Werder tiefer im Sog nach unten - Bekenntnis zu Schaaf
Leverkusen (dpa) - Die Gefahr ist extrem groß, Thomas Schaaf bleibt trotzdem Werder-Coach. „Ein Trainerwechsel zu diesem Zeitpunkt wäre absoluter Nonsens“ - klarer konnte das Bekenntnis des Bremer Fußball-Geschäftsführers Thomas Eichin für seinen leitenden Angestellten kaum sein.
„Es wird auch keine Gespräche geben“, machte Eichin deutlich, dass Trainer-Denkmal Schaaf auch im „Endspiel“ gegen 1899 Hoffenheim sportlich das Sagen haben wird. Schaaf verwies nach dem 0:1 (0:1) bei Bayer Leverkusen, das sich damit fast sicher für die Champions League qualifiziert hat, vehement darauf, dass er nicht aufgeben werde. Für ihn werde sich aus eigenem Antrieb nichts ändern. „Ich glaube, ich habe keinen erkennbaren Sprachfehler“, belehrte er einen hartnäckigen Medienvertreter, der mit seinen Fragen immer wieder auf die Möglichkeit abzielte, dass Schaaf seinen bis Ende kommender Saison laufenden Vertrag nicht erfüllen könnte.
Eines ist aber noch klarer geworden: Mit dem zehnten nicht gewonnenen Spiel nacheinander taumelt Werder rasanter denn je nach unten. Jetzt setzen sie alle Hoffnungen auf die beiden Heimpartien gegen Mitkonkurrent Hoffenheim und Eintracht Frankfurt. „Da müssen wir punkten“, forderte Bremens Kapitän Clemens Fritz. Denn nach dem entscheidenden Gegentor durch Stefan Kießlings verwandelten Foulelfmeter (35. Minute) beträgt der Vorsprung auf den 16. Tabellenplatz nur noch zwei Punkte, die Angst vor der Relegation oder gar Schlimmerem wächst.
An der Elfmeterentscheidung von Schiedsrichter Deniz Aytekin erregten sich Schaaf und Eichin. Eichin empfand es mit verbaler Zurückhaltung als „außergewöhnlich“, dass sich Aytekin von seinem Assistenten überstimmen ließ und erst nach Rücksprache auf den Punkt zeigte. Zuvor hatte Werder-Keeper Sebastian Mielitz, der für die Aktion Gelb sah, Sidney Sam von den Füßen geholt - nach einer angeblichen Abseitssituation. Logische Folge im Werder-Denken: Dann hätte sich die Strafstoßfrage gar nicht stellen dürfen.
Schaaf fühlte sein Team benachteiligt: „Wenn man eine Regel hat und sie so auslegt, muss das Woche für Woche gleich sein.“ Ihm fehlte schlichtweg das Verständnis für Aytekins Entscheidungsfindung. Schaaf drängte sich der Eindruck auf, „dass jeder so sein eigenes Regelbuch dabei hat“.
Grundsätzlich waren die Voraussetzungen für einen tollen Werder-Auftritt vor 30 210 Zuschauern schon vor dem Anpfiff denkbar schlecht. Erst am Tag vor der Partie suspendierten die Bremer ihre Profis Marko Arnautovic und Eljero Elia wegen Disziplinlosigkeit. Ob beide zurückkommen? „Das weiß ich nicht“, sagte Eichin, wiederholte aber, dass die beiden „gegen die Regeln verstoßen haben“.
Die Autobahn-Affäre, deretwegen Arnautovic und Elia als Offensivkräfte fehlten, zeigte ihre Folgen: Nach vorn war Werder sehr schwach. Defensiv zog sich die Schaaf-Elf gut aus der Affäre und stand in der 72. Minute sogar vor dem 1:1. Doch Zlatko Junuzovic ließ sich, völlig allein vor dem Bayer-Tor, von Keeper Bernd Leno den Ball vom Fuß (72.) nehmen.
Dass die Werder-Anhänger ihre Mannschaft und den Trainer noch lange nach dem Abpfiff für eine ihrer Meinung nach engagierte Vorstellung mit Sprechchören feierten, befand Schaaf als sehr ermutigendes Signal für den Showdown: „Das war großartig, das war einzigartig. Ein Dankeschön an unsere Fans.“
Spieldaten:
Ballbesitz in %: 66,7 - 33,3
Torschüsse: 8 - 11
gew. Zweikämpfe in %: 49,7 - 50,3
Fouls: 22 - 18
Ecken: 7 - 6
Quelle: optasports.com