Besser als im Film: Didier Drogbas späte Vollendung
München (dpa) - Ohne Häme oder gar Schadenfreude nahm Didier Drogba Bayerns Sündenbock Arjen Robben tröstend in den Arm. Der Stürmerstar des FC Chelsea zeigte nach seinem triumphalen Auftritt beim Finale der Champions League auch menschlich Größe.
Dabei stand er mindestens so unter Druck wie jeder einzelne Münchner Profi beim Finale „dahoam“. Denn bis zum Samstagabend um 23.29 Uhr hatte Drogba noch nie ein großes Finale gewonnen. 2008 durfte er beim dramatischen Elfmeter-Krimi gegen Manchester United erst gar nicht mehr antreten, er hatte in der 116. Minute die Rote Karte wegen einer Tätlichkeit gesehen.
Diesmal wäre ihm fast die 95. Minute zum Verhängnis geworden. Drogba foulte Bayerns Franck Ribéry im Strafraum - Elfmeter. Aber Robben, den Drogba aus der Zeit des Niederländers bei Chelsea (2004 - 2007) bestens kennt, verschoss.
Drogba kennt das Gefühl. Und es holte ihn ein, als er auf dem Weg zum alles entscheidenden Elfmeter nach dem 1:1-Endstand nach Verlängerung war. „Ich hatte Selbstvertrauen, aber in meinem Kopf kreiste immer noch der Afrika Cup herum, als ich für meine Mannschaft den Pokal hätte holen können.“
Das war im Februar, Drogba verlor das Finale mit der Elfenbeinküste gegen Sambia. Schon 2006 hatte er im Endspiel des Kontinental-Cups eine Pleite nicht verhindern können. Bei Olympique Marseille hatte er im UEFA-Cup-Endspiel 2004 gegen den FC Valencia das Nachsehen.
Am 19. Mai 2012 legte Drogba den Fluch ab. Nach dem wuchtigen Kopfballtreffer zum 1:1-Ausgleich zwei Minuten vor Ende ließ er Manuel Neuer im Münchner Kasten beim Elfmeterschießen keine Chance. Von exzentrischem Gehabe aber kein Spur. Mit sanftem Tonfall dankte Drogba Spielern, Trainern und Betreuern, mit denen er in den vergangenen acht Jahren bei Chelsea zusammengearbeitet hat. Die kommende Woche könnte schon Klarheit bringen, ob Drogba in seine neunte Spielzeit bei den Londonern gehen wird. Gespräche zwischen dem Club und seinem Berater wurden angekündigt.
Der zum „Man of the Match“ gewählte Drogba wollte von den Spekulationen an seinem großen Abend aber nichts wissen. „Das Wichtigste ist nicht meine Zukunft, das Wichtigste ist, was wir zusammen erreicht haben.“ Den größten Triumph in der 107 Jahre alten Vereinsgeschichte des FC Chelsea. Dank Drogba.