„Und rüber und runter“ - VfL-Profis schwitzen
Wolfsburg (dpa) - Superstar Diego japst nach Luft, der Däne Thomas Kahlenberg robbt auf allen Vieren zur nächsten Station. Das schweißtreibende Zirkeltraining von Felix Magath hat es in sich.
Bis in zehn Tagen will der neue Coach des VfL Wolfsburg die Konditionsprobleme seines Teams behoben haben. „Und los“, kommandiert Magath unmissverständlich. Den vielzitierten „Hügel der Leiden“, Überbleibsel aus seiner ersten Amtszeit in der VW-Stadt von 2007 bis 2009, müssen die vom Abstieg bedrohten Fußballer nicht besteigen. Noch nicht. Die Erhebung auf dem Trainingsgelände, die Magath selbst als sein „Denkmal“ bezeichnet, hatte der 57 Jahre alte VfL-Meistercoach von 2009 zu Fitnesszwecken anlegen lassen. Sie wirkt an diesem Vormittag wie eine Drohung.
Ein durchdringender Pfiff durch Mark und Knochen leitet die Leiden der Wolfsburger Profis ein. Unerbittlich korrigiert Konditionstrainer Werner Leuthard die Kraftübungen der verbliebenen Akteure, die nicht zu Länderspielen reisen mussten. Als Filigrantechniker Diego Magaths Lieblingsgerät, den Medizinball, verliert, den er zwischen seinen Beinen eingeklemmt von links nach rechts und wieder zurück balancieren soll, ist Leuthard sofort zur Stelle und bugsiert ihn wieder zwischen Diegos feine Füße. „Und weiter.“
Vier Tage nach seiner überraschenden Vorstellung in Wolfsburg setzt Magath seine Ankündigung in die Tat um, nun Kondition bolzen zu wollen. Genau in diesem Bereich hat der Fitnessfanatiker das Haupt-Defizit beim Tabellen-Vorletzten ausgemacht. „Die Mannschaft ist in einem schlechten Zustand“, hatte Magath nach dem Last-Minute-Ausgleich des VfB Stuttgart beim 1:1 am Sonntag gewettert - eine Spitze gegen seine Vorgänger Steve McClaren und Pierre Littbarski.
Auch „Litti“ ist am Dienstag mit auf dem Trainingsplatz. Der Vertrag des 50-Jährigen läuft noch bis 2012, doch Littbarski steht nur noch abseits, sagt kaum etwas. Das Training leiten ausschließlich Magath und dessen Assistenten Leuthard und Bernd Hollerbach. Magath kommandiert, Leuthard korrigiert. „Abajo, abajo - (Runter, runter)“, ruft Leuthard dem eigentlich portugiesisch sprechenden Brasilianer Cicero auf spanisch zu, als dieser Sprungübungen nicht exakt ausführt. „Gut“, brüllt Magath. Die Übung ist beendet, die Quälerei nicht. Ein Pfiff. „Und los!“ Weiter geht's mit der nächsten Übung.
Zweimal je 20 Minuten dauert das harte Zirkeltraining, unterbrochen nur von einer fünfminütigen Trinkpause. Der Beginn war noch zaghaft: Leichte Lauf- mit Passübungen zum Warmwerden, doch jetzt lernen die Spieler, die 2009 noch nicht in Wolfsburg waren, wie ein Training unter Magath aussehen kann. Diego hat sogar Probleme mit dem Gleichgewicht bei den Koordinationsübungen im Zirkel.
Winter-Neuzugang Tuncay kriecht über den Rasen und schüttelt den Kopf. Davon war nicht die Rede, als ihn Ex-Manager Dieter Hoeneß verpflichtet hatte. Jetzt ist Hoeneß weg. Magath hat das Zepter in der Hand. „Und rüber und runter“, raunzt er Stürmer Patrick Helmes zu. Dann, endlich, schließt Magath den Zirkel. „Und gut“, ruft er. Tuncay bleibt erschöpft am Boden liegen. Torhüter André Lenz hilft dem Türken beim Aufstehen.
Ein lockeres Trainingsspielchen, neun gegen neun, beendet die Einheit. Diego und Tuncay laufen nur noch kraftlos über das Feld. Zum Ende ein Schuss. Helmes trifft, Magath pfeift. Die Einheit ist endgültig zu Ende. Die Spieler sind fertig - die Woche hat gerade erst begonnen. Mittelfeldmotor Josué schwant nichts Gutes. „Diese Woche wird hart“, sagt der Brasilianer und schlurft in die Kabine.