Van Gaal rechnet mit Bayern-Präsident Hoeneß ab
München (dpa) - Eineinhalb Jahre nach seinem Rauswurf beim deutschen Fußball-Rekordmeister FC Bayern München hat Louis van Gaal noch einmal mit Uli Hoeneß abgerechnet.
„Der Einzige im Club, der immer auf meinen Abschied gedrängt hat, war Uli Hoeneß. Kein anderer. Darum wird auch keine weitere Zusammenarbeit mehr zwischen uns beiden möglich sein“, sagte der niederländische Coach in einem Interview der „Sport Bild“. Van Gaal war im April 2011 beim deutschen Rekordmeister beurlaubt worden.
Zwar verstehe er die Bedeutung des heutigen Präsidenten Hoeneß für den FC Bayern. „Es war nicht Beckenbauer, Breitner oder jemand anderes, der den Club so groß gemacht hat. Das war allein das Werk von Uli Hoeneß.“ Trotzdem sei es seine Meinung, das es „keineswegs eine gute Sache ist, wenn die Macht bei so einem großen Club wie dem FC Bayern nur bei einer Person liegt“, befand van Gaal.
Der Verein habe eine Struktur, „in der der Präsident vom Vorstand bis runter zum Trainer alles beeinflussen kann. Franz Beckenbauer hat das nicht gemacht, Uli Hoeneß dagegen sehr viel. Er hat viel Macht und benutzt diese auch.“ Selbst um die Trainer-Arbeit habe er sich gekümmert. „Der Präsident kann das nicht, weiß auch nicht, was in der Mannschaft wirklich passiert“, argumentierte van Gaal. „Darum sollte er sich nicht einmischen.“
Der Bayern-Vorstand könne auf Dauer nicht gegen Hoeneß sein, sagte der niederländische Nationaltrainer, der den FC Bayern im ersten Jahr zum Double aus Meisterschaft und Pokal sowie ins Finale der Champions League geführt hatte. „Karl-Heinz Rummenigge hat sehr lange für mich gestritten“, erinnerte van Gaal. Am Ende habe Rummenigge aber „eben den Schulterschluss mit Uli Hoeneß suchen müssen“.
Dennoch zog van Gaal im Rückblick eine positive Bilanz: „Ich hatte in München eine sehr schöne Zeit, habe dort einen neuen Fußball eingeführt - darum blicke ich zurück mit einem guten Gefühl.“ Nach Ende der Ära Hoeneß könne er sich eine zweite Trainer-Amtszeit beim FC Bayern vorstellen, bekräftigte der niederländische Nationalcoach. „Ob Ajax, Barcelona oder Alkmaar, in all meinen Clubs bin ich noch mal als Trainer zurückgekommen - so wie in der Nationalelf. Jetzt bleibt nur noch Bayern übrig. Ich würde es auf jeden Fall schön finden.“
Vor dem Test-Duell in zwei Wochen gegen die deutsche Nationalelf lobte der Oranje-Coach Joachim Löw. „Er macht für Deutschland einen sehr guten Job.“ Das deutsche Team spiele unter dem Bundestrainer jetzt so, „wie ich es beim FC Bayern eingeführt habe“, erklärte van Gaal. „Ich habe zwar das System beim FC Bayern eingeführt, aber er war dafür verantwortlich, dass es bei Deutschland eingeführt wurde.“
Kritik übte van Gaal an Löws Matchplan im EM-Halbfinale. „Die Entscheidungen, die Jogi mit seinen Spielern beim Italien-Spiel getroffen hat, waren nicht gut für die Mannschaft. Damit bin ich aus taktischer Sicht nicht einverstanden. Allerdings kann ich von außen nicht sagen, was sich innerhalb des Teams abgespielt hat.“