FC Arsenal kriselt vor Schalke-Spiel - Fan-Frust
London (dpa) - Lukas Podolski muss auch mit seinem neuen Verein gleich wieder eine Krise überstehen. Wenn auch auf höherem Niveau als beim 1. FC Köln. Der FC Arsenal hat den schlechtesten Saisonstart in der Wenger-Ära hingelegt und braucht gegen Schalke dringend ein Erfolgserlebnis.
Die Arsenal-Fans wedeln immer öfter wütend mit Geldscheinen. Wo ist bloß das ganze Geld für die verkauften Superstars hin? „Wir wollen unser Arsenal zurück“, brüllten die Anhänger zuletzt nach der noch schmeichelhaften 1:2-Pleite bei Manchester United. Es ist eine Sache, am gesündesten aller englischen Top-Clubs zu wirtschaften. Aber der schlechteste Ligastart in der seit 1996 dauernden Trainer-Ära von Arsène Wenger spricht auch für sich. „Verliert Wenger sein Händchen?“, fragt der „Guardian“. Der „Independent“ schreibt vom „schleichenden Tod des einst großen FC Arsenal“.
In dieser Verfassung reist Arsenal zum Champions-League-Spiel beim FC Schalke 04 am Dienstag. Was meinen die deutschen Nationalspieler Lukas Podolski und Per Mertesacker dazu? In den Medien nichts, denn Arsenals abgeschottete Profis reden fast nur exklusiv mit der Club-Homepage oder der Arsenal-Stadionzeitung - zumal in diesen Krisenzeiten. Nur Wenger, inzwischen seit mehr als sieben Jahre titellos mit den Gunners, stellt sich der mit Arsenal oft besonders gehässigen englischen Presse. Und der 63-jährige Franzose erklärt die Schalke-Partie zum „Spiel der Spiele“ in der Gruppe B: „Wenn wir ein gutes Resultat auf Schalke schaffen, sind wir fast da“. Gemeint: Im Achtelfinale.
Aber nach der 0:2-Heimpleite gegen die Gelsenkirchener und drei Niederlagen in den vergangenen fünf Liga-Spielen? Englands Sturm-Legende Alan Shearer ätzt in einem „Sun“-Kommentar: „Es scheint undenkbar, dass Arsenal diese Gruppe nicht übersteht. Aber dies ist ein sehr anderes Arsenal.“ Nämlich keines, das noch an die Glanzzeiten mit Dennis Bergkamp oder Thierry Henry erinnert.
In schöner Regelmäßigkeit werden die Top-Stars verkauft: Vor der vorigen Saison Cesc Fabregas zum FC Barcelona, nun Robin van Persie zu ManUnited. Dem „Guardian“ zufolge hat Arsenal in den vergangenen zehn Jahren netto 3,66 Millionen Pfund (4,5 Mio. Euro) für Tranfers ausgegeben. Der FC Chelsea verprasste demnach 644 Millionen Pfund.
Vom Arsenal-Festgeldkonto wurde etwa das noble Emirates Stadium für 60 000 Zuschauer finanziert, in dem das billigste Saisonticket rund 1000 Pfund kostet - Liga-Spitzenwert! Mit der Elite-Akademie sind die Nord-Londoner gewissermaßen zum Edel-Ausbildungsverein geworden. Auch die Transfer-Einnahmen vor dieser Saison bescherten ein Millionen-Plus. Nur erfüllen Olivier Giroud, Podolski und Santi Cazorla - das Trio für die van-Persie-Lücke - nicht die Erwartungen. Auch nicht der Ex-Kölner, der nach einem guten Start seit sechs Liga-Spielen Ladehemmung hat. Der wiedererstarkte Andrej Arschawin ist auf der Links-Position in Startelf-Lauerstellung.
Den Gunners fehlt ohne van Persie vor allem ein Mittelstürmer. Arsenal-Fans sprechen sich lautstark für Mario Gomez vom FC Bayern aus - oder wieso nicht im Januar Klaas-Jan Huntelaar von Schalke holen? Auch die Abwehr ist nicht sattelfest, wie der Aussetzer von Kapitän Thomas Vermaelen im ManUnited-Spiel vor van Persies Führungstor zeigt. Einer der konstantesten und besten Arsenal-Spieler der Saison ist der Ex-Bremer Per Mertesacker.
Wenger leugnet den Ernst der Lage noch, wie nicht nur der „Daily Telegraph“ meint. Nachdem Arsenal in der Liga bisher nur 15 von 30 möglichen Punkten geholt hat, beharrt der Elsässer auf seinem Top-Drei-Saisonziel, räumt aber ein: „Wir sind sehr weit zurück.“