„Wie ein Neuzugang“: Kagawa sehnt Comeback herbei

Bad Ragaz (dpa) - Endlich wieder Fußball, endlich wieder Spaß. Auch nach der dritten Übungseinheit des Tages hat Shinji Kagawa sein Lächeln nicht verloren. Nach mehrmonatiger Zwangspause sprüht der von einem Mittelfußbruch genesene Mittelfeldspieler von Meister Borussia Dortmund vor Tatendrang.

Die schwere Arbeit in der Vorbereitung seines Clubs im Schweizer Kurort Bad Ragaz scheint dem Japaner leichter zu fallen als seinen Mannschaftskollegen: „Ich bin froh, dass ich wieder auf dem Platz stehen kann und genieße diese Momente.“

Gleich im ersten Testspiel der neuen Saison gegen eine Sauerland-Auswahl stahl Kagawa allen die Schau. In seinem nur 45-minütigen Einsatz steuerte er drei Treffer zum 7:0 bei. Das verheißungsvolle Comeback des leichtfüßigen und ballsicheren japanischen Nationalspielers, der sich zum Ende der vorigen Saison mit einem Kurzeinsatz begnügen musste, bereitete BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke großes Vergnügen: „Er ist für uns wie ein Neuzugang. Mit ihm hätten wir in der Rückrunde mehr Tore geschossen.“ Selbst Kagawas kongenialer Mitstreiter Mario Götze geriet ins Schwärmen: „Shinji ist ein Weltklassespieler. Das sieht man jeden Tag im Training.“

Liebend gern würde der BVB den bis 2013 datierten Vertrag mit Kagawa vorzeitig verlängern. „Wir wären mit Blindheit geschlagen, wenn wir das nicht versuchen würden“, sagte Watzke der Nachrichtenagentur dpa. Dem Vernehmen nach verliefen erste Gespräche zwischen Spielerberater Thomas Kroth und BVB-Sportdirektor Michael Zorc vielversprechend. Eine Einigung noch im Trainingslager von Bad Ragaz hält Watzke jedoch für unwahrscheinlich: „Der Zeitpunkt dafür ist noch nicht gekommen.“

Das Bemühen um eine Vertragsverlängerung macht Sinn. Längst hat Kagawa das Interesse internationaler Topclubs geweckt. Hartnäckig halten sich Gerüchte, nach denen Manchester United mit einem Transfer liebäugelt. Gleichwohl empfindet Zorc keinen Zeitdruck: „Ein Trainingslager ist in erster Linie zum Trainieren da.“

Mit Ausnahme von Nuri Sahin, der dem Angebot von Real Madrid nicht widerstehen konnte, ist die Strategie Zorcs bisher aufgegangen. Mit jungen Leistungsträgern wie Götze, Mats Hummels, Marcel Schmelzer und Kevin Großkreutz erzielte der Sportdirektor in den vergangenen Monaten bereits Einigung über eine weitere Zusammenarbeit.

Das trieb die Kosten für den Kader von vormals 35 Millionen Euro auf rund 40 Millionen Euro in die Höhe. Eine Vertragsverlängerung mit „Schnäppchen“ Kagawa, der vor einem Jahr für nur 350 000 Euro verpflichtet worden war, würde den Etat weiter belasten. Für Watzke wäre das kein großes Problem: „Der Titelgewinn hat uns in die Lage versetzt, einen 40-Millionen-Euro-Personaletat stemmen zu können. Wir haben neuen Spielraum.“

Kagawa selbst hält sich mit Statements zum Thema zurück. Doch die rauschende BVB-Meisterparty Ende Mai ist ihm in bester Erinnerung geblieben. Zumindest zwischen den Zeilen lässt er erkennen, wohin die Tendenz geht: „Im Moment kann ich mir keinen schöneren Ort zum Fußballspielen vorstellen als Dortmund.“