Beißer Suárez trifft im CL-Finale auf Chiellini
Turin (dpa) - Luis Suárez würde den großen WM-Aufreger vor dem ersten Wiedersehen mit Giorgio Chiellini am liebsten vergessen - die Juventus-Fans erinnerten umso genüsslicher an die skurrile Attacke.
Als Turin mit einem Remis bei Real Madrid den Einzug ins Champions-League-Finale gegen den FC Barcelona perfekt gemacht hatte, skandierten die Anhänger des italienischen Rekordmeisters scherzhaft mit Blick auf den Königsklassen-Showdown: „Chiellini beißt Suárez“.
347 Tage nachdem der uruguayische Stürmer seinen Gegenspieler aus Italien im WM-Vorrundenspiel in Brasilien in die Schulter gebissen hatte, treffen beide am Samstag im Berliner Olympiastadion wieder aufeinander. „Es wird sicher eins der gefährlichsten Duelle des Champions-League-Finals“, spottete die „Gazzetta dello Sport“.
Juves Verteidiger Chiellini versuchte das pikante Wiedersehen herunterzuspielen. „Das ist eine Episode der Vergangenheit“, sagte der 30-Jährige. „Ich bin sicher, dass ihn das reifer gemacht hat, aber wir müssen daraus keinen zentralen Aspekt der Partie machen.“ Schon kurz nach dem Richterspruch des Weltverbands FIFA gegen Suárez hatte sich Chiellini nachsichtig gezeigt und den viermonatigen Fußball-Bann sowie die Sperre von neun Pflicht-Länderspielen als „übertrieben“ bezeichnet.
Auch wenn sich Suárez nach Ablauf des Banns bei seinem neuen Club mustergültig eingefunden hat und mit 16 Ligatoren im Supersturm mit Lionel Messi und Neymar glänzte, verfolgt ihn die Szene aus Natal noch immer. Im Sommer wird der 28-Jährige bei der Südamerikameisterschaft Copa America fehlen. „Ich bin zum Zuschauen verdammt“, klagte Suárez zuletzt nach der Strafe für den dritten geahndeten Biss seiner Karriere.
Für den „Vampir“ („Corriere dello Sport“) kreuzen sich die Wege gegen Juve auch noch mit einem weiteren früheren Widersacher: 2011 beleidigte Suárez im Trikot des FC Liverpool seinen dunkelhäutigen Gegenspieler Patrice Evra, der damals für Manchester United auflief. Auch damals musste der Uruguayer bereits acht Spiele als Strafe aussetzen.
Beim nächsten Duell verweigerte er dem Franzosen zunächst auch noch den Handschlag vor dem Spiel - und musste sich dafür öffentlich entschuldigen. „Natürlich würde ich ihm die Hand geben, das ist kein Problem“, sagte Turins Evra nun vor dem Finale. „Mich interessiert nur, dass er auf dem Platz spürt, dass ich da bin. Ich bin stolz darauf, wer ich bin und stolz auf meine Hautfarbe, der Rest zählt nicht.“
Auch am Samstag wollen die Protagonisten alles Geplänkel abseits des Sportlichen beiseiteschieben. „Ich werde ihn decken, so wie ich auch Karim Benzema gedeckt habe, ich werde Lionel Messi so decken, wie ich es auch mit Cristiano Ronaldo gemacht habe und Neymar wie Gareth Bale“, kündigte Chiellini an. „Es ist für mich nichts anderes.“