Dortmund fast draußen: 1:2 beim FC Arsenal
London (dpa) - Nur ein Fußball-Wunder kann Borussia Dortmund noch vor dem Vorrunden-Aus in der Champions League bewahren. Durch das 1:2 (0:0) beim FC Arsenal ist der deutsche Meister am letzten Spieltag auf Schützenhilfe angewiesen.
Das 1:2 durch Shinji Kagawa (90.+2) kam zu spät. Vor 59 531 Zuschauern im Emirates Stadium sorgte Arsenals „Goal machine“ Robin van Persie mit einem Doppelpack (49./86.) für große Enttäuschung beim Tabellenzweiten der Fußball-Bundesliga, der zudem Sven Bender (Kieferbruch) und Mario Götze (Pferdekuss) durch Verletzungen verlor. Bender wird damit im Ruhrpott-Klassiker am Samstag gegen den FC Schalke 04 auf jeden Fall ausfallen. Der deutsche Nationalspieler Per Mertesacker bot bei Arsenal eine solide Leistung.
Dagegen enttäuschte Dortmund vier Tage nach dem 1:0 bei Bayern München über weite Strecken. Im letzten Vorrundenspiel am 6. Dezember zu Hause gegen Olympique Marseille muss das Team von Jürgen Klopp mindestens 4:0 gewinnen und zudem auf eine Niederlage von Piräus gegen Arsenal hoffen. „Im Moment überstrahlt die Verletzung von Sven Bender alles. Er muss operiert werden, Das ist ganz schlimm. Die beiden frühen Wechsel haben uns weh getan“, analysierte Klopp, „wir sind auf einem sehr guten Weg, aber für diese Aufgaben hat es nicht gereicht.“ Kevin Großkreutz machte trotz des letzten Platzes in der Staffel F mit nur vier Punkten in Zweckoptimismus: „Wir haben ja noch eine realistische Chance weiterzukommen.“
Klopp vertraute in London der gleichen Elf, die mit taktisch diszipliniertem Safety-First-Fußball in München den Meisterkampf wieder spannend gemacht hatte. Ähnlich wie bei den bitteren Lehrstunden in Piräus (1:3) und Marseille (0:3) waren die Dortmunder in der Anfangsviertelstunde die aktivere Mannschaft, aber es fehlten die Präzision beim Spiel in die Spitze und die Torchancen.
Offensive Sehenswürdigkeiten blieben lange aus. Beide Teams mieden das Risiko, es entwickelte sich ein Geduldsspiel. Auch die „Gunners“, wie beim 1:1 im Hinspiel ohne den verletzten ehemaligen Dortmunder Tomas Rosicky (Oberschenkelverletzung), ließen den ganz großen Druck vermissen. Erst in der 21. Minute tauchten die Gastgeber gefährlich vor dem BVB-Tor auf - Weidenfeller rettete vor dem pfeilschnellen Theo Walcott. Dann die erste Schrecksekunde für die Dortmunder: Mittelfeld-Stabilisator Bender musste mit Kieferbruch ausgewechselt werden und wurde noch während der Partie in einem Londoner Krankenhaus untersucht. Der 18 Jahre junge Moritz Leitner übernahm seinen Platz.
Die Borussia bemühte sich um Ruhe im Spielaufbau, machte sich aber mit vielen Abspielfehlern selbst das Leben schwer. Das Spiel blieb zerfahren, ein 20-Meter-Schuss des Polen Robert Lewandowski die einzige BVB-Chance des ersten Durchgangs. 180 Sekunden nach dem Aus für Bender war dann auch für BVB-Juwel Götze Schluss. Der Jungstar, von Arsenal heftig umworben, verließ mit einem Pferdekuss den Platz - für ihn kam Ivan Perisic. Durch die zwei Auswechslungen verlor das Team von Klopp endgültig seinen Rhythmus. So kam Arsenal in der 44. Minute durch eine scharfe Hereingabe von Walcott beinahe zur Führung - Weidenfeller musste Kopf und Kragen riskieren.
„Wir haben ganz gut ins Spiel gefunden, sind dann aber aus dem Rhythmus gekommen, auch durch die Verletzungen“, analysierte Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc in der Pause. Unmittelbar nach dem Wiederanpfiff scheiterte Kagawa aus spitzem Winkel allein vor Arsenals Torhüter Wojciech Szczesny - die bis dahin beste Chance der Dortmunder. Viel mehr hatte der BVB in der Offensive nicht zu bieten. In der Defensive brachte ein schwerwiegender Patzer die Dortmunder einmal mehr um den Lohn ihrer Bemühungen. Alexandre Song tanzte auf dem linken Flügel mühelos drei Dortmunder aus, der Niederländer van Persie veredelte die Flanke des Kameruners sträflich frei zum 1:0.
Der Tabellensiebte der englischen Premier League, nunmehr seit neun Pflichtspielen ungeschlagen, kontrollierte nach der Führung Spiel und Gegner nach Belieben. Die Partie plätscherte vor sich hin. Arsenal musste nicht mehr tun, Dortmund konnte nicht mehr tun. Van Persies 2:0 war die logische Konsequenz, Kagawas Anschlusstreffer in der Nachspielzeit nur noch Ergebniskosmetik.