Verwunderung über Huntelaar: Topstürmer sieht Rot
Gelsenkirchen (dpa) - Klaas-Jan Huntelaar verließ frustriert und ohne ein Wort die Arena. Bei den Teamkollegen und den Verantwortlichen des FC Schalke 04 herrschte Verwunderung über das unnötige und dumme Foul des Fußball-Torjägers.
Beim 1:0-Heimsieg über Hannover 96 kassierte der Niederländer in der 85. Minute die erste Rote Karte seiner Bundesliga-Karriere und schwächt damit sein Team im Topspiel am Dienstag bei Bayern München. „Rot war berechtigt. Vielleicht war etwas Frust dabei“, kommentierte Manager Horst Heldt Huntelaars überflüssige Attacke von hinten in die Beine von Manuel Schmiedebach.
Zudem geschah das Foul weitab jeder Gefahrenzone. „Klaas-Jan hat die falsche Entscheidung getroffen. Es war nicht bösartig, aber es ist sehr ärgerlich für uns“, ergänzte Heldt, der auf Milde des DFB-Sportgerichts hofft. Mit zwei bis drei Spielen Sperre muss Huntelaar aber wohl rechnen. „Ich erwarte ein normales Strafmaß. Er ist ja kein Wiederholungstäter“, sagte der Manager.
Auch Roberto Di Matteo unterstellte seinem ansonsten fairen Angreifer keine Absicht. Eher Ungeschicklichkeit im Zweikampf, denn der Ball war für Huntelaar eigentlich unerreichbar. „Er ist kein böser Spieler. Er wollte dem Gegner nicht wehtun, sondern den Ball erobern“, erklärte der Trainer. „Der Schiedsrichter stand gut und hat so entschieden. Schade, dass er eine Rote Karte bekommen hat.“
Torwart Fabian Giefer und Siegtorschütze Marco Höger, der die Partie zum Rückrundenstart mit einem strammen Schuss aus 15 Metern in der 32. Minute entschieden hatte, hoffen ebenfalls auf Nachsicht für Huntelaar. „Das kann jedem Mal passieren. Es ist sonst nicht seine Art“, sagte Höger. Auch Giefer war nach seinem gelungenen Debüt im Schalke-Dress eher verwundert. Aber es sei „nicht böswillig“ gewesen.
Für den ehrgeizigen Huntelaar, der gegen die gut organisierten Niedersachsen nicht seinen besten Tag erwischt hatte, ist es wohl schon Strafe genug, beim Spitzenreiter FC Bayern nicht mitwirken zu können. Und es wäre interessant gewesen, zu hören, wie der Stürmer seinen Blackout erklärt. Doch der 31-Jährige war nicht unter jeden drei Schalkern, die nach der Partie Rede und Antwort stehen durften.
Für Hannover hat sich die Reise in Revier einmal mehr nicht ausgezahlt. Zwar war Tayfun Korkut zufrieden mit dem Auftritt seiner Elf, in der Nationalkeeper Ron-Robert Zieler mit zahlreichen Paraden herausragte, aber: „Die Mannschaft hat sich erneut nicht belohnt, weil wir nichts Zählbares mitnehmen. Dabei hätten wir mindestens ein Unentschieden verdient gehabt“, befand der Coach. Zieler sieht das Team auf gutem Weg. „Aber uns fehlen ein, zwei Prozent, um Spiele, die auf der Kippe stehen, für uns zu entscheiden.“
Di Matteo, der nach wie vor acht Verletzte ersetzen muss, ist nun gezwungen, sein Team in München erneut umzustellen. Möglich, dass Kevin-Prince Boateng, der zunächst auf der Bank saß, neben Eric Maxim Choupo-Moting in vorderste Front rückt. Zudem verspürte Höger in der Schlussphase ein Ziehen im Oberschenkel und wurde vorsichtshalber ausgewechselt. „Ich hoffe, dass es nicht allzu schlimm ist und ich möglichst schnell wieder dabei sein kann.“ Dass die Bayern durch das 1:4 in Wolfsburg einen Knacks bekommen haben und es deshalb in München leichter wird, glaubt indes niemand auf Schalke. „Die Bayern kassieren selten Niederlagen, schon gar nicht zwei hintereinander. Aber wir versuchen es genauso zu machen wie Wolfsburg“, sagte Heldt.