Bayer-Offensive legt Basis für Königsklasse
Kopenhagen (dpa) - Bayer Leverkusens erster Saison-Auftritt auf internationalem Parkett weckt Hoffnungen auf unterhaltsame Fußball-Abende in der Königsklasse.
„Über weite Strecken haben wir ein sehr gutes Spiel gemacht. Wir haben uns viele klare Torchancen erspielt. Wenn wir vorn noch effizienter gewesen wären, hätten wir ein noch klareres Ergebnis erzielen können“, bilanzierte der neue Bayer-Coach Roger Schmidt nach dem 3:2-Sieg im Playoff-Hinspiel beim FC Kopenhagen. Zum Einzug in die Gruppenphase der Champions League fehlt nur noch ein kleiner Schritt. Der soll am kommenden Mittwoch gegen die Dänen in der BayArena erfolgen.
„Wenn man auswärts gewinnt, ist man immer in einer guten Position. Wir müssen es nächste Woche zu Ende bringen“, sagte Schmidt. Allerdings sei es nicht so, dass man sich auf dem Resultat nun ausruhen könne. „Wenn wir im Rückspiel konzentrierter zu Werke gehen, besonders bei Standardsituationen, dann werden wir die Qualifikation auch schaffen“, meinte Sportchef Rudi Völler.
Clubchef Michael Schade ist mit dem Saisonstart bisher zufrieden. Zwei Wettbewerbe, zwei Erfolge. „Wir haben im Pokal gewonnen und einen Auswärtssieg in der Champions-League-Qualifikation gefeiert. Das war beides sehr gut“, lobte der Bayer-Geschäftsführer. Er weiß aber auch, dass die nächste Prüfung am Samstag zum Bundesliga-Auftakt eine Nummer härter wird: „Die Partie in Dortmund wird ein anderes Kaliber werden. Darauf freuen wir uns aber.“
Gegen die Mannschaft des früheren Kölner Trainers Stale Solbakken funktionierte vor allem die von 14,5-Millionen-Neuzugang Hakan Calhanoglu dirigierte Offensive. Auf den Flügeln wirbelten Karim Bellarabi und Heung-Min Son. Und in der Spitze wirkte gewohnt umtriebig und gefährlich Stefan Kießling, der mit fünf Treffern beim 6:0 im Pokal gegen Waldalgesheim überragt hatte.
Vor 18 221 Zuschauern im Telia-Parken-Stadion eröffnete der 30-Jährige in seinem 50. Europapokalspiel in der 5. Spielminute den Torreigen. Allerdings geriet die spielerisch überlegene Werkself durch Mathias Jörgensen (9.) und Daniel Amartey (13.) nach Standardsituationen zunächst in Rückstand, ehe Bellarami (31.) und Son (42.) den Sieg herausschossen.
„Für uns ist es eher ungewöhnlich, dass wir zwei Tore nach Standards kassieren. Da müssen wir kompromissloser verteidigen“, meinte Schmidt, wirkte aber nicht besonders beunruhigt. „Das werden wir analysieren und unsere Lehren daraus ziehen.“ Doch allen ist klar, dass die vom Trainer total auf Offensive ausgerichtete und attraktive Spielweise gewisse Risiken birgt.
„Da muss man durch. Roger Schmidt wird weiter daran arbeiten. In der Tat sind wir in der Defensive noch ein wenig anfällig, dafür sah es in der Offensive schon sehr gut aus“, analysierte Schade. Der Bayer-Boss war sehr angetan vom engagierten Auftritt Calhanoglus, der zwei Tore vorbereitete: „Er zeigt, dass er in die Position hineinrutschen kann, für die wir ihn geholt haben: als Spielgestalter. Er hat Ideen, fordert den Ball, schlägt kluge Pässe und bringt seine Mitspieler in Position. Ich glaube, dass wir an Hakan Calhanoglu noch sehr viel Spaß haben werden.“
Der aus Hamburg verpflichtete Hoffnungsträger gab sich nach seinem Champions-League-Debüt durchaus selbstkritisch. „Wir haben zwar ganz gut angefangen, aber man hat auch gesehen, dass wir in der Defensive einfach zu viele Räume gelassen haben. Das müssen und werden wir besser machen“, so Calhanoglu. Voller Vorfreude blickte er schon auf die nächste Aufgabe: „Wir werden nun gut regenerieren und dann freuen wir uns schon wieder auf Dortmund. Und da werden wir auch mit breiter Brust hinfahren“, sagte der 20-Jährige.