Aufatmen beim BVB - Kehl: „Wahres Gesicht gezeigt“
Brüssel (dpa) - Sebastian Kehl humpelte aus der Kabine, war aber dennoch bester Laune. Das 3:0 (1:0) von Borussia Dortmund beim RSC Anderlecht half über den Schmerz in seinem angeschwollenen Fuß hinweg.
„Heute haben wir unser wahres Gesicht gezeigt“, kommentierte der angeschlagene Routinier den am Ende souveränen Erfolg beim belgischen Meister. Nach zuletzt drei sieglosen Bundesliga-Spielen schoss sich der BVB den Frust von der Seele. Ähnlich wie Kehl wirkte auch Torschütze Ciro Immobile erleichtert: „Wir wollten uns für das Derby rehabilitieren, das ist uns gelungen.“
Anders als beim 1:2 vier Tage zuvor auf Schalke wurden die Dortmunder in Brüssel für ihren großen Einsatz belohnt. Dank der Treffer von Immobile (3. Minute) und Adrian Ramos (69./79.) festigten sie in der Gruppe D die Tabellenführung vor dem am ersten Spieltag mit 2:0 besiegten FC Arsenal. Bei fünf Zählern Vorsprung auf die weiteren Vorrundengegner Anderlecht und Galatasaray Istanbul scheint der Einzug in das Achtelfinale bereits nach zwei Partien ausgemachte Sache. „Die Ausgangssituation ist hervorragend“, befand Kehl und fügte lächelnd an: „Jetzt wissen wir wieder, dass wir doch gewinnen können.“
Wie von Trainer Jürgen Klopp erhofft, überstand die zuletzt wankende Defensive endlich mal wieder eine Partie ohne Gegentreffer. Das war in den bisherigen sechs Bundesligapartien noch nicht gelungen. „Wir haben heute nicht perfekt, aber leidenschaftlich verteidigt“, lobte Klopp. Allerdings stand dem BVB nicht nur beim Pfostenschuss von Aleksandar Mitrovic (75.) das Glück zur Seite. Das konnte die Freude des Fußball-Lehrers jedoch nur bedingt schmälern: „In der zweiten Halbzeit haben wir den Sack zugemacht. Das Zu-Null ist das Krönchen.“
Die Borussia profitierte nicht nur von der diesmal standfesteren Abwehr, sondern auch von der Treffsicherheit ihrer beiden neuen Angreifer Immobile und Ramos. Vor allem der ehemalige Berliner Ramos sammelte Pluspunkte. Nur vier Minuten nach seiner Einwechslung schlug er zum ersten Mal zu und befreite sein Team damit vom wachsenden Druck der Belgier. „Ich habe immer davon geträumt, in der Champions League zu treffen“, sagte der Kolumbianer. Dass er nicht in der Startelf stand, akzeptierte er klaglos: „In unserer Mannschaft kann jeder von Beginn an spielen. Da muss man auf seine Chance warten.“
Das erhoffte Erfolgserlebnis auf internationaler Bühne soll helfen, national zurück auf Erfolgskurs zu finden. „Jetzt wird es Zeit, dass wir auch in der Bundesliga wieder gut spielen“, meinte Kehl. Damit soll schon am Samstag im Heimduell mit dem Hamburger SV begonnen werden. Nach bereits drei Niederlagen in der Meisterschaft rangiert der Mitfavorit auf dem inakzeptablen 12. Tabellenplatz. „Wir dürfen uns kurz freuen. Aber ab morgen früh geht es um die HSV-Raute“, sagte Klopp.
Allerdings muss er gegen Hamburg möglicherweise auf seinen in Brüssel stärksten Spieler verzichten. Die erste Prognose von Kehl nach der Partie verhieß jedenfalls nichts Gutes: „Der Fuß ist ziemlich dick. Das Problem bei englischen Wochen ist immer, dass nur zwei, drei Tage Zeit sind, um eine Verletzung wieder in den Griff zu bekommen. Aber wir werden alles dafür tun.“