Nach Europacup-Party 1. FC Köln in der Liga weiter Punktelieferant
Köln (dpa) - Die umjubelten Europa-League-Gewinner des 1. FC Köln bleiben in der Fußball-Bundesliga nur ein Punktelieferant und rauschen ungebremst dem sechsten Abstieg der Vereinsgeschichte entgegen.
Drei Tage nach dem ersten Sieg im Europacup seit 25 Jahren (5:2 gegen BATE Borissow) kassierten die Kölner in der Liga wieder eine ernüchternde 0:3 (0:1)-Heimniederlage gegen 1899 Hoffenheim. Mit kümmerlichen zwei Punkten bleibt der FC auch nach dem elften Spieltag abgeschlagen Tabellenletzter. Auch die erst vier Saisontore zu diesem Zeitraum wurden in der Bundesliga-Historie noch nie unterboten.
„Die Hoffenheimer haben uns heute klar die Grenzen aufgezeigt. Im Endeffekt ist das zu wenig“, sagte Kölns Torhüter Timo Horn im TV-Sender Sky. „Wenn man so deutlich zu Hause verliert, braucht man sich nicht wundern, dass man da unten nicht rauskommt.“ Aufgeben kommt für Horn ebenso wenig in Frage wie eine Trennung von Trainer Peter Stöger: „Darüber diskutieren wir nicht“, betonte Horn. „Du musst ganz einfach schauen, dass du Deine Dinge mal hinkriegst. Wir müssen es besser angehen als heute“, sagte Stöger. Der Österreicher meinte zum wachsenden Rückstand auf die Konkurrenz: „Die Grundrechnungsarten können wir.“
Die abgezockten Hoffenheimer beendeten durch die Treffer von Eigengewächs Dennis Geiger (10.) und zweimal Sandro Wagner (56., Foulelfmeter/80.) dagegen nach vier Spielen ohne Sieg die längste Negativserie in der Amtszeit von Trainer Julian Nagelsmann und zeigten sich gut erholt vom späten Punktverlust in der Europa League bei Basaksehir Istanbul (1:1). Als Fünfter hat die TSG nur drei Zähler Rückstand auf den Tabellenzweiten RB Leipzig. „Wir waren, glaube ich, schon das bessere Team waren und haben verdient gewonnen. Ich muss meiner Mannschaft eine großes Kompliment machen“, sagte Nagelsmann. „Das war eine tolle Leistung.“
Enttäuschende Begleiterscheinung auf Kölner Seite: Wieder einmal beleidigten Fans in mehreren Gesängen und mit einem geschmacklosen Plakat Dietmar Hopp. Dabei hatte Geschäftsführer Alexander Wehrle die FC-Anhänger nach den Vorfällen im Vorjahr und den jüngsten Beleidigungen durch Mönchengladbach-Fans dazu aufgerufen, Hoffenheims Mäzen fair zu behandeln. Er forderte zur leidenschaftlichen Unterstützung des Teams auf, „ohne sich mit Spruchbändern und Parolen am Gegner - namentlich: Dietmar Hopp - abzuarbeiten.“
Die Gesänge waren aber auch ein Ventil für den Frust der FC-Fans, denn die Partie brachte wieder einmal einen frühen Nackenschlag: Kerem Demirbay lief unbedrängt über das gesamte Feld, Geiger erwischte die Hereingabe von Nadiem Amiri zunächst nicht richtig, traf aber dann im zweiten Versuch gegen den schon am Boden liegenden Horn. Für den 19-jährigen Geiger war es das zweite Tor im neunten Bundesliga-Spiel.
Auch in der Folge kontrollierten die Hoffenheimer vor allem dank ihrer Dominanz im Mittelfeld das Spiel. Doch kam der FC vereinzelt zu guten Chancen: so durch Leonardo Bittencourt nach starkem Solo (12.) oder Yuya Osako, der den Pfosten traf (41.). Bei den Gästen sorgte vor allem Amiri über links gegen den augenscheinlich überforderten Pawel Olkowski immer wieder für Gefahr. In der 35. Minute hatte Geiger das 0:2 auf dem Fuß, doch Dominic Maroh rettete.
Auch in der zweiten Halbzeit dauerte es nur rund zehn Minuten bis zum Gegentor. Der gebürtige Kölner Mark Uth, den der FC im Sommer unbedingt zurückholen wollte, hatte Horn schon ausgespielt und wurde von Olkowski umgestoßen - Schiedsrichter Deniz Aytekin gab den fälligen Elfmeter, dem Polen nach Begutachtung der TV-Bilder in der Review Area aber überraschend nur Gelb. Die Kölner brauchten lange, um sich von diesem erneuten Rückschlag zu erholen. Dann vergaben Olkowski (72.), Milos Jojic (75.) und Sehrou Guirassy (77.) beste Chancen - und Wagner beseitigte die letzten Zweifel am Gäste-Sieg.