremen Selke will für Leipzig kein Joker mehr sein
Leipzig (dpa) - Leipzigs Edelreservist Davie Selke hat vor dem ersten Duell gegen seinen Ex-Club Werder Bremen nur einen Wunsch. Er will endlich spielen. „Am liebsten von der ersten Minute an“, betonte der U21-Nationalstürmer vom stark gestarteten Bundesliga-Aufsteiger RB Leipzig vor dem Spiel.
Glücklich ist er nach bislang drei Ein- und Auswechslungen nicht. Dennoch hadert er nicht mit seiner Situation: „Ich habe jetzt keine schlechte Laune oder bin verbittert. Das ist eine Phase, die dazugehört. Ich hatte mit Olympia-Silber einen schönen Sommer. Und ich durfte eine Erfahrung sammeln, die ich auch bis jetzt noch nicht ganz verarbeitet habe, weil es sehr, sehr groß war, was ich da erleben durfte.“
Leipzigs erster Super-Einkauf - 2015 war Selke für acht Millionen Euro Ablöse zum damaligen Zweitligisten gewechselte - wusste um das Risiko seiner Rio-Teilnahme. Die RB-Vorbereitung lief in großen Teilen ohne ihn. „Es war mir bewusst, dass das passieren kann. Es hat aber keinen Einfluss genommen auf meine Entscheidung. Ich hätte es mehr als bereut, wenn ich es nicht gemacht hätte.“
Derzeit äußert er sogar Verständnis für Trainer Ralph Hasenhüttl. „Es gibt für ihn wenig Grund zu wechseln. Wir spielen gut, wir punkten, da muss man die Situation so annehmen, wie sie ist und versuchen, sich da einzubringen“, betonte er. Allerdings wehrt er sich bei Sätzen wie: Wir brauchen die Joker-Tore von Selke. „Ich weiß nicht, ob irgendjemand Joker sein will. Da gibt es keinen. Jeder will natürlich spielen, am liebsten von Anfang an.“ Es liege bei ihm, das zu ändern. „Es werden auch Spiele kommen, wo er die bessere Option in der Startelf ist“, kündigte Hasenhüttl an.
Wenn es nach dem 21-jährigen Selke geht, möglichst schon am Sonntag. „Wenn ich Einsatzzeiten bekomme, möchte ich ein gutes Spiel machen und fokussiert meine Leistung bringen. Gegen Bremen ist es emotional etwas Besonderes“, unterstrich der U19-EM-Torschützenkönig von 2014. Er verspüre pure Vorfreude, weil er an der Weser eine wichtige Etappe in seiner Karriere nahm. „Es war damals wie auf einer Euphoriewelle beim Trainerteam um Viktor Skripnik. Wir haben Fußballfeste gefeiert, wie zum Beispiel den 2:1-Sieg gegen Dortmund. Das sind Erinnerungen, die teilt man mit den Personen, die damals da waren.“
Im Gespräch betont der Vollblutstürmer immer wieder, dass er Sportler sei. „Bei mir ist es nicht so, wenn ich mal nicht spiele, dass ich sauer bin oder eine Kein-Bock-Einstellung an den Tag lege. Da bin ich fast noch motivierter, um zu zeigen, dass es vielleicht ein Fehler war, dass ich nicht zum Einsatz gekommen bin“, meinte er. Mit Hasenhüttl führt er regelmäßig Gespräche oder holt sich Tipps. „Ich muss zeigen, dass ich an meinem Pressing arbeite“, sagte er.
Seine Stärke, den präzisen Torabschluss, möchte er weiter ausprägen. „Ich fühle mich derzeit sehr gut, habe eine gute Form, das hat man auch bei der U21 gesehen. Ich kann nicht sagen, dass ich nicht in Form bin, so wie es letztes Jahr der Fall war.“ An einen Wechsel vor Vertragsende 2020 verschwendet er (noch) keine Gedanken: „Ich will den Weg hier in Leipzig gehen, habe nicht umsonst so langfristig unterschrieben.“