Englisches Fiasko in der Königsklasse besiegelt

London (dpa) - Einzig der Pariser Edelreservist David Beckham ist übrig geblieben. Wenn die Champions League in ihre entscheidende Phase geht, ist England nur noch mit gealterten Fußball-Star vertreten.

Und für das Fiasko in der Königsklasse verspottet sich das Fußball-Mutterland mal wieder selbst.

„Ganz Europa streckt uns die Zunge raus!“, lästerte die „Daily Mail“ über das Viertelfinale ohne Beteiligung englischer Clubs, was es letztmals vor 17 Jahren gab. Ausgerechnet zum Finale am 25. Mai in Wembley, dem angeblichen „Home of Football“, stelle die Nation, die dieses Spiel erfunden habe, „wohl nur das Catering“, trauerte der „Daily Telegraph“ und spottete, dass der englische Fußball in einem seine Meisterklasse behalten habe: im glorreichen Scheitern. So nahm Trainer-Ikone Arsène Wenger vom FC Arsenal die Vereine der selbst erklärten besten Liga der Welt in die Pflicht: „Das ist ein massiver Weckruf für uns.“

Das Aus seiner Gunners beim deutschen Rekordmeister FC Bayern München besiegelte am Mittwochabend die Misere der Premier-League-Clubs. Der 63-Jährige beschönigte nichts: „Das ist eine riesige Enttäuschung für Englands Fußball.“ Wengers Analyse: „Der Rest in Europa hat aufgeholt. Wir müssen uns für die Zukunft Gedanken machen.“ Der walisische Ex-Nationalspieler und „Mirror“-Kolumnist Robbie Savage meinte gar: „Englische Clubs sind nicht mehr so gut, wie sie denken.“

Bayern-Coach Jupp Heynckes mochte noch keinen Abgesang auf den englischen Fußball anstimmen, sondern spricht von einer Momentaufnahme: „Jetzt hat es die Engländer getroffen. Manchester United ist gegen Real Madrid sehr unglücklich aus dem Wettbewerb geflogen. Auch Arsenal hat gezeigt, dass es eine Top-Mannschaft hat“, sagte Heynckes. Zuvor waren seine Bayern mit einem 0:2 im Rückspiel gegen die Gunners ins Viertelfinale gestolpert (Hinspiel: 3:1). „Ich glaube, die englischen Mannschaften werden nächstes Jahr auch wieder erfolgreich sein. Solche Zyklen gibt es immer im Fußball.“

Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Klar, ihren Zenit haben die Clubs des Hochglanzprodukts Premier League überschritten: Zwischen 2007 und 2009 stellten sie neun von zwölf Halbfinalisten in Europas Elite-Liga. Und natürlich kaschierte der Vorjahrestriumph des FC Chelsea den Trend. Auch damals kam kein anderes Insel-Team ins Viertelfinale. Chelsea selbst war nach dem 1:3 beim SSC Neapel auch fast draußen.

Nach dem UEFA-Koeffizienten stammen allerdings immer noch drei der besten sechs Teams aus der Premier League. Zu Saisonstart lag die Liga auf Platz eins im Länder-Vergleich, inzwischen ist sie hinter Spanien gerutscht und könnte zur neuen Spielzeit hinter die Bundesliga fallen. Der vierte Champions-League-Platz ist damit aber nicht in Gefahr. Und die Gründe für das Scheitern sind vielseitig.

Englands Rekordmeister Manchester United galt nach einer bisher überragenden Premier-League-Saison als Mitfavorit, ehe Nanis sehr umstrittene Rote Karte gegen Madrid das Ende des Triple-Traums einleitete. Manchester City ist trotz aller Scheich-Millionen in der Champions League noch in den Lehrjahren und hatte wieder eine Hammergruppe mit Dortmund, Real und Ajax erwischt.

Chelsea ist eben Chelsea. Und Arsenal ist nicht mehr das Arsenal, das 2006 im Endspiel stand. In der Liga kriselt die Wenger-Elf auf Europa-League-Kurs. Aus dem Bayern-Rückspiel zogen die deutschen „Kanoniere“ viel Positives. „Wir hatten die Bayern am Rande des Ausscheidens“, sagte Per Mertesacker. „Wenn die Mannschaft so eine Moral zeigt, ist mir nicht Angst und Bange.“ Der verletzte Lukas Podolski saß vorm Fernseher und twitterte: „Super Kampf, klasse Leistung! Auf dem Sieg können wir für den Rest der Saison aufbauen.“ Die findet für Arsenal aber nicht in der Champions League ihre Fortsetzung.