Job-Garantie bis Winterpause VW lässt sich Zeit mit Allofs-Nachfolge - Ismaël bleibt
Wolfsburg (dpa) - Plötzlich hat Volkswagen bei seinem Problemkind VfL Wolfsburg wieder alle Zeit der Welt. Einen Nachfolger für den beurlaubten Sportchef Klaus Allofs soll es bei der VW-Tochter kurzfristig nicht geben.
„Es sucht keiner im Moment“, sagte Clubchef Wolfgang Hotze der Deutschen Presse-Agentur. „Wir beschäftigen uns noch nicht mit Namen“, fügte er hinzu. Gespräche mit möglichen Kandidaten wie Jens Todt, Horst Heldt oder Matthias Sammer gab es bislang nicht und soll es auch kurzfristig nicht geben.
Der VfL will zunächst die vor der Winterpause noch ausstehenden Spiele gegen Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach abwarten und setzt auf das nun fehlende Alibi der Mannschaft. „Jetzt ist die Zeit der Charakterfrage“, sagte der angeschlagene Trainer Valerien Ismaël, der zunächst bleiben darf.
Dies machte auch Aufsichtsratschef Francisco Javier Garcia Sanz am 13. Dezember vor dem Training mit einem Anpfiff für die teuren VfL-Stars deutlich - ein Zeichen dafür, wie groß die sportliche Not beim Tabellen-15. inzwischen ist. „Es hat mehr als deutliche Worte gefunden. Was er gesagt hat, war sehr treffend, unmissverständlich für die Spieler“, berichtete Ismaël.
Von Hotze bekam Ismaël zumindest bis zur Winterpause eine Job-Garantie. „Das wird definitiv so sein“, bestätigte der frühere VW-Top-Manager. Nach dpa-Informationen ist Allofs-Zögling Ismaël aber kaum im Amt zu halten, sollte sich nicht noch vor Weihnachten die sportliche Wende ergeben.
Ein möglicher neuer Coach soll aber vom neuen Sportchef gesucht werden. Umso erstaunlicher, dass sich der von VW dominierte VfL-Aufsichtsrat mit dieser Personalie so viel Zeit lässt. „Unser dringlichstes Problem ist, die sportliche Situation zu verbessern“, begründete Hotze.
Und die sieht vor dem Spiel gegen Frankfurt am Samstag (18.30 Uhr) düster aus. Deshalb bittet der ebenfalls angeschlagene Coach Ismaël sein Team von Donnerstag an in ein Kurz-Trainingslager nach Königslutter bei Braunschweig. Seit vier Spielen ist der Club, der im April noch im Champions-League-Viertelfinale stand, in der Liga sieglos. Am Wochenende könnte der VfL sogar Tabellenletzter werden.
Gerade einmal vier Pünktchen holte der VfL unter Ismaëls Verantwortung aus sieben Spielen. Club-Eigner VW passte es daher offenbar gar nicht, dass Allofs trotz des Negativlaufs nicht erneut in der Trainerfrage tätig wurde. Nur Nachfolger Hotze will dies offenbar nun erstmal auch nicht.
In den Gesprächen, die der Aufsichtsrat mit einigen Spielern in den vergangenen Tagen geführt hatte, ergaben sich dem Vernehmen nach schwere atmosphärische Störungen zwischen dem Team und Allofs. „Anscheinend gab es Blockaden und tiefgründige Probleme“, sagte Ismaël. Die könnten nun gelöst sein, so das VW-Kalkül.
Dass der 64 Jahre alte Hotze, der sich eigentlich aus der Geschäftsführung zurückziehen wollte, Allofs' Aufgaben über die Winterpause hinaus behält, gilt als unwahrscheinlich. Sollte bis zum Trainingsauftakt am 3. Januar immer noch kein neuer Sportchef gefunden sein, soll die Umgestaltung des von Allofs glücklos zusammen gestellten Kaders ausgerechnet dessen langjähriger Assistent Olaf Rebbe (38) übernehmen. Eine dauerhafte Manager-Lösung ist er nach dpa-Informationen aber nicht.