Vorzeigeprodukt Bundesliga weiter im Aufwind
Düsseldorf (dpa) - Torreich wie selten, stark wie nie - die Bundesliga wird mehr und mehr zum europäischen Vorzeigeprodukt. Nach zuletzt vier Siegen von deutschen Clubs in den Gruppenspielen der Champions League bestaunt das Ausland einmal mehr die wachsende Qualität des hiesigen Fußballs.
„Die Deutschen scheinen in Europa jetzt wirklich eine Nummer zu werden. Man schlägt ja im Moment alles, was da kommt“, schwärmte Bayern-Präsident Uli Hoeneß angesichts der starken Auftritte der Münchner, Dortmunder, Leverkusener und Schalker in der kontinentalen Königsklasse.
Zur Attraktivität der Liga trägt zudem die hohe Torquote bei. 212 Mal trafen die Teams vor dem achten Spieltag - so häufig wie seit 29 Jahren nicht. Erstmals in ihrer Geschichte gab es an den ersten sieben Spieltagen keine Nullnummer. Besonders ereignisreich waren bisher die Partien der Hoffenheimer. 18 eigenen Toren stehen 18 Gegentreffer gegenüber - das ergibt einen Schnitt von 5,14 Toren pro Partie. Diese erstaunliche Zahl kommentierte Cheftrainer Markus Gisdol mit Humor: „Es ist schon fast normal, dass man bei unseren Spielen einen Erlebniszuschlag erheben muss.“
Auch das Wochenende verspricht beste Unterhaltung. Schließlich kommt es beim Duell zwischen Leverkusen und München zum Kräftemessen der beiden Verfolger von Spitzenreiter Dortmund. Nicht nur die Tabellenkonstellation birgt Brisanz: Die Werkself ist das letzte Team, das den Triple-Sieger bezwang. Seit dem 1:2 vor heimischer Kulisse am 28. Oktober 2012 gegen Bayer erzielten die Münchner in der Bundesliga 27 Siege und fünf Unentschieden.
„Es spricht für die Bayern, dass sie seitdem nicht mehr verloren haben“, sagte Leverkusens Spielführer Simon Rolfes vor dem neuerlichen Aufeinandertreffen. Zum Rekord des Hamburger SV fehlen noch vier Partien ohne Niederlage. Ermutigt durch den bärenstarken Auftritt in Manchester (3:1), liebäugeln die Bayern mit der Wachablösung an der Spitze. „Mal schauen, was der Spieltag bringt. Wir wollen Tabellenführer werden“, sagte Karl-Heinz Rummenigge.
Nicht auszuschließen, dass der Wunsch des Münchner Vorstandsvorsitzenden in Erfüllung geht und der BVB den am 2. Spieltag eroberten Platz eins räumen muss. Dem Revierclub steht in Mönchengladbach eine schwere Aufgabe bevor. Das Favre-Team hat bisher alle drei Heimspiele gewonnen. Aus seiner Wertschätzung für den Gegner machte BVB-Coach Jürgen Klopp keinen Hehl: „Das ist eine der spielstärksten Teams der Liga.“ Zudem könnte die Partie zur Torflut beitragen: Seit 32 Spielen gab es kein 0:0 mehr. Im Schnitt fielen in insgesamt 82 Borussen-Duellen 3,3 Tore pro Partie.
Bei den Spitzenteams aus Dortmund, München und Leverkusen stehen bereits jeweils sechs Bundesligasiege zu Buche. Dagegen warten Nürnberg, Freiburg und Braunschweig noch immer auf ihren ersten Erfolg. Die besten Aussichten auf ein Ende der Serie hat der Tabellen-15. Nürnberg, der daheim auf den Drittletzten Hamburg trifft. Zum Leidwesen der Franken scheint der HSV jedoch unter der Regie des neuen Trainers Bert van Marwijk auf dem Weg der Besserung.
Zwei Punkte weniger als die Nürnberger hat der Vorletzte Freiburg. Trotz des 0:2 in der Europa League beim FC Sevilla gab sich Trainer Christian Streich vor dem wegweisenden Duell am Sonntag gegen Frankfurt zuversichtlich: „Die Jungs sind zu allem bereit, sie stehen ganz dicht beieinander.“
Noch bedenklicher ist die Lage bei Schlusslicht Braunschweig. Die verwirrenden Aussagen von Torsten Lieberknecht nach dem 0:4 gegen Stuttgart, die für Spekulationen um seinen möglichen Rückzug sorgten, werteten viele Beobachter als bewussten Weckruf des Fußball-Lehrers. Vor dem Nordderby gegen den VfL Wolfsburg stellte er jedoch unmissverständlich klar: „Ich werde hier nicht zurücktreten. Definitiv nicht. Ich werde alles geben bis zum Schluss. Der Optimismus ist wieder zurück.“