VfB in Aufruhr: Verteidiger da, Chefposten umkämpft

Stuttgart (dpa) - Francisco Javier Rodríguez Pinedo ist Aufregung gewohnt. Der neue mexikanische Verteidiger des VfB Stuttgart wurde vor einem Monat nach einem positiven Dopingtest suspendiert, danach von seinem Verband freigesprochen und am Ende von einer späteren, negativen Probe quasi entlastet.

Am Freitag stellte sich der 29-Jährige mit dem Künstlernamen „Maza“ bei seinem neuen Verein vor, der gerade ebenfalls völlig in Aufruhr ist. Am Sonntag steht die mit Spannung erwartete Mitgliederversammlung des Fußball-Bundesligisten an, bei der gleich zwei Oppositionsgruppen gegen den Kandidaten des Aufsichtsrats, Gerd Mäuser, antreten wollen.

Die monatelange Debatte um die künftige Führungsspitze und -struktur hat den VfB stark aufgewühlt. „Das wird eine sehr delikate Mitgliederversammlung. Ich hoffe, dass sich der Verein dort so darstellt, wie er sich in den letzten Jahren immer präsentiert hat: stark, geschlossen und erfolgreich“, sagte der nach acht Jahren scheidende Präsident Erwin Staudt.

Die Frage, wer ihm nachfolgt und vor allem wie dieser Nachfolger ins Amt gelangt, hat die ganze Diskussion überhaupt erst ausgelöst. Laut Satzung darf der Aufsichtsrat nur einen Kandidaten nominieren, der dann von den Mitgliedern gewählt oder abgelehnt wird. Das Kontrollgremium mit dem mächtigen aber bei vielen Fans unbeliebten Dieter Hundt an der Spitze hat den früheren Porsche-Manager Mäuser vorgeschlagen, der neun Jahre lang selbst im Aufsichtsrat saß.

Weil Kritiker dieses Verfahren für undemokratisch halten und Mäuser nur für den verlängerten Arm von Hundt, gibt es diesen starken Gegenwind. Eine Oppositionsgruppe um den ehemaligen VfB-Torwart Helmut Roleder möchte am Sonntag eine Satzungsänderung erreichen, um mehrere Kandidaten zur Wahl zuzulassen. Eine andere Gruppe um den Bankmanager Björn Seemann hatte den Machtkampf mit ihrer Kritik an Hundt und Staudt eröffnet. Sie möchte bei der Versammlung aber erst abwarten, ob eine Satzungsänderung zustande kommt. Denn dafür ist eine satte Dreiviertel-Mehrheit der Mitgliederstimmen nötig.

Alle Parteien haben im Vorfeld massiv Stimmung für sich gemacht. Roleder und Seemann zogen jeweils von Fanclub zu Fanclub. Und auch der VfB ließ in einer Broschüre zur Wahl kräftig für seinen Kandidaten trommeln. „Es ist gut, dass die Versammlung jetzt ansteht. Irgendwann müssen wir zur Sache kommen“, sagte Mäuser.

Die Mannschaft wird von dieser Aufregung erst einmal nichts mitbekommen. Sie bezog am Freitag ein neuntägiges Trainingslager in Längenfeld/Tirol. Maza reiste dorthin nach, mit dem Kauf des Innenverteidigers vom PSV Eindhoven ist der VfB „erstmal durch“ (Sportdirektor Fredi Bobic), was die Verpflichtung von Neuzugängen angeht. „Wir mussten auf dieser Position noch etwas tun“, sagte Bobic. „Maza hat 61 Länderspiele bestritten und bei den letzten beiden Weltmeisterschaften zur Stammformation der Mexikaner gehört.“

Auch beim Doping-Verdacht gegen Maza sieht sich der VfB auf der sicheren Seite. „Wir haben uns natürlich beim mexikanischen Verband erkundigt. Und der hat uns auch schriftlich bestätigt, dass die Sache ad acta gelegt ist“, erklärte Bobic. „Dadurch, dass er so schnell freigesprochen wurde, hat sich das Thema für uns erledigt.“

Der Spieler bekräftigte bei seiner Vorstellung noch einmal, dass der positive Test auf die Substanz Clenbuterol durch den Verzehr von belastetem Fleisch zustande gekommen sei. „Dieser Vorfall war ein Unfall“, sagte Maza. „Ich war immer ein ehrlicher und professioneller Spieler. Und ich bin in meiner ganzen Karriere immer sauber und fair geblieben. Ich habe nie eine verbotene Substanz eingenommen.“