„Bye, Bye“: Milan beweint Tottenham-Pleite

Mailand (dpa) - Als sich die Tottenham-Spieler jubelnd in die Arme fielen, brach Clarence Seedorf in Tränen aus. Abgekämpft und fassungslos stand der Milan-Star im Stadion an der White Hart Lane, das von den „Glory-Glory“-Siegesgesängen der Spurs-Fans erzitterte.

90 Minuten lang war der alte Haudegen mit seinem AC Mailand gegen das Abwehrbollwerk der Engländer angerannt, um die drohende Champions League-Pleite nach dem 0:1 im Hinspiel abzuwenden. Aber die Italiener vergaben alle Torchancen und schieden zum Entsetzen ihres niederländischen Routiniers nach dem 0:0 im Achtelfinal-Rückspiel aus.

„Milan weint“, stellte „Tuttosport“ nach dem K.o. des Titelanwärters betrübt fest. Und auch Seedorf fehlten die Worte. Mit tränennassen Augen brach er ein Fernsehinterview ab und flüchtete in die Kabine. Dort musste Milan-Trainer Massimiliano Allegri seine in sich zusammengefallenen Kicker erstmal wieder aufbauen. „Wir hätten mehr verdient gehabt“, haderte der Coach mit dem Schicksal.

„Bye Bye Milan - Die besseren sind draußen“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“. Für den „Corriere dello Sport“ war der „zweite Tiefschlag“ für den italienischen Fußball nach dem K.o. des AS Rom in Donezk „einfach bitter“. Nun ruhen die letzten Hoffnungen der Italiener auf Inter Mailand. Aber der Titelverteidiger geht am kommenden Dienstag in München gegen die Bayern mit einer 0:1-Hypothek ins Spiel. Dem schon bei der WM in Südafrika geprügelten „Calcio Italiano“ droht ein totales Debakel.

Nach der Enttäuschung richtet Milan nun den Fokus auf die heimische Liga. „Jetzt gewinnen wir den Meistertitel“, versprach Pato den mitgereisten Fans. In der Serie A führt das Team zehn Spieltage vor Ende immerhin mit fünf Punkten vor Triple-Sieger Inter.

Die Spurs feierten ihren ersten Viertelfinal-Einzug in der Königsklasse des europäischen Fußballs seit 50 Jahren überschwänglich. „Was wir bislang erreicht haben, ist ein Traum“, erklärte Trainer Harry Redknapp. „Wer mir vor zwei Jahren gesagt hätte, dass wir heute im Viertelfinale der Champions League stehen, den hätte ich für verrückt erklärt.“ „Harryvederci Milan“, schrieb das Boulevardblatt „Sun“.

Mit Tottenham erreichte der erste Insel-Club die Runde der letzten Acht, nachdem der FC Arsenal am Vortag erneut am FC Barcelona gescheitert war. „Schaut ihr zu, Arsenal?“, hallte es im Stadion an der White Hart Lane in Richtung des Londoner Nachbarn von den Rängen. „Unglaublich“, freute sich Spurs-Kapitän und Abwehrchef Michael Dawson. „Wir standen 90 Minuten mit dem Rücken zur Wand, aber wir sind stark geblieben.“