Gnadenlos durchgefallen Dortmund verpatzt Generalprobe für Lissabon

Darmstadt (dpa) - Thomas Tuchel war sichtlich angefressen und angeschlagen. Mit dem blamablen 1:2 (1:1) bei Schlusslicht SV Darmstadt 98 hat Borussia Dortmund die Generalprobe für das Champions-League-Achtelfinalspiel bei Benfica Lissabon völlig verhauen.

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Und wieder einmal bei einem „Kleinen“ ganz schlecht ausgesehen. „Keine Ahnung, woran das liegt und was die Schlussfolgerung ist“, sagte Tuchel. Auf kritische Fragen nach seiner Aufstellung reagierte der 43-Jährige dünnhäutig.

Dortmund verpasste vor dem so wichtigen internationalen Auftritt am Dienstag in Portugal den Sprung auf den dritten Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga. Vor 17 400 Zuschauern am Böllenfalltor traf zunächst der Ex-Leipziger Terrence Boyd (21. Minute) für die ungewohnt starken „Lilien“. Raphael Guerreiro gelang der Ausgleich (44.), ehe Joker Antonio Colak den Siegtreffer erzielte (67.).

Tuchel hatte sein Team gegenüber dem Pokalsieg gegen Hertha BSC auf vier Positionen verändert. Unter anderem fehlten die angeschlagenen Mario Götze, Lukasz Piszczek und Marcel Schmelzer. Ousmane Dembélé saß zunächst ebenso wie André Schürrle nur auf der Bank. In der Startelf stand dafür Emre Mor, der 18-jährige Dzenis Burnic gab sein Erstliga-Debüt. Dembélé sei wegen einer Trauerfeier in der Familie direkt aus Frankreich gekommen, so Tuchel. Auch Burnic nahm er in Schutz. „Ich verbiete ihnen geradezu, diese beiden Namen mit der Niederlage in Verbindung zu bringen“, sagte er in der Pressekonferenz zu Journalisten.

Tuchel hatte die Partie im Vorfeld zu einem „Mentalitätsspiel“ ausgerufen, gestand aber nach dem bitteren Rückschlag ein: „Jetzt kann man natürlich sagen: Wir sind gnadenlos durchgefallen.“

Die Darmstädter feierten überschwänglich den ersten Dreier nach elf sieglosen Spielen. Ausgerechnet gegen seinen früheren Verein verbuchte Trainer Torsten Frings den ersten Pflichtspiel-Sieg seiner Amtszeit. „Wir haben ein überragendes Spiel abgeliefert von der ersten bis zur letzten Minute“, sagte der Ex-Nationalspieler. Von Werder Bremen auf dem Relegationsplatz 16 trennen die „Lilien“ jetzt noch vier Punkte. „Wenn die anderen uns abgeschrieben haben, dann rollen wir das Feld halt von hinten auf“, sagte Jérôme Gondorf.

Ungewohnt stürmisch zeigte sich der Abstiegskandidat, bei dem Neuzugang von Hamit Altintop erstmals von Anfang an spielte und eine starke Partie lieferte. Die beste Halbzeit der Darmstädter in dieser Saison wurde belohnt: Bei Hellers Hereingabe war Boyd unbewacht zur Stelle und traf zum verdienten 1:0. Auf der Gegenseite beschäftigte dann Marco Reus die Darmstädter: Erst scheiterte der enteilte Nationalstürmer an 98-Keeper Michael Esser, dann traf er bei einem Freistoß die Latte. Ein feines Zuspiel von Mor verwandelte Guerreiro kurz vor der Pause zum Ausgleich.

Dortmund wirkte weiter eher so, als schone sich die Mannschaft für die kommende Aufgabe auf europäischem Parkett. Auch Joker Dembélé konnte nicht für Besserung sorgen, dafür traf der eingewechselte Colak zum 2:1 gegen eine unsortierte BVB-Hintermannschaft.

Nach den Ausschreitungen vor einer Woche rund um das Spiel der Dortmunder gegen RB Leipzig hatten die Gäste-Fans genaue Kontrollen über sich ergehen lassen müssen. Bereits auf der Anfahrt stoppte die Polizei bei Gießen zwei Fan-Busse und stellte Pyrotechnik, Kampfsporthandschuhe und Vermummungsgegenstände sicher. Rund 90 mutmaßliche Randalierer sind nach Polizeiangaben zur Verhinderung weiterer Straftaten direkt zurück zur Landesgrenze begleitet worden.