Stell dir vor, es ist Bundesliga . . .

Hoffenheim gegen Leverkusen — Fernsehen ohne Fans.

Und keinen interessiert es. Am Freitagabend empfängt in der Liga, die keine torlosen Remis mehr kennt, Hoffenheim die Elf von Bayer Leverkusen. Der zweit- trifft auf den viertbesten Sturm der Liga. Tore sind zu erwarten. Und dennoch droht dem Bundesliga-Überträger Sky eine Einschaltquote von genau null.

Das gab es schon einmal in dieser Spielzeit: Beim munteren 3:1 Sieg von Bayer gegen Wolfsburg schauten etwa 5000 Fans vor dem TV zu. Das ergibt gerundet laut Media Control eine Nullquote. In der vergangenen Saison gab es 13 Mal Fernsehen ohne Fans in der Bundesliga. Leverkusen war viermal beteiligt. Schlechter war nur Wolfsburg (fünfmal).

Dabei tun die Leverkusener doch alles, um gemocht zu werden. Von den Vizekusen-Pillendrehern wurden sie zur Werkself, und nun soll eine Vereinskampagne sie zum beliebtesten Zweitclub der Fans machen. Dabei haben die Verantwortlichen nur leider vergessen, dass Fußballfans die Treue zu ihrem Verein ernster nehmen als ein Ehegelübde. Zweitverein? Moralisch nicht vertretbar.

Nun trifft Quotenkiller Leverkusen also auf Hoffenheim. Und die Hopp-Truppe, Sie ahnen es, will auch keiner sehen. Das Magazin „Meedia“ hat für die vergangene Saison ausgerechnet, wie die TV-Zuschauertabelle aussieht, wenn man die parallel laufenden Samstagsspiele um 15.30 Uhr vergleicht. Die Letzten vier Plätze von hinten: Leverkusen, der VfL Wolfsburg, FC Augsburg und 1899 Hoffenheim. Ganz vorne die üblichen Verdächtigen: FC Bayern, Borussia Dortmund und Schalke 04.

Wären Sky-Kunden Intendanten, würde dieser TV-Trash wohl sofort abgesetzt. Nur ist die Bundesliga wie ein guter Eintopf. Auch die Graupen gehören dazu und müssen mitgegessen werden — Wurststücke rauspicken gilt nicht. Also am Freitagabend tapfer einschalten. Läuft ja auch sonst kein Fußball im Fernsehen. Da kann beinahe jeder Fan endlich einmal mit Überzeugung den verpönten Satz sagen: „Mir ist egal, wer gewinnt, ich will nur ein gutes Spiel sehen.“