Totes Kapital? Patrick Helmes muss bleiben

Wolfsburg (dpa) - Und schon wieder wurde eine Chance zum Wechsel vertan. Auch im Winter schaffte Ex-Fußball-Nationalspieler Patrick Helmes trotz mehrerer Interessenten den Absprung aus Wolfsburg nicht.

Der früher so treffsichere Angreifer muss bei Felix Magath bleiben und wirkt wie totes Kapital bei der Volkswagen-Tochter VfL Wolfsburg. Aberwitzig, wenn man sich die VfL-Transferpraxis anschaut. Für rund 50 Millionen Euro holte Magath in dieser Saison 20 Spieler - fast ein gesamtes Aufgebot.

Am letzten Tag der Winter-Wechselfrist zerschlug sich Helmes' gewünschter Transfer zum Zweitligisten Eintracht Frankfurt. „Die Parteien konnten sich nicht einigen. Patrick bleibt in Wolfsburg“, sagte Spielerberater Gerd vom Bruch.

Der 27-Jährige verliert damit fast eine komplette Saison. Helmes wurde nach nur sechs Einsätzen von Magath im November zu den VfL-Amateuren in die Regionalliga geschickt. „Ich muss doch meine Mannschaft auf die Rückrunde vorbereiten“, sagte VfL-Amateurcoach Lorenz-Günther Köstner dazu, dass Helmes in der Vorbereitung keine Rolle spielte.

Doch nun folgt ein Hoffnungsschimmer. Helmes durfte am Mittwoch wieder bei den Profis mittrainieren. Der Stürmer werde seine Chance bekommen, kündigte Magath an.

Helmes steckt dennoch in der Zwickmühle. Im Sommer hatte er sich geweigert, sich gegen seinen Willen nach Frankreich transferieren zu lassen. „Seine Stärken sind der Torabschluss und die Chancenverwertung. Das sind nicht die Qualitäten, die wir im Moment in der Vordergrund stellen müssen“, begründete Magath später Helmes' Degradierung und spielte damit auf dessen Defensivschwäche an. Tatsächlich soll vor allem aber die Chemie zwischen beiden nicht gestimmt haben. An Interessenten hat es bei Helmes nie gemangelt. Magath selbst sprach von mehreren Angeboten.

Der niedersächsische Nachbar Hannover 96 etwa wollte den Stürmer ausleihen. Die Nachfrage aus der Landeshauptstadt führte sogar kurzzeitig zu atmosphärischen Störungen zwischen den Clubs. Magath wollte Helmes nicht zu einem Konkurrenten ausleihen, sondern nur verkaufen. Dabei wurden nahezu alle Spieler, die den VfL verließen, lediglich ausgeliehen.

So war es bei Thomas Kahlenberg (Evian), Tolga Cigerci (Mönchengladbach), Ja-Cheol Koo (Augsburg), Sotirios Kyrgiakos (Sunderland) oder Srdjan Lakic (Hoffenheim). Nur bei Helmes klappte die Ausleihe nach Frankfurt nicht. In die zweite Liga wäre ein solches Modell für Magath nämlich doch denkbar gewesen.

Bereits im Sommer 2011 verließen Simon Kjaer und Diego - zwei Profis, die bei einem Verkauf beträchtliche Summen eingebracht hätten - den Club lediglich auf Leihbasis und dürften im Sommer wieder im Mammutkader des VfL stehen. Der umfasst aktuell 37 Spieler - ohne die Ausgeliehenen. Und ohne Helmes. Im Sommer ergibt sich die nächste Chance zum Wechsel, bis dahin muss er unter seinem Niveau trainieren.