„Sind auch nur Menschen“ BVB droht nach 2:3 gegen AS Monaco Champions-League-Aus

Dortmund (dpa) - Verloren und doch gewonnen: Mit Tränen in den Augen stapften Pierre-Emerick Aubameyang und Co. zur Südtribüne und wurde von ihren Fans gefeiert wie Sieger. Wohl nie zuvor war der Szenenapplaus nach einer Niederlage im Dortmunder Stadion derart groß.

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24 Stunden nach dem Terror-Akt gegen den Mannschaftsbus hatten die Spieler in einem psychisch extrem schwierigen Spiel Mut und Moral bewiesen, da rückte das 2:3 (0:2) gegen den starken französischen Spitzenreiter AS Monaco im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League in den Hintergrund.

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„Bis zum Anpfiff war bei mir alles im Kopf, nur kein Fußball. Was gestern passiert ist, wünsche ich niemandem. Wir haben erst Zuhause realisiert, wieviel Glück wir hatten. Ich weiß, dass der Fußball wichtig ist, aber wir sind auch nur Menschen“, sagte BVB-Profi Nuri Sahin. Vergessen oder verarbeitet sei der Anschlag auf den Dortmunder Mannschaftsbus am Dienstag mit drei Sprengsätzen aber keineswegs gewesen, ergänzte Trainer Thomas Tuchel.

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Nach dem Spiel wiederholte er noch einmal seine Kritik an der UEFA wegen der schnellen Neuansetzung des Spiels nur einen Tag nach dem Anschlag. „Wir wurden überhaupt zu keiner Zeit gefragt. Die UEFA hat das in der Schweiz entschieden. Das hat sich nicht gut angefühlt Minuten nach diesem Sprengstoffanschlag“, sagte er. „Das gibt einem das Gefühl der Ohnmacht, dass Terminvorgaben gemacht werden und wir zu funktionieren haben.“

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Lob fand er für seine Spieler. „Die Mannschaft hat einen unglaublichen Charakter gezeigt. Wir haben die zweite Halbzeit gewonnen“, sagte der Coach, der im Rückspiel am 19. April das Weiterkommen noch nicht abgehakt hat. „Wir haben keine Lust, da auszuscheiden.“

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Unter anderen Umständen hätte Tuchel seiner Mannschaft durchaus einen Sieg zugetraut. Die Geschehnisse vom Vortag ließen sich nicht auf Knopfdruck ausschalten, wie auch Julian Weigl anmerkte: „Jeder funktioniert in so einer Situation anders. Wir konnten am Anfang nicht so frei spielen. In der zweiten Halbzeit haben wir die Köpfe ausgeschaltet und Gas gegeben.“

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Schon in der ersten Hälfte gerieten die Dortmunder vor 65 849 Zuschauern trotz großem Engagement nach einem - allerdings irregulären - Treffer von Kylian Mbappé (19.) sowie einem Eigentor von Sven Bender (35.) auf die Verliererstraße. Dazu vergaben die Monegassen noch einen Foulelfmeter durch Fabinho (17.). Nach dem Seitenwechsel schöpften die Schwarz-Gelben durch ein Tor von Ousmane Dembélé noch einmal Hoffnung (57.), ehe Mbappé erneut zuschlug (79.). Shinji Kagawa konnte für die Gastgeber noch einmal verkürzen (84.).

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Auf der Tribüne saß reichlich Prominenz wie Innenminister Thomas de Maizière, NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und DFB-Chef Reinhard Grindel. „Wir wollen, dass solche Spiele stattfinden, wir wollen dem Terror nicht weichen“, sagte de Maizière dem TV-Sender Sky.

Erst einmal wurde es emotional. Die Kult-Hymne „You'll never walk alone“ wurde vor dem Anpfiff von den Rängen noch etwas lauter gesungen, dazu hatten die Fans auf der Südtribüne in einer riesengroßen Choreographie ein überdimensionales BVB gezeigt. Vom Anpfiff weg wurde die Dortmunder Mannschaft frenetisch angefeuert.

Vor dem Fernseher fieberte Marc Bartra mit. Der Spanier war bei dem Anschlag mit drei Sprengsätzen am Dienstag an der Hand und am Arm schwer verletzt und bereits operiert worden. Seine Teamkollegen liefen beim Aufwärmen allesamt mit einem T-Shirt des Verteidigers auf.

Und es begann gar nicht schlecht für den BVB. Von Verunsicherung war zunächst nichts zu sehen. Die Dortmunder ließen den Ball in ihren Reihen zirkulieren und suchten den Weg zum Tor der Gäste. Dabei hatte Torjäger Aubameyang gleich die Chance zur Führung. Nach feinem Zuspiel von Lukasz Piszczek setzte der Gabuner den Ball knapp über das Tor (11.).

Mit zunehmender Spieldauer zeigte der französische Spitzenreiter aber, dass er ein exzellentes Angriffsspiel vorweisen kann. So konnte Sokratis seinen Gegenspieler Mbappé nur mit einem Foul stoppen, den fälligen Elfmeter setzte Fabinho jedoch neben das Tor.

Doch nur zwei Minuten später war es passiert: Monaco, das in der Liga schon 88 Tore produziert hat, konterte den BVB über Bernardo Silva und Lemar eiskalt aus. Doch Torschütze Mbappé stand eigentlich im Abseits. Und es kam noch schlimmer: Nach einer Flanke von Andrea Raggi setzt Bender den Ball per Kopf ins eigene Tor. Es waren zwei Wirkungstreffer, die den BVB bis zur Pause beschäftigten.

Nach dem Seitenwechsel kam Tuchels Mannschaft allerdings mit frischen Kräften (Nuri Sahin und Christian Pulisic) und neuem Mut aus der Kabine. Und die Chancen ließen auch nicht auf sich warten. Dembélé setzte erst einen Freistoß neben das Tor (47.), dann wird sein Schuss aus kurzer Entfernung abgeblockt (53.). Im dritten Anlauf gelang dem Flügelstürmer endlich das Tor. Diesmal musste er den Ball nur noch über die Linie drücken, nachdem er von Aubameyang und Shinji Kagawa in Szene gesetzt worden war.

In der Folgezeit drängte der BVB weiter, war aber auch anfällig für Konter. Einen davon nutzte erneut Mbappé. Doch die Tuchel-Elf kam noch einmal durch Kagawa zurück. So entwickelte sich eine hochspannende Schlussphase.