Vereinswechsel kurbelt Karriere wieder an

Berlin (dpa) - Tim Wiese ist ein abschreckendes Beispiel dafür, wie ein Vereinswechsel in die Sackgasse führen kann. Im Gegensatz dazu brachte eine Standortveränderung die Laufbahn von René Adler, Srdjan Lakic und Nils Petersen wieder so richtig ins Rollen.

Einmal von ganz oben nach unten und wieder zurück: Für René Adler verliefen die zurückliegenden zwei Jahre turbulent. Dass der Torwart am Samstag im Bundesligaspiel des Hamburger SV bei Meister Borussia Dortmund als aktueller Nationalspieler aufläuft, wäre vor einem Jahr noch undenkbar gewesen. „Ohne den Wechsel nach Hamburg und den Rückhalt, den ich hier erfahren habe, wäre auch eine Rückkehr in die Nationalmannschaft nicht möglich gewesen“, sagte der gebürtige Leipziger, der nach 812 Tagen beim 2:1-Sieg in Paris gegen Frankreich sein Comeback in der DFB-Auswahl gab.

Adler ist quasi das Gegenstück zu Ex-Nationalkeeper Tim Wiese, der nach seinem Wechsel von Werder Bremen nach Hoffenheim einen beispiellosen Absturz erlebte. Adlers Standortveränderung brachte hingegen das Glück zu ihm zurück, das er bis ins Jahr 2011 auch in Leverkusen genoss. Doch eine Rippen- und folgende Knieverletzung kosteten den 28-Jährigen in der Nationalelf und anschließend im Club den Stammplatz. „Das war eine sehr harte Zeit. Ich habe Ohnmacht gespürt, und es hat mir sehr wehgetan zu sehen, dass man austauschbar ist“, sagte Adler.

Beim HSV ist Adler inzwischen nicht mehr wegzudenken. Aus einer mittelmäßigen Mannschaft sticht der Routinier heraus. Nach seinen bärenstarken Leistungen wählten ihn die Bundesliga-Kollegen zum besten Torwart der Hinrunde.

Eine ähnliche Durststrecke samt phänomenaler Wiederkehr erlebte auch Srdjan Lakic. Die Leidenszeit des Stürmers hielt genau 630 Tage an. Solange benötigte der Kroate, bis er in der Bundesliga wieder traf. Dazwischen war er abgetaucht, hatte es für Wolfsburg und Hoffenheim zusammen nur auf 25 Einsätze gebracht. Dann erfolgte in der Winterpause der Wechsel zu Eintracht Frankfurt - und das Traumdebüt mit zwei Toren im Spiel beim HSV. „Ich habe davon geträumt, solch einen Moment wieder erleben zu dürfen“, kommentierte er seinen perfekten Einstand.

Frankfurts Trainer Armin Veh sprach anschließend von einer „geilen Geschichte“. Gegen den 29-Jährigen, der nach Toren gerne auf seinen Bizeps deutet, gab es in Frankfurt durchaus Vorbehalte. Für die Chance auf einen Neuanfang ist der Angreifer dankbar: „Ich finde es klasse, dass die Leute an mich glauben, obwohl ich so viele Probleme hatte.“

Ins Stocken geraten war auch die Karriere von Nils Petersen. Als Torschützenkönig der 2. Bundesliga war der Cottbuser im Sommer 2011 mit großen Erwartungen zum FC Bayern München gewechselt. Im Starensemble des Rekordmeisters verkam er aber vom Hauptdarsteller zur Zweitbesetzung. Doch jetzt ist Petersen auf der Bundesliga-Bühne wieder präsent. Dem Ausleihgeschäft mit dem SV Werder sei Dank. Für die Bremer trifft der schlagfertige Mann aus dem Ostharz in schöner Regelmäßigkeit. Durch seinen jüngsten Doppelpack gegen Hannover 96 wuchs sein Konto auf neun Treffer an.

In Bremen habe er das Gefühl, „wichtig zu sein“, sagt Petersen. Daher würde der 24-Jährige gerne an der Weser bleiben. Es könnte aber sein, dass der Leihspieler für die kommende Saison zurück zum FC Bayern und dann fürchten muss, erneut aufs Abstellgleis zu geraten. Dann könnte ein Vereinswechsel wieder ratsam sein.