Bayern-Gegner Zagreb vor CL-Abschied im Skandalsumpf
Zagreb (dpa) - Korruption, Geldwäsche, Steuerhinterziehung und ein Präsident in Untersuchungshaft - Schlagzeilen macht Dinamo Zagreb vor dem letzten Champions-League-Gruppenspiel gegen den FC Bayern vor allem abseits des Rasens.
Weil Kroatiens Fußballmeister in der Königsklasse längst chancenlos ist, wird der Blick auf das Kriminalstück um die dubiosen Brüder Zdravko und Zoran Mamic frei.
Vereinschef Zdravko Mamic war Mitte November bereits zum zweiten Mal vorläufig festgenommen worden. Ihm werden Geldwäsche und Steuerhinterziehung im Umfang von mindestens 78 Millionen Kuna (10,2 Millionen Euro) vorgeworfen. Im Juli waren er und Bruder Zoran, aktuell Trainer von Dinamo und einst als Profi unter anderem bei Bayer Leverkusen und beim VfL Bochum aktiv, erstmals in Haft gewesen. Beide kamen damals gegen eine Kaution von 1,6 Millionen Euro auf freien Fuß.
Diesmal soll die Kaution für Zdravko Mamic bei umgerechnet 1,8 Millionen Euro liegen, wie der Fernsehsender Television HRT berichtete. Bringt er diese Summe auf, könnte er sogar am Mittwoch beim Duell gegen die Münchner auf der Tribüne sitzen. Die Ausübung seines Amts als Vereinspräsident bleibe ihm aber untersagt, zitierte der Sender das Bezirksgericht Zagreb. Der 56-Jährige gilt als einer der einflussreichsten Fußball-Funktionäre seines Landes. Er verfügt über beste Beziehungen zur Politik, vor allem zum rechten Lager.
Für Machtmensch Mamic sind Kontroversen keine Seltenheit - ihm werden Manipulationen vorgeworfen, immer wieder kracht er verbal mit Journalisten und Kritikern zusammen. Der Ton ist sehr rau, wüste Beschimpfungen sind keine Seltenheit. Fans boykottierten seinetwegen wiederholt Spiele.
Mamic soll sich wie sechs weitere Verdächtige, darunter sein Sohn Mario, ein Neffe sowie der Präsident des Fußballverbandes, Damir Vrbranovic, durch kriminellen Machenschaften illegal an Dinamo bereichert haben. Die Ankläger behaupten, dass Mamic & Co. Gelder durch im Ausland registrierte Briefkastenfirmen abgeschöpft und Steuern hinterzogen haben. Kroatische Medien berichteten unter anderem von erfundenen Dienstleistungen im Zusammenhang mit Spielertransfers - etwa beim früheren Bayern-Profi Mario Mandzukic, Eduardo da Silva oder Dejan Lovren.
Die Beschuldigten bestreiten die Vorwürfe, der Schaden für das Ansehen des Clubs und des ganzen Landes ist aber imminent. Wie sich die Skandale auf die angekündigten Privatisierungspläne des Vereins auswirken, ist unklar. Laut Vorstand Mirko Barisic wird Dinamos Wert auf etwa 30 Millionen Euro geschätzt. „Die Ereignisse um Zdravko beeinflussen den Preis nicht“, sagte er der Zeitung „24Sata“.
Nach der jüngsten Festnahme des Vereinschefs hoffen viele Dinamo-Anhänger auf ein Ende seines Regiments. Etwa 2000 Fans, die sogenannten „Bad Blue Boys“, forderten Ende November in einem Protestmarsch „Freiheit für Dinamo“. Dies sei der größte Raub in der Geschichte des kroatischen Sports, argumentierten die Ultras. „Das Sportministerium ist für jeden Tag verantwortlich, an dem dieses Krebsgeschwür nicht aus unserem Club entfernt wird“, hieß es.