Werder immer tiefer in die Krise - 1:2 gegen Augsburg

Bremen (dpa) - Unter den lautstarken Pfiffen der Bremer Fans schlich ein völlig bedienter Viktor Skripnik in die Kabine. Nach einer fast schon historischen Niederlagenserie in der noch jungen Saison gerät der umstrittene Werder-Coach immer mehr unter Druck.

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Konsequenzen muss Skripnik nach dem 1:2 (1:0) gegen den FC Augsburg am Sonntag aber noch nicht fürchten. Sportdirektor Frank Baumann und Aufsichtsratschef Marco Bode wollten unisono nichts von einer Trainerdiskussion wissen.

Das stellte Baumann unmittelbar nach der dritten Pflichtspiel-Niederlage seit Saisonbeginn klar. Ähnlich formulierte es Bode. „Wir stehen komplett hinter Viktor Skripnik. Ich finde es unangebracht, zu so einem frühen Zeitpunkt der Saison eine Trainerdiskussion anzufangen. Das wird mit uns nicht passieren“, betonte Bode bereits zur Pause beim Pay-TV-Sender Sky.

Dennoch dürfte es für Skripnik immer ungemütlicher werden. Das ist Teil dieses harten Geschäfts. „Das ist kein Spaziergang. Wir werden definitiv nicht hektisch“, sagte der Coach. Mit drei Niederlagen war Werder letztmals vor 49 Jahren in eine Saison gestartet. Bereits nach der enttäuschenden Vorsaison, als Werder nur knapp dem Abstieg entkommen war, hatte der Ukrainer auf der Kippe gestanden. Der neue Sportdirektor Baumann verlängerte schließlich mit dem Trainer den Vertrag, um ein Zeichen zu setzen.

Besser wurde es allerdings nicht, auch nicht gegen Augsburg. Dabei waren die Bremer durch einen verwandelten Foulelfmeter von Aron Johannsson noch in Führung gegangen (45.+2). Der FCA drehte aber in der zweiten Halbzeit vor 39 430 Zuschauern im Weserstadion durch Tore von Jeffrey Gouweleeuw (52.) und Konstantinos Stafylidis (73.) das Spiel und bescherte dem neuen Coach Dirk Schuster den ersten Sieg mit Augsburg in der Bundesliga.

„Wir wussten, dass wir Zeit brauchen, bis die Automatismen greifen“, sagte Baumann und zeigte Verständnis für die Pfiffe der Anhänger: „Die Fans hatten im letzten Jahr eine harte Saison. Dass sie enttäuscht sind, ist verständlich.“

Enttäuscht sind die Fans vor allem über die Spielweise der Werder-Profis. Die mit einem 0:6-Debakel bei Bayern München gestarteten Bremer zeigten eine wenig begeisternde Vorstellung vor eigenem Publikum. Ohne Leistungsträger wie Claudio Pizarro, Max Kruse, Santiago Garcia oder Philipp Bargfrede taten sich die Bremer im Spielaufbau schwer.

Dazu gab das Skripnik-Team die Führung fahrlässig her. „Der Trainer hat vor den Standards gewarnt, trotzdem ist es passiert“, sagte Kapitän Clemens Fritz und entschuldigte sich für den Auftritt: „Wir spannen die Fans auf die Folter. Das tut mir leid. Ich weiß nicht, woran es liegt.“

Ratlos war auch Zlatko Junuzovic: „Irgendwie ist der Faden gerissen. Nach dem Rückstand fehlte die Power, das Spiel zu drehen. Das Selbstvertrauen ist momentan nicht da. Die letzten Wochen ist sehr viel auf die Mannschaft eingeprasselt. Wir müssen intern die Sachen analysieren und uns zusammenschweißen.“ Leichter wird es nicht, zumal sich auch noch Luca Caldirola verletzte und ins Krankenhaus musste.

Die mit 0:2 gegen Wolfsburg in die Saison gestarteten Augsburger präsentierten sich in Bremen lange abwartend, ehe sie in der zweiten Halbzeit stärker aufspielten. Trainer Schuster ließ sein Team früh attackieren und schnell umschalten. „Das war ein Spiel, wo die Zuschauer auf ihre Kosten gekommen sind, wenn sie Augsburger waren“, sagte Schuster.

Der Coach konnte aber auch glücklich sein, dass Werder kurz nach der Pause nicht einen zweiten Elfmeter zugesprochen bekam, als Martin Hinteregger Lamine Sane klar umklammerte. Das sei „griechisch-römisch“ gewesen, merkte Schuster an. Der österreichische Neuzugang, der sein Debüt gab, hatte schon den ersten Strafstoß an Junuzovic verschuldet.