Borussia Dortmund mit Rückenwind nach Turin
Turin (dpa) - Der Trend macht Mut. Nach dem jüngsten Aufschwung in der Bundesliga stiegen Jürgen Klopp und seine BVB-Profis voller Zuversicht in den Flieger Richtung Italien.
Erstmals seit dem Triumph im Endspiel von 1997 trifft Borussia Dortmund am Dienstag (20.45 Uhr) im Achtelfinale der Champions League wieder auf den italienischen Rekordmeister. Nach nervenzehrenden Wochen im heimischen Abstiegskampf überwog bei Torhüter Roman Weidenfeller die Vorfreude: „Endlich steht mal wieder ein Feiertag für uns an.“ Erst der Klassiker der 90er gegen Juventus Turin, dann das Revierderby gegen Schalke - Borussia Dortmund steht vor einer wegweisenden Woche.
Die Abwechslung vertreibt die Alltagssorgen - zumindest für wenige Tage. Auch die Aufregung um kritische Aussagen von Ciro Immobile konnte die gute Stimmung nicht trüben. Der zuletzt auf die Bank verbannte ehemalige Juve-Profi, der sich in einem Interview über die „kalten“ Deutschen und den fehlenden Anschluss an die Mannschaft beklagt hatte, zeigte sich verwundert über das Medienecho. Auf seiner Facebook-Seite schwächte er die Aussagen ab und erklärte das Thema kurzerhand für beendet: „Jetzt genug von diesem Quatsch, es gibt eine Champions League zu spielen!“
Rechtzeitig zum Start in die K.o.-Runde zeigt die Formkurve beim BVB deutlich nach oben. Dass Dortmund nach den Erfolgen gegen Freiburg (3:0), Mainz (4:2) und Stuttgart (3:2) in der Bundesliga schon so gut wie gerettet sei, wies Sportdirektor Michael Zorc am Montag weit von sich: „Diejenigen, die das schreiben, haben in der Schule in Mathematik gefehlt.“
Beim Tabellenführer der Serie A ist eine Leistungssteigerung vonnöten, um sich eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel am 18. März zu verschaffen. Zorc ist zuversichtlich, dass sich das Team von seiner besten Seite zeigt: „Wir fühlen uns wohl in diesem Wettbewerb. Daran gilt es anzuknüpfen.“ Ähnlich sah es Marco Reus. „Man hat in der Hinrunde gesehen, dass wir in der Champions League anders unterwegs sind“, sagte er dem „Kicker“.
Viel wird dabei davon abhängen, ob die Profis ihre Probleme ausblenden können. Jürgen Klopp ist guter Dinge: „Ab Übermorgen geht es in der Bundesliga wieder gegen den Abstieg, aber morgen wird man uns nicht anmerken, dass wir im Abstiegskampf stecken“, sagte der BVB-Coach vor dem Abschlusstraining am Montag in Turin. Bei der Einheit fehlte allerdings Kevin Kampl. Der Winter-Neuzugang hatte schon auf dem Flug nach Turin über Übelkeit geklagt und droht auszufallen.
Ungeachtet dessen traut Angreifer Pierre-Emerick Aubameyang der Borussia einen neuerlichen Coup auf internationaler Bühne zu: „Wir wissen, dass es schwer wird. Schließlich ist Juve die beste Mannschaft Italiens. Aber wir haben ein Team, das jeden Gegner schlagen kann.“ übelkeit
Allerdings sieht der Coach den BVB trotz der großen Erfahrung von 35 internationalen Auftritten in den vergangenen dreieinhalb Jahren als Außenseiter: „Wir reisen da nicht als Favorit an. Aber wir wollen ein gutes Ergebnis erreichen.“ Das setzt voraus, dass der Bundesliga-12. in Turin zumindest ein Tor erzielt. Das war in der Vorwoche weder dem FC Bayern gegen Donezk noch dem FC Schalke gegen Real Madrid gelungen. Ein Auswärtstreffer könnte den Weg zum dritten Viertelfinal-Einzug in Serie ebnen.
Es passt ins Bild vom zuletzt aufstrebenden BVB, dass sich auch die Personalsituation vor dem Duell mit Turin und dem prestigeträchtigen Derby gegen Schalke am Samstag langsam aber sicher wieder entspannt. Die Rückkehr solcher Leistungsträger wie Mats Hummels, Sven Bender und Sebastian Kehl in den Kader erhöht die Chance auf mehr Stabilität in der Abwehr. „In Turin müssen wir defensiv besser stehen“, forderte Nationalspieler Ilkay Gündogan nach der nur bedingt gelungenen Generalprobe am Freitag in Stuttgart.
In der schmucken Juventus Arena erwartet den Revierclub eine ungleich schwerere Aufgabe. Mit neun Punkten Vorsprung führt Meister Juve die Tabelle in Italien an. Obwohl sich die Profis von Trainer Massimiliano Allegri beim 2:1 zuletzt gegen den Abstiegsaspiranten Atalanta Bergamo schwertaten, strotzen sie vor Selbstvertrauen. Immerhin sind sie seit zehn Heimspielen in UEFA-Wettbewerben ungeschlagen. Die letzte Niederlage vor eigener Kulisse gab es im März 2013 gegen den FC Bayern.
Allegri ist vom Viertelfinal-Einzug überzeugt. „Weil wir die Voraussetzungen dafür haben, gegen Dortmund zu gewinnen“, sagte er der „Sport Bild“ und kündigte eine Revanche für die schmerzliche Endspiel-Niederlage von 1997 an.
Voraussichtliche Aufstellungen:
Juventus Turin: Buffon - Lichtsteiner, Bonucci, Chiellini, Evra - Marchiso, Pirlo, Pogba - Vidal - Morata, Tevez
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Hummels, Subotic, Schmelzer - Bender, Gündogan - Blaszczykowski, Kagawa, Reus - Aubameyang
Schiedsrichter: Lahoz (Spanien)