Königsblauer Kater „auf“ Schalke - „Haben es verbockt“
Gelsenkirchen (dpa) - Dem königsblauen Derby-Rausch folgte ein kapitaler Kater. Der vermeidbare Abschied aus der Champions League vertrieb beim FC Schalke die gute Stimmung.
„Wir haben es einfach verbockt“, klagte Manager Horst Heldt voller Frust im Anschluss an das 2:3 (1:2) im Achtelfinal-Rückspiel gegen Galatasaray Istanbul. Zum Leidwesen von Trainer Jens Keller versagten seinem Team nur drei Tage nach dem umjubelten Sieg über den Erzrivalen aus Dortmund die Nerven: „Ich dachte nicht, dass wir wieder so zurückfallen.“ Mit hängenden Köpfen schlichen die erschöpften Verlierer in die Kabine.
Vor allem die schwache erste Halbzeit sorgte für Rätselraten. Trotz des jüngsten Höhenflugs mit zuletzt drei Bundesliga-Siegen in Serie und des ermutigenden 1:1 im Hinspiel am Bosporus trat der Revierclub bis zur Pause ähnlich zaudernd auf wie in den überwunden geglaubten Zeiten zu Jahresbeginn. „Wir hatten zu viel Respekt vor der Aufgabe“, analysierte Jungstar Julian Draxler. Auch Keller trauerte der großen Chance auf den dritten Viertelfinal-Einzug binnen sechs Jahren nach: „Vielleicht hat der ein oder andere geglaubt, es geht mit fünf Prozent weniger.“
Selbst die glückliche Führung von Roman Neustädter (17. Minute) gab keine Sicherheit. Der frühere Schalker Hamit Altintop (37.) und Burak Yilmaz (42.) drehten die Partie zugunsten der Gäste. Immerhin machte die deutliche Steigerung nach Wiederanpfiff mit dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Michel Bastos (63.) Mut für die kommenden Aufgaben in der Bundesliga: „Es gibt für uns keinen Grund, nun in Depressionen zu verfallen. In der zweiten Halbzeit haben wir unser wahres Gesicht gezeigt“, sagte Keller.
Ausgerechnet ein in Gelsenkirchen geborener Profi leitetet die erste Saison-Niederlage in der Champions League ein. Mit einem sehenswerten Schuss aus fast 30 Metern beendete Hamit Altintop seine Torflaute beim türkischen Meister und sorgte bei seinem ehemaligen Club für große Verunsicherung. Der Routinier empfand Mitgefühl: „Ich bin immer noch Schalker, auch wenn mir das keiner glauben will“, gestand Altintop bei „Sky“, „aber die Fans von Galatasaray verdienen meinen Jubel und meine Leidenschaft. Deswegen hoffe ich, dass es mir die Schalker Fans nicht übelnehmen.“
Kaum war das Aus gegen die in der Schlussphase schwächelnden Türken besiegelt, nahm Draxler die Rückkehr in die Champions League ins Visier. „Jedes Spiel in diesem Wettbewerb ist ein Highlight. Nun müssen wir daran arbeiten, dass wir auch nächstes Jahr wieder dabei sind.“ Einfach wird das nicht: Schließlich stehen für den Tabellenvierten in den restlichen neun Saisonspielen noch Duelle mit Leverkusen, Frankfurt, Hamburg, Mönchengladbach und Freiburg und damit gegen gleich fünf Mitkonkurrenten im Kampf um die internationalen Plätze an.
Für die Schalker kam der Rückschlag auf jeden Fall zur Unzeit. Gerade erst waren die Diskussionen über die Arbeit von Keller verstummt. Spätestens nach dem famosen Auftritt gegen Dortmund wähnten sich alle Beteiligten auf einem anhaltenden Weg nach oben. Sportvorstand Heldt machte aus seinem Frust keinen Hehl: „Das war schön im Derby, nun war es ein bitterer Tag. Jetzt sind wir raus und müssen sehen, dass wir uns in der Bundesliga stabilisieren.“