Turbulenter Spieltag - Neue Diskussionen um Videobeweis
Düsseldorf (dpa) - Aufregung in Dortmund, Krimis in Stuttgart und Bremen, Genugtuung auf Schalke - am 19. Bundesliga-Spieltag ging es auf fast allen Plätzen turbulent zu. Vor allem das Geschehen beim 2:0 des BVB über Ingolstadt dürfte bei keinem Saisonrückblick fehlen.
Weil Schiedsrichter Guido Winkmann trotz entlarvender Bilder auf der Stadionleinwand den Abseitstreffer von Pierre-Emerick Aubameyang zum 1:0 nicht zurücknahm, wurden neue Rufe nach der Einführung des Videobeweises laut. „Wenn wir heute einen Spielleiter gehabt hätten, der nur halb so gut gewesen wäre wie wir, dann hätten wir garantiert etwas mitnehmen können“, klagte FCI-Trainer Ralph Hasenhüttl.
Wutentbrannt, aber vergeblich wies Gäste-Torhüter Ramazan Özcan den Referee auf die von der Dortmunder Stadionregie eingespielten Bilder hin. „Dortmund war so clever und hat das Tor über die Video-Leinwand gezeigt. So viel Dummheit muss eigentlich bestraft werden“, befand Ingolstadts Innenverteidiger Marvin Matip. Nach dem Spiel räumte Winkmann seinen Fehler ein, verwies aber auf die Regeln. „Fakt ist, es ist Abseits. Selbst wenn ich das Abseitstor auf der Leinwand gesehen hätte, dann hätte ich es nicht zurücknehmen dürfen. Es war eine Tatsachenentscheidung.“
Dank der Mithilfe des Unparteiischen, der auch bei zwei weiteren strittigen Entscheidungen zugunsten des BVB entschied, verkürzte die Borussia den Abstand auf Spitzenreiter FC Bayern zumindest für einen Tag auf fünf Zähler.
Zudem baute der beste Tabellenzweite der Ligahistorie (44 Punkte) den Vorsprung auf den Dritten Hertha BSC (34) weiter aus, der sich in Bremen mit einem 3:3 begnügen musste. Dass die nach wie vor abstiegsbedrohten Bremer als bislang schlechtestes Heimteam der Liga trotz 0:2 und 1:3 noch zu einem Punkt kamen, machte Trainer Viktor Skripnik Mut für den weiteren Saisonverlauf: „Diese Mannschaft steigt nicht ab. Für die Moral ist das perfekt.“
Ähnlich groß wie bei Skripnik war die Freude bei VfB-Coach Jürgen Kramny nach dem irren 2:1 über den Hamburger SV. Beim wilden Jubel über den späten Siegtreffer von Joker Artem Krawets rutschte der Coach aus und zerriss seine Hose. „Die muss ich wohl wegschmeißen“, sagte der Coach schmunzelnd. Durch ihren dritten Sieg in Serie konnten die nun insgesamt fünfmal in Serie unbesiegten Stuttgarter den Abstand zu den direkten Abstiegsplätzen weiter vergrößern. Gleichwohl sieht Kramny noch viel Arbeit: „Wir stecken nach wie vor im Abstiegskampf.“
Immerhin zogen die Schwaben mit dem stark in die Saison gestarteten Aufsteiger aus Darmstadt nach Punkten gleich. Dabei profitierte der VfB von der Mithilfe der Schalker, die beim 2:0 auf dem Rumpel-Acker am Böllenfalltor eine Trotzreaktion zeigten. Dank des verdienten Erfolgs dürfte sich die durch Berichte über den angeblich im Verein umstrittenen Trainer André Breitenreiter verursachte Aufregung vorerst gelegt haben. „Wenn man sieht, wie wir heute gespielt haben, erübrigt sich die Diskussion“, kommentierte Mittelfeldspieler Johannes Geis, „jeder tritt für jeden ein. Der Trainer erreicht uns.“
Wirklich entspannt war Breitenreiter jedoch auch nach den Siegtreffern der starken Jungstars Max Meyer und Leroy Sané nicht. Dem Reporterteam des TV-Senders Sky, der von interner Kritik an seiner Arbeit berichtet hatte, verweigerte er nach der Partie das obligatorische Interview.
Beim Schlusslicht aus Hannover hat sich die Transferoffensive im Winter noch nicht bezahlt gemacht. Der 1:2-Heimschlappe gegen Darmstadt zum Rückrundenauftakt vor einer Woche folgte ein verdientes 0:3 in Leverkusen. Damit wuchs der Abstand zum Relegationsplatz 16 bereits auf fünf Punkte an. Ausgerechnet der in den vergangenen Wochen von Hannover umworbene Stefan Kießling leitete die Niederlage mit seinem Treffer zum 1:0 ein. Das bereitete Trainer Thomas Schaaf zusätzlichen Frust: „Es wäre schön, wenn wir ihn hätten.“