Neuers besondere Rückkehr ins Bernabéu - Viel Lob
Madrid (dpa) - Manuel Neuer freut sich „richtig auf das Stadion“ und Real Madrid. Die Rückkehr des Nationaltorwarts vor eine „schöne Kulisse“ im Fußball-Tempel Estadio Santiago Bernabéu weckt Erinnerungen an einen der größten Champions-League-Auftritte des 28-Jährigen: den Halbfinal-Krimi von 2012.
„Das war ein toller Abend für uns. Wir hatten Höhen und Tiefen im Spiel - am Ende sind wir als Sieger vom Platz gegangen“, erinnert sich Neuer jetzt vor dem erneuten Klassiker. Die Elfmeter der Weltstars Cristiano Ronaldo und Kaká in der rechten Torwartecke waren eine sichere Beute. Der FC Bayern bejubelte das Erreichen des - später verlorenen - Finals im eigenen Stadion; Neuer hüpfte überglücklich auf dem Rasen umher.
In den Tagen vor dem Halbfinal-Hinspiel am Mittwochabend war erstmal nichts mit Rumhüpferei für Neuer. Eine Wadenblessur, nach der Auswechslung beim 0:3 gegen Dortmund als Vorsichtsmaßnahme tituliert, zwang den Keeper zur Pause. Erst am Ostersonntag trainierte er wieder dosiert mit dem Ball, steigerte die Belastung mehr und mehr. Im eleganten Look machte er sich dann im Bayern-Tross auf in die spanische Hauptstadt. Der Torhüter schrieb Autogramme, posierte für Fotos, plauderte locker - und gab Entwarnung: „Klar bin ich fit.“
Im leeren Stadion der Madrilenen prüfte Torwarttrainer Toni Tapalovic am Tag vor dem Halbfinale seinen Schützling mit vielfältigen Übungen. Kein Problem - Neuer fühlt sich in der WM-Saison bereit für die großen Spiele. „Natürlich brauchen wir Manu für die Champions League“, erklärte Trainer Pep Guardiola vor den Duellen mit den Königlichen.
Vor zwei Jahren musste der für rund 25 Millionen Euro vom FC Schalke 04 geholte Neuer zum Teil noch um Anerkennung und Fan-Liebe kämpfen. „Ich hoffe, dass jetzt der Letzte in München begriffen hat, warum wir Manuel Neuer verpflichtet haben. Ich hoffe, dass da ein paar Abbitte tun“, ereiferte sich Präsident Uli Hoeneß nach dem Elfer-Krimi seinerzeit in seiner Lobeshymne auf den „Weltklassetorwart“. Längst ist Neuer Leader, beim FCB und in der Nationalmannschaft.
Immer wieder bestätigt Bundestrainer Joachim Löw. „Manuel ist unsere klare Nummer 1“. Auf dem Weg zur WM in Brasilien kann der Modellathlet als einziger Torhüter aus dem erlesenen Nationalmannschaftskreis sicher planen. Der ehemalige DFB-Sportdirektor und heutige Bayern-Vorstand Matthias Sammer ernannte Neuer vor ein paar Wochen im „Kicker“ schon „zum modernsten, komplexesten und im Gesamtpaket wahrscheinlich zum besten Torhüter, den es je gab“. Der Torwart müsse „ewig bei Bayern bleiben“. Zur Zeit läuft der Vertrag bis 2016.
„Matthias Sammer kennt mich von der U-21-EM, als wir 2009 in Schweden den Titel holten“, ordnete Neuer selbst dann kürzlich in einer vierteiligen Meister-Kolumne des Fachmagazins die rühmenden Worte Sammers ein. „Also konnte er mich einschätzen, und es war klar, dass er mich in München zum Führungsspieler machen wollte.“
Diese Qualitäten schätzen die Münchner ebenso wie Neuers Können zwischen den Pfosten. Dazu preist Guardiola die fußballerischen Fertigkeiten seines Schlussmanns. „Er ist nicht nur gut im Tor, sondern auch mit dem Fuß, rechts und links. Wir können das nutzen bei unserem Ballbesitz.“ Oftmals ist Neuer Anspielstation. „Manu ist Manu“, sagte Guardiola. Der Keeper sei nicht vergleichbar.
Ziel ist für alle beim FC Bayern wieder das Finale. Es wäre das dritte in Serie. Ob der Titelverteidiger Favorit ist, „wird sich zeigen“, bekundete Neuer in einem Interview eines Sponsors (bwin). „Atletico und Chelsea sind auch Klasse-Mannschaften.“ Gut gelaunt überraschte er dabei auf die Frage, wen er gerne von den Königlichen im eigenen Team hätte, mit einem Scherz: „Iker Casillas“. Aber die Torwart-Ikone von Real hätte es im direkten Duell mit Neuer wohl sehr schwer.