Chelseas Maurer frustrieren Atlético
London (dpa) - José Mourinho hat sich bei seiner Rückkehr nach Madrid keine Freunde gemacht. „Widerlich, abstoßend, abscheulich, unsympathisch. Das war kein Fußballspiel mehr“, schimpfte die Zeitung „Marca“ nach dem 0:0 im Halbfinalhinspiel des FC Chelsea in der Champions League bei Atlético Madrid.
Der einstige Real-Trainer Mourinho verteidigte seine Mauertaktik: „Niemand geht in ein Spiel und denkt an ein 0:0“, meinte er. Aber es sei wichtig gewesen, kein Tor zu kassieren und zu versuchen, bei einer der wenigen Chancen selbst zu treffen. „As“-Blattdirektor Alfredo Relaño antwortete in seiner Kolumne: „Da wurde gegen alles getreten, was sich bewegt, und der Ball war kaum am Boden. Das war eine Folter, die niemand verdient hat.“
Mourinho ließ die Kritik am „englischen Catenaccio“ („Marca“) bekanntermaßen kalt. „Wir hatten drei oder vier Ecken, ein paar Freistöße. Wenn wir aus einer dieser Situationen getroffen hätten, wäre es sein sehr gutes Ergebnis gewesen. Jetzt haben wir ein Resultat, das für das Rückspiel alles offen lässt“, sagte der Coach.
Der Portugiese hatte den Blues im ersten Duell um den Finaleinzug einmal mehr seine pragmatische Defensivtaktik auferlegt, in der selbst Stürmer Fernando Torres phasenweise mehr Zeit vor dem eigenen Tor verbrachte als vor dem gegnerischen. Atlético hat in dieser Saison bereits 109 Treffer erzielt. Doch im elften Saisonspiel in der Königsklasse gelang erstmals kein Tor. „Ein frustrierendes Ergebnis, nachdem Atlético eineinhalb Stunden einen Gegner attackierte, dessen einziges Ziel es war, dass nichts passieren möge“, schimpfte „As“.
Atlético-Trainer Diego Simeone blieb im Gegensatz zu den spanischen Medien fair: „Jeder spielt so, wie er will. Wir haben mit allen Mitteln versucht, mindestens ein Tor zu erzielen, aber der Gegner hat sehr gut verteidigt. Im Rückspiel werden wir sehen, für wen dieses 0:0 am Ende ein gutes Ergebnis war.“ Ex-Bundesligaprofi Diego fand: „Das ist nicht unser Wunschergebnis, schlecht ist das 0:0 aber auch nicht.“
Selbst in Großbritannien hagelte es Kritik am Chelsea-Stil. „Es ist eine Schande, dass beide Teams bei so einer Gelegenheit ein so ödes Spiel zeigen“, meinte der „Guardian“. „Mourinho parkt den Bus“, titelte die „Daily Mail“.
Auch aus Sicht von Mourinho dürfte die Partie kein Leckerbissen gewesen sein. Doch abgesehen von den Verletzungen von Keeper Petr Cech an der Schulter und Kapitän John Terry am Fuß, die beide ausgewechselt werden mussten und bis zum Ende der Premier-League-Saison ausfallen werden, lief für den Trainer alles nach Plan. Mit seiner Taktik kam er seinem großen Ziel einen Schritt näher: dem Finale am 24. Mai in Lissabon.
Nach dem Gewinn der Champions League 2012 und der Europa League 2013 wäre es die dritte Endspielteilnahme der West-Londoner nacheinander. Um dies zu schaffen, zieht Mourinho sogar in Erwägung, die englische Meisterschaft abzuschenken. Am Sonntag steht für den Tabellenzweiten das Duell bei Spitzenreiter FC Liverpool an.
Bei fünf Punkten Rückstand ist es für Chelsea die letzte Chance. Doch um seine Leistungsträger für das Rückspiel gegen Madrid am Dienstag zu schonen, will er ein schwächeres Team aufbieten. „Ich weiß, was ich tun würde. Meine Priorität ist die Champions League. Aber ich bin nicht der Club. Ich kann das nicht entscheiden“, sagte Mourinho.