Champions League Dortmunds Probleme, Dortmunds Chance
Im CL-Viertelfinale gegen AS Monaco wird es Lust statt Tristesse brauchen und vielleicht Marco Reus.
Die Ausgangslage
Der BVB spielt eine starke Champions League-Saison mit Platz 1 und 14 von 18 möglichen Punkten in der Vorrunde vor Real Madrid und einem klaren 4:0-Rückspielsieg im Achtelfinale gegen Benfica Lissabon (Hinspiel: 0:1). Jetzt wird es ernst: Besteht das Ensemble von Trainer Thomas Tuchel (20.45 Uhr/Sky) die Hürde AS Monaco, über die Manchester City im Achtelfinale beinahe sensationell gestürzt ist, stünde das extrem junge BVB-Team im CL-Halbfinale. Freilich ist Monaco Tabellenführer in Frankreich und in herausragender Form. Es wäre ein echter Stimmungshöhepunkt in Tagen, in denen am Trainingszentrum in Brakel nicht immer gute Laune zuhause ist. Platz vier in der Liga mit bereits acht Unentschieden und sechs Niederlagen belasten die Entwicklung einer Mannschaft, die zwar als Team des Umbruchs erklärt worden ist, aber eben auch Borussia Dortmund bleibt. Es ist eine Konstellation, unter der besonders Trainer Thomas Tuchel leidet.
Die treten massiert auf. Der unselige, von Privat-Sponsor Nike getriebene Masken-Jubel von Pierre-Emerick Aubameyang wirkt nach. Seither wird über den 27 Jahre alten Effizienz-Stürmer aus Gabun gestritten. Es heißt, einer, der derart egoistisch unterwegs ist, wird auch beim erstbesten Angebot ohne „echte Liebe“ das Weite suchen. Tuchel, der Aubameyang schon einmal auf die Strafbank verwiesen hat, passt das so wenig wie ständig wiederkehrenden Verletzungen von Stammspieler-Kandidaten wie André Schürrle oder Mario Götze. Tuchel neigt dann zur Klage, viele haben kritisiert, damit habe er das Spiel beim FC Bayern schon vorher abgeschenkt. Beim 1:4 konnten seine Profis das nicht von der Hand weisen. Dortmund spielt, wie eine hoch begabte junge Mannschaft im Umbruch eben spielt: mal herausragend, mal ziemlich schlecht. Ohne Konstanz und schlampig um Umgang mit wiederum galant herausgespielten Chancen. Es ist ein ständiger Gegensatz. Junge Spieler wie Christian Pulisic, Ousmane Dembélé, Felix Passlack oder Emre Mor müssen noch viel lernen, wollen sie das Niveau erreichen, das Tuchel im Sinn hat.
Das ist das nächste Problem. Kaum jemand zweifelt in Dortmund an Tuchels Qualität, man will dort aber jemanden haben, der den BVB zur Herzenssache erklärt und den Verein und seine Fans eint. Das bleibt das Problem: Für Tuchel scheint der BVB weiter Projekt, viele trauen ihm zu, bald den Absprung zu planen. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat diesen Gegensatz herausgestellt: Er wolle von Tuchel im Sommer erfahren, ob der „bereit ist, sich mit Haut und Haaren dem Club zu verschreiben wie Jürgen Klopp oder Diego Simeone.“ Verhandlungen über Tuchels Vertrag, der noch bis 2018 läuft, soll es eben erst im Sommer geben. Und: der BVB will weiter junge Spieler kaufen, entwickeln und teuer weiterverkaufen — das ist ein Konzept. Tuchels Ungeduld und sein Anspruch verlangt aber auch nach dem einen oder anderen fertigen Spieler. Wie soll das zusammenpassen?
Vier Heimsiege in Folge in der Champions League. Und die Tatsache, dass Julian Weigl, Shinji Kagawa und auch Lukasz Piszczek Tuchel in der Auseinandersetzung mit dem Tabellenführer der französischen Ligue 1, der bislang 88 (!) Ligatreffer erzielt hat, wieder zur Verfügung stehen. Das beste aber: Marco Reus kommt womöglich zurück. Zwar hat Tuchel noch am Samstag geklagt, Reus habe noch nicht ein einziges Mal mit der Mannschaft trainiert, das aber war auch ein gutes Stück Taktik. Seit Sonntag trainiert Reus wieder. „Wir können diese Überlegung anstellen“, sagte Tuchel am Montag. Ein Startelf-Einsatz ist nach seinem Muskelfaserriss im Oberschenkel und fünf Wochen Pause aber unwahrscheinlich. Tuchels Ziel: „So viele Tore wie möglich erzielen und angreifen.“ Eine Woche später steigt das Rückspiel bei den Monegassen.