Nach Aus für Projektleiter Videobeweis-Debatte: DFL und Clubs fordern Besserung

Frankfurt (dpa) - Nach der Entmachtung von Projektleiter Hellmut Krug geht die Debatte um den umstrittenen Videobeweis in die nächste Runde.

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Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hält nach den bisherigen Pannen eine Neuordnung des Schiedsrichterwesens in der Fußball-Bundesliga für unausweichlich. Einige Manager der deutschen Eliteklasse fordern eine schnelle Vereinfachung im Umgang mit der Technik. „Die Pilotphase des Video-Assistenten hat schonungslos Probleme offengelegt, die es an einigen Stellen schon lange gibt und nun endlich behoben werden müssen“, sagte DFL-Präsident Reinhard Rauball.

Trotz aller bisherigen Probleme will die DFL am Videobeweis festhalten. Allerdings müsse sich zum einen die Kommunikation zwischen Schiedsrichter und Video-Assistent in Köln verbessern. Zum anderen sollte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) „schnellstmöglich eine eigenständige Organisation des Schiedsrichterwesens unter Beteiligung der DFL“ gründen, heißt es in dem DFL-Schreiben. In der Kritik steht das vielen bisher unklare Regelwerk im Umgang mit dem technischen Hilfsmittel. „Es ist ein schwieriges Projekt. Umso wichtiger ist, dass man aus den Fehlern lernt“, sagte Gladbachs Trainer Dieter Hecking der Deutschen Presse-Agentur.

Der DFB hatte auf die bisherigen Pannen bereits am Montag reagiert und den bisherigen Videobeweis-Chef Krug degradiert. Hecking begrüßt die bisherigen Bemühungen von DFB und DFL, die Unstimmigkeiten zu beheben. „Die jetzt getroffenen Maßnahmen machen jedenfalls für mich den Eindruck, dass man alles tut, um die Probleme in den Griff zu kriegen“, sagte er. Schalke-Manager Christian Heidel hält die Entmachtung Krugs für richtig. „Der Start ist einfach schlecht, er ist der Projektleiter, dann muss die Konsequenz gezogen werden“, sagte er bei Sky.

Zuvor waren Vorwürfe laut geworden, dass Krug als Projektleiter Videobeweis und Supervisor beim Bundesligaspiel des FC Schalke 04 gegen den VfL Wolfsburg zweimal in die Entscheidung des zuständigen Video-Assistenten eingegriffen habe. Beide Entscheidungen kamen laut „Bild am Sonntag“ Schalke zugute, aus dessen Stadt Gelsenkirchen der frühere FIFA-Referee kommt. Heidel bezeichnete diesen Vorwurf als „kilometerweit hergeholt“. Auch Krug und der beteiligte Video-Assistent Marco Fritz hatten die Eingriffe dementiert.

Der für Schiedsrichter zuständige DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann erklärte am Dienstag der „Sport Bild“ die Gründe, die zur Absetzung von Krug geführt haben. „Zum einen haben wir die Entscheidung zum Schutz vor unbekannten Angreifern getroffen. Wir wissen im Moment nicht, wer solche Dinge in die Welt setzt“, sagte Zimmermann. „Zum anderen glauben wir, dass wir diese Funktion des Supervisors in der jetzigen Rolle nicht mehr brauchen.“ Der VfL Wolfsburg wollte sich nach dem Aus von Krug dagegen nicht weiter zu der Personalie äußern.

Wie die Regeln im Umgang mit dem Videobeweis künftig aussehen, bleibt aber zunächst unklar. Der DFB teilte auf Nachfrage mit, dass er alle Möglichkeiten durchspiele. Es werde zeitnah ein Treffen mit den Vereinen geben. „Es muss eine Klarheit in der Struktur geben. So ein hochkomplexes Projekt kann nur mit einer guten Kommunikationslinie und Klarheit funktionieren“, fordert Sportvorstand Jochen Saier vom SC Freiburg. Er plädiert dafür, dass das Hilfsmittel in der Zukunft deutlich weniger eingesetzt wird als bisher: „Sonst leidet der Fußball darunter und es wird etwas kaputt gemacht.“