Arsenal nach FA-Cup-Aus Kanonenfutter für die Bayern?
London (dpa) - Die FC-Bayern-Späher dürften sich beim Anblick dieses FC Arsenal „die Finger geleckt haben“. So spottete die „Sun on Sunday“ über den kommenden Gegner des Bundesliga-Spitzenreiters in der Champions League treffend.
Schlechter als beim 0:1 im FA Cup gegen den Zweitligisten Blackburn Rovers hätte die Generalprobe der Gunners vor dem Achtelfinal-Hinspiel gegen den FC Bayern München kaum verlaufen können. Die Anhänger im Emirates Stadium buhten nach dem Abpfiff die Mannschaft wütend aus. Und Promi-Fans des Clubs forderten via Twitter gar den Abschied von Trainer Arsène Wenger. „Mach' eine Verbeugung, du hast jahrelang einen großartigen Job gemacht, aber genug ist genug“, schimpfte Golfstar Ian Poulter. TV-Moderator Piers Morgan wurde ganz deutlich: „Wenger RAUS. Jetzt“.
Morgan ätzte aber auch über das Team selbst: „Eilmeldung: Elf Arsenal-Spieler wurden positiv auf Eselfleisch getestet.“ Immerhin waren damit die deutschen Fußball-Nationalspieler Lukas Podolski und Per Mertesacker nicht gemeint. Die wurden geschont. Podolski saß nur auf der Ersatzbank, Mertesacker stand nicht einmal im Kader. Und das war ein weiterer Kritikpunkt gegen Wenger: Leichtfertig nahm er mit einer bessere B-Elf das Ausscheiden in Kauf. Auch die Leistungsträger Santi Cazorla, Theo Walcott und Jack Wilshere hatte er erst in der 70. Minute gebracht. Arsenal-Legende Ian Wright meckerte in einer Radio-Sendung über Wengers „schiere Arroganz, nicht genug in diesen Wettbewerb zu investieren“.
Da hört es sich fast schon nach Zweckoptimismus an, wenn Podolski über die Chancen für das Duell mit den Bayern spricht. „Bayern ist einer der ganz großen Favoriten auf den Titel, aber wenn bei uns alles passt, haben wir auch gegen Bayern eine Chance“, sagte der Stürmer im Interview des Kölner „Express“.
Wenger rechtfertigte sich nach dem Pokal-K.o., es hätten in diesem Achtelfinale gegen den Zweitliga-Achten „trotzdem elf Nationalspieler“ in der Arsenal-Startelf gestanden. Unter dem Strich hat der zehnmalige FA-Cup-Sieger nun seine größte (und wohl letzte) Titelchance in dieser Saison verspielt. Der 63-jährige Wenger steht vor der achten titellosen Spielzeit nacheinander mit Arsenal - und stärker denn je in der Kritik. Der „Sunday Times“-Titel („Ist die Liebesaffäre mit Wenger am Tiefpunkt?“) gehörte noch zu den harmlosen Schlagzeilen. Immerhin waren die Gunners schon im Liga-Pokal im Dezember blamabel am Viertligisten Bradford City gescheitert.
Im Pressekonferenzraum des Emirates Stadiums wurde Wenger gefragt, ob das seine schlechteste Saison in seiner 17-jährigen Ära in Nord-London sei. „Die Saison ist noch nicht vorbei. Für einige Leute mag sie das sein, aber nicht für mich“, sagte er genervt und trotzig.
Ob er womöglich jetzt noch auf den Champions-League-Triumph im Finale in Wembley hoffe? Dieser Gedanke sei ja wohl derzeit „ein bisschen anmaßend“, sagte Wenger. Und er reagierte mit einem gequälten Lachen auch auf die Frage, ob die Münchner nun nach Arsenals peinlichem Auftritt gegen Blackburn der klare Favorit seien: „Das waren sie schon vor dem Spiel.“ Nach Auffassung des „Observer“ hilft für den Premier-League-Fünften bis Dienstag nur noch „eine mächtige Spritze mit Selbstbewusstsein“.