Die ganze Welt huldigt Barça - Randale in Spanien

London (dpa) - Nach der magischen Nacht in der Kathedrale des Fußballs huldigt die ganze Welt dem FC Barcelona und seinem außerirdischen Maestro Lionel Messi. Auch das gedemütigte Manchester United konnte nach der 1:3 (1:1)-Demontage im Champions League-Finale nur neidlos seine Anerkennung zollen.

Die europäische Presse verneigte sich vor den Dominatoren. „Tore, Spektakel und Supermessi. Barça zerbröselt ManU. Das ist wahrscheinlich die beste Mannschaft aller Zeiten“, schrieb die „La Gazzetta dello Sport“.

Während schwere Krawalle die Feiern in der Heimat überschatteten, zelebrierten die Stars der Spanier ausgelassen ihren Triumph im Londoner Wembley-Stadion. Der überragende Torschütze Messi setzte sich nach seiner Gala-Show die silberne Henkeltrophäe auf den Kopf, Gerard Piqué schnitt kurzerhand das Tornetz vom Aluminiumrahmen ab. Der von einem Tumor genesene Eric Abidal blödelte mit der plötzlich einsetzenden Sprenkleranlage herum und spritzte sämtliche Anzugträger in seiner Umgebung klitschnass.

An eine solch einseitige zweite Halbzeit in einem Königsklassen-Endspiel konnte sich kaum ein Beobachter erinnern. Die Mannschaft von Trainer Josep Guardiola zauberte am Samstagabend Fußballkunst in Vollendung auf den Rasen. Messi (54. Minute) war nie zu stoppen, Xavi und Andres Iniesta dirigierten und kontrollierten das Geschehen, und neben dem argentinischen Weltfußballer ließen Pedro (27.) und David Villa (69.) bei ihren Toren ihre individuelle Extra-Klasse aufblitzen.

„Da klatschen auch die Götter. Alle lobpreisen Barcelona“, schrieb am Sonntag die dänische Zeitung „Ekstrabladet“. Auch ManUniteds Trainer-Legende Sir Alex Ferguson erkannte im Stile eines großen Sportsmanns die Übermacht des perfekt harmonierenden Ensembles aus Barcelona an. „Ich bin noch nie auf so eine Mannschaft getroffen“, kommentierte der Schotte neidlos, „sie haben uns mit ihren Kombinationen verzaubert. So hat uns noch nie jemand verprügelt.“

Seine Spieler Wayne Rooney, der Schütze des zwischenzeitlichen 1:1 (34.), oder Kapitän Nemanja Vidic waren zuvor wortlos an den mehreren hundert Journalisten vorbeigezogen. Einer nach dem anderen verließ den Betonboden in den Wembley-Katakomben fest fixierend die Stätte der Schmach. Die majestätischen Sieger dieses denkwürdigen Champions-League-Abends tanzten währenddessen so wild wie eine Bande junger Rapper vor dem blau-roten Fahnenmeer. „Campeones, campeones“ schallte es ihnen aus mehreren tausend Kehlen entgegen.

Weniger friedlich verliefen die Jubelarien der daheimgebliebenen Fans in Barcelona. Hooligans lieferten sich in der Nacht zum Sonntag Straßenschlachten mit der Polizei. Nach der offiziellen Bilanz der spanischen Behörden wurden 132 Menschen verletzt, darunter 44 Polizeibeamte. 111 Gewalttäter wurden festgenommen.

Im Londoner Wembley blieb hingegen noch Zeit für große Gesten. Als die neuen Könige Europas die Klettertour über 107 Stufen zur Ehrentribüne hinauf erfolgreich absolviert hatten, durfte Abidal die Trophäe aus den Händen von UEFA-Präsident Michel Platini empfangen. Der etatmäßige Kapitän Carles Puyol, wegen einer Knieverletzung erst kurz vor Schluss eingewechselt, verzichtete auf die ihm zustehende Ehre. Der abendliche Anführer Xavi wollte auch nicht.

So hatte plötzlich Abidal die gelbe Binde am Oberarm und stemmte um 22.48 Uhr den Pott als erster in den Feuerwerk- und Konfetti-Himmel. „Diese Geste hat einen ewigen Symbolwert“, schrieb „El Periódico de Catalunya“. Noch vor wenigen Wochen hatte der 31 Jahre alte französische Nationalspieler wegen einer Krebserkrankung um sein Leben gerungen, jetzt feierte seinen größten sportlichen Erfolg. „Ich kann meine Gefühle nicht beschreiben“, sagte der 1,86 Meter große Schlaks. „Es ist wunderbar. Ich bin so dankbar.“

Dem lieben Gott müssen sie beim FC Barcelona nun auch danken, dass ihr Trainer in der Stunde des Sieges eher beiläufig sein Bleiben bestätigte. „Ich habe die Absicht, auf alle Fälle noch ein Jahr weiterzumachen und meinen Vertrag zu erfüllen. Ich verspüre noch die nötige Leidenschaft“, sagte der 40-Jährige nach seinem zweiten Champions-League-Titel in drei Jahren. Den Grund für seine Entscheidung lieferte Guardiola auch gleich mit: Die Art und Weise, wie wir gewonnen haben, macht mich besonders stolz.“