Eine schlechte Halbzeit zuviel für Schalke

Schalke verschläft beim 2:3 gegen Galatasaray die ersten 45 Minuten. Die Substanz des Kaders reicht nicht aus.

Gelsenkirchen. Hamit Altintop war sichtlich gezeichnet von diesem Spiel. „Ich habe alles gegeben“, sagte er, noch bevor ihm überhaupt eine Frage gestellt wurde. Der gebürtige Gelsenkirchener und ehemalige Spieler des FC Schalke 04 sah müde aber sehr glücklich aus nach dem 3:2 seines Teams gegen den Ruhrgebietsclub. Immerhin hatte er für Galatasaray Istanbul einen Treffer erzielt und somit einen entscheidenden Anteil am Erreichen des Viertelfinales der Champions League.

Der 30-Jährige hatte fast ein wenig Mitleid mit seinem Ex-Club („Das ist sehr schade für die Schalker.“), allerdings wusste er bereits unmittelbar nach Spielschluss die Gründe für den Erfolg zu benennen. „Ich glaube, wir haben von Beginn an die Initiative in die Hand genommen“, sagte er. „Das haben wir dieses Mal viel besser gemacht als im Hinspiel.“

Der türkische Meister hatte den Schalkern in der ersten Hälfte schlicht in die Defensive gedrängt, und mit zwei Treffern den Grundstein für den Erfolg gelegt. „Ich hatte die Mannschaft so eingestellt, dass sie aggressiv ist und sich nicht zurückzieht“, sagte Jens Keller. Seine Spieler hielten sich in der ersten Hälfte aber keineswegs an die Vorgaben ihres Trainers, sie ignorierten sie sogar. „Wir haben uns vorzuwerfen, dass wir in der ersten Hälfte nicht das gezeigt haben, was uns in den letzten Wochen ausgezeichnet hat“, gestand Kapitän Benedikt Höwedes ein. „Das war eigene Dummheit.“ Die Schalker hatten dieses Achtelfinale in 45 von insgesamt 180 Minuten verloren. Der Mut, das Selbstbewusstsein, die Durchsetzungsfähigkeit, die Spielfreude, wie noch zuletzt in der Bundesliga gegen Wolfsburg oder Dortmund, waren verschwunden. „Wir waren eine von vier Halbzeiten nicht gut genug“, stöhnte Manager Horst Heldt.

Allerdings zeigte das 2:3 auch, dass die Substanz im Kader nicht für solch ambitionierte internationale Spiele ausreicht. Teemu Pukki konnte den verletzten Klaas-Jan Huntelaar nicht ansatzweise ersetzen, selbst der ebenfalls verletzte Ciprian Marica wäre wohl keine echte Alternative gewesen. Die Folge: Der einzig verlässliche Faktor ist die Unbeständigkeit. „Wir haben jetzt nur noch die Bundesliga. Ich hoffe, das war nicht mein letztes Spiel in der Champions League“, wehklagte Torhüter Timo Hildebrand. Das Saisonziel, mindestens die Qualifikation für die europäische Königsklasse und damit Platz vier in der Bundesliga zu erreichen, bleibt trotz dieses nachhaltigen Rückschlags ein realistischer Richtwert.