Köln-Kapitän Geromel nimmt alle Schuld auf sich
Köln (dpa) - Die Mannschaft verunsichert, der Kapitän hilflos, der Trainer erstmals stocksauer: Es läuft alles schief beim 1. FC Köln. Das 1:2 (1:2) gegen den 1. FC Nürnberg war fast schon wieder ein fußballerischer Offenbarungseid.
Das Bundesligateam des neuen Chefcoachs Stale Solbakken gerät abermals in den Strudel nach unten. Doch wenigstens einer hatte die Stirn, sich zu bekennen: „Ich habe Schuld, es ist meine Verantwortung.“ Innenverteidiger Pedro Geromel, von Solbakken zu Saisonbeginn als Nachfolger von Publikumsliebling Lukas Podolski zum Spielführer ernannt, nahm beide Gegentreffer auf seine Kappe. Zweimal foulte er im Strafraum, zweimal nutzte Simons die Chance, traf in der 31. und 35. Minute eiskalt vom Punkt und legte damit die Basis zum zweiten Auswärtssieg der Franken in der noch jungen Saison.
Und weil die Kölner vor 43 200 Zuschauern nur durch Adil Chihi (39.) erfolgreich waren, stand am Ende dramatischer und spannender 90 Minuten die zweite Heimpleite der Solbakken-Elf fest - und der Norweger war trotz aller skandinavischer Zurückhaltung auf 180: „Das war die größte Enttäuschung in meiner kurzen Zeit hier in Köln. Diese Leistung kann ich nicht akzeptieren.“
Alle warteten nach dem 4:3 in Hamburg auf den großen Befreiungsschlag, doch spätestens jetzt ist die Krise da. „Wir waren zu dumm, wir haben blöde Fehler gemacht“, schimpfte Keeper Michael Rensing, der sich Chihi mächtig zur Brust nahm. „Der soll nicht am eigenen Sechzehner mit seinen scheiß Dribblings anfangen“, monierte der 27-Jährige den Leichtsinn Chihis, der fast zu einem weiteren Gegentreffer geführt hätte.
Rensing sieht Parallelen zur Vorsaison, als der FC mit Chefcoach Zvonimir Soldo zum Start massive Probleme entwickelte und sich am Tabellenende wiederfand: „Ich habe keine Lust darauf, dass es noch einmal so wird wie im vergangenen Jahr“, sagte Rensing, der allerdings erst im Januar zu den Kölnern stieß. Ausgerechnet jetzt muss der FC die Rheinseite wechseln und bei Champions-League-Starter Bayer Leverkusen antreten.
„Wir müssen sehr hart arbeiten“, verlangte der immer mehr in Ratlosigkeit verfallende Solbakken seinem Team vor dem Gang unter das Bayer-Kreuz noch intensivere Anstrengungen ab, die immer deutlicher werdenden Defizite, die auch den ehemaligen Kapitän Podolski befallen haben, schnellstmöglich abzustellen.
„Club“-Coach Dieter Hecking hatte am Tag vor seinem 47. Geburtstag gut Lachen. „Ich habe in der Statistik gelesen, dass ich als Trainer noch nie in Köln gewonnen habe. Da habe ich meiner Mannschaft gesagt, diese Statistik hätte ich gern ausradiert.„ Gesagt, getan: Da konnte Hecking sogar Gelb-Rot gegen seinen Stürmer Tomas Pekhart (42.) akzeptieren, obwohl er sich anfangs maßlos über Schiedsrichter Michael Weiner echauffierte: „Aber im Nachhinein muss ich sagen, das ist vertretbar.“
Am Ende wurde Weiner von fast allen in Schutz genommen. Geromel räumte zweimaliges Berühren seiner Gegenspieler ein und ließ Solbakken zu der Überzeugung kommen, „keine Probleme“ mit beiden Elfmetern zu haben. Hecking nahm Gelb-Rot für Pekhart hin - nur Rot für den Kölner Miso Brecko wegen groben Foulspiels (75.) war wohl übertrieben.