Bayer begeistert sich selbst - „Großartiger Abend“

Leverkusen (dpa) - Bayer Leverkusen Vereinschef Michael Schade war schlichtweg begeistert von seiner Elf und der Nominierung von Karim Bellarabi für die deutsche Nationalmannschaft.

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„Ich freue mich sehr für ihn. Er hat in fast allen unseren Spielen eine großartige Leistung gezeigt und es absolut verdient“, sagte der 61-Jährige zu der „wunderbaren Nachricht“ einen Tag nach nach der 3:1-Offensivgala am Mittwoch gegen Benfica Lissabon. „Das war ein großartiger Fußballabend und ein tolles Spiel“, lobte Schade. „Benfica ist als Europa-League-Finalist von 2013 und 2014 keine Laufkundschaft.“

Auch Cheftrainer Roger Schmidt war die Erleichterung nach der „großartigen Leistung“ nach Wochen mit Höhen und Tiefen anzumerken: „Es ist schon bemerkenswert, nach zwei englischen Wochen so ein Ding rauszuhauen.“ Nach dem 0:1 in der Champions League bei AS Monaco und nur einem Sieg aus den vorherigen fünf Pflichtpartien waren die Zweifel am Hochgeschwindigkeits-Fußball von Schmidt und Co. gewachsen. „Leider haben wir in einigen Spielen unsere Spielweise nicht in Siegen ausdrücken können“, sagte Schmidt. „Man sieht nun: Wenn man weiter arbeitet, daran glaubt und ohne Zweifel weitermacht, dass sich der Erfolg einstellt.“

Wie überzeugte Jünger folgen die Bayer-Profis dem Powerplay-Prediger. „Wir sind von unserem System und wie wir spielen zu hundert Prozent überzeugt“, beteuerte Flügelflitzer Bellarabi, der nach dem Abpfiff Fragen zu einer möglichen Berufung noch auswich. „Heute hat man gesehen, dass dieses System zu uns passt. Wir stehen dahinter.“ Der 24-jährige Bellarabi hätte auch für Marokko spielen können. Nun gehört er zum Kader für die EM-Qualifikationsspiele am 11. Oktober gegen Polen in Warschau und drei Tage später in Gelsenkirchen gegen Irland.

Rundum zufrieden war auch Leverkusens Torjäger Stefan Kießling: „Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht. Es war ein gelungener Abend.“ Der 30 Jahre alte Stürmer hatte das Führungstor (25. Minute) erzielt und einen von Hakan Calhanoglu zum 3:1 verwandelten Foulelfmeter (64.) herausgeholt. Das 2:0 schoss Heung-Min Son (34.) - Eduardo Salvio gelang das 2:1 (62.) für Benfica.

„Von Anfang an haben wir Benfica auseinandergespielt. Es ist ein gutes Gefühl. Der Sieg hat Qualität“, meinte Regisseur Calhanoglu, der sich einigen Spott nach dem Abpfiff gefallen lassen musste. Nach einer Hereingabe von Bellarabi hatte er mutterseelenallein vor dem Tor aus kurzer Distanz den vierten Treffer verfehlt. „Nach so einer Situation kann man die Mannschaft mal einladen“, sagte der 20-jährige Türke, dem sein Chef Schade den Patzer verzieh: „Mit dem 3:1 im Rücken kann man darüber schmunzeln.“

Trotz des Fehlversuchs hatte Bayer-Torwart Bernd Leno viel Lob für seine Vorderleute parat. „Wir haben fein nach vorne gespielt“, urteilte er. „Benfica wollte Fußball spielen, doch wir haben gepresst und es nicht zum Spielaufbau kommen lassen.“ Dies soll im letzten Bundesligaspiel vor der Länderspielpause am Samstag gegen Roger Schmidts Ex-Club SC Paderborn auch gelingen. „Den Schwung wollen wir mitnehmen, aber es wird eines der schwierigsten Spiele“, warnte Leno. „Jeder erwartet jetzt ein Spektakel, bei dem wir Paderborn aus dem Stadion schießen.“

Für Chefcoach Schmidt, der beim SC Paderborn gespielt und als Trainer aktiv war, ist die Begegnung mit seinem alten Verein etwas Besonderes. Gefühle, Sympathie und Zuneigung will er aber ausblenden. „Ich kann vor dem Spiel schlecht daran denken. Wir wollen gewinnen“, sagte Schmidt und versicherte: „Ich sehe es nicht so extrem wie man es sich vorstellt.“ Dafür ist die Konstellation für seine Spieler ein Ansporn, sich für ihren Coach richtig reinzuhängen. „Der Trainer hat da noch ein Haus stehen“, sagte Bellarabi. „Deshalb werden wir Vollgas geben, um für den Trainer die drei Punkte zu holen.“