1:0 in Stuttgart FCB im Glück vor Pokal-Hit - Müller verschärft VfB-Krise

Stuttgart (dpa) - Nach einem dramatischen Schlussakt an seiner alten Wirkungsstätte versank Bayern-Torhüter Sven Ulreich im Jubel seiner Teamkollegen.

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In letzter Sekunde einen Elfmeter pariert, das 1:0 (0:0) des deutschen Meisters beim VfB Stuttgart gesichert und das wichtige Erfolgserlebnis vor dem Pokal-Hit gegen Borussia Dortmund festgehalten - Ulreich selbst fehlten dafür fast die Worte. „Mehr ausgerechnet geht eigentlich gar nicht“, sagte der Ex-Stuttgarter am Sky-Mikrofon. „Den Film kann man eigentlich nicht besser schreiben.“ Dabei war Ulreich zuvor bei jedem Ballkontakt von den VfB-Fans ausgepfiffen worden.

Bitter enttäuscht war am Ende aber nur der Aufsteiger, insbesondere Chadrac Akolo. Während Ulreich von seinen Mitspielern geherzt wurde, musste der Kongolese minutenlang getröstet werden. Der Foulelfmeter nach Videobeweis war die Riesenchance auf den Ausgleich für die Schwaben, aber Akolo scheiterte: an Ulreich. „Chadrac hat die Verantwortung übernommen. Wenn man die Verantwortung übernimmt, kann es passieren, dass es nicht klappt. Ich mache ihm keinen Vorwurf“, sagte VfB-Trainer Hannes Wolf.

Für die Bayern verlief dagegen mal wieder vieles nach Plan. Da der FC Schalke 04 parallel bei Eintracht Frankfurt nur ein Remis erzielte, bauten die Münchner ihre ohnehin komfortable Tabellenführung vorerst auf elf Punkte aus. Die Schwaben stecken nach der vierten Niederlage in Serie dagegen weiter tief im Abstiegskampf.

Die 58.885 Zuschauer sahen über weite Strecken einen Rekordmeister, der sich vor dem DFB-Pokal-Achtelfinale am Mittwoch (20.45 Uhr) alles andere als in Topform für den BVB präsentierte. Mit Blick auf das K.o.-Duell schonte Heynckes in Stuttgart bereits die Kräfte einiger seiner Stars. Trotz des weitgehend nicht überzeugenden Auftritts warnte der Triple-Trainer schon mal den BVB: „Ich bin zuversichtlich, dass wir noch mal zulegen können. Die Mannschaft will auch im Pokal erfolgreich bleiben.“

Auch gegen den BVB wird Heynckes wieder einen Ulreich in Topform brauchen. Wie wichtig der Keeper angesichts des Ausfalls von Manuel Neuer derzeit ist, zeigte er bereits nach knapp sieben Minuten. Während eines schönen Angriffs der Schwaben leitete Stürmer Simon Terodde per Hacke auf Chadrac Akolo weiter, der Kongolese scheiterte aus knapp 18 Metern aber am stark reagierenden Ulreich.

Nicht nur diese Szene demonstrierte, dass die Bayern sich zunächst äußerst schwer taten. Zwar kontrollierte Heynckes' Mannschaft über weite Strecken den Ball und das Spiel. Gegen die gut verteidigenden Gastgeber fanden die Münchner aber kaum eine Lücke. Wolfs Team verschob kompakt und setzte auch in der Offensive immer wieder Akzente. „Kompliment an den VfB“, lobte Heynckes. „Wenn man sie so spielen sieht, kann man nicht verstehen, dass sie nicht mehr Punkte haben.“

Erst nach und nach kam der Rekordmeister zu seinen Gelegenheiten. Robert Lewandowski (21.) scheiterte aus spitzem Winkel an VfB-Keeper Ron-Robert Zieler. 15 Minuten später war Corentin Tolisso frei durch, fand aber ebenfalls im starken Zieler seinen Meister.

Unmittelbar nach der Pause überraschte VfB-Coach Wolf dann mit einem kuriosen Wechsel. Wegen einer Verletzung musste Terodde vom Feld - und dafür beorderte der junge Trainer den Innenverteidiger Marcin Kaminski in die Sturmspitze. Zu einer Torchance kam der Pole allerdings nicht - stattdessen wechselte Heynckes mit Edel-Joker Müller den Sieg praktisch ein. Eine Viertelstunde nach seiner Hereinnahme drosch der Nationalstürmer den Ball flach und trocken an Zieler vorbei ins Netz.

Kurz vor dem Abpfiff hätte der Ex-Münchner Holger Badstuber (89.) fast noch für den Ausgleich gesorgt, seinen Kopfball parierte aber der erneut glänzende Ulreich. Auch Akolo (90.+5) belohnte die späte Drangphase des VfB nicht.