FC Bayern im Final-Modus - Hoeneß weist den Weg
Barcelona (dpa) - Uli Hoeneß kniff nicht - der Präsident gab den Bayern-Profis sogar die Richtung vor für die große Fußball-Nacht im Camp Nou. Umzingelt von TV-Kameras bahnte sich das Vereinsoberhaupt in München entschlossen den Weg zum Lufthansa-Airbus mit Flugziel Barcelona.
Dort will der 61-Jährige trotz des Wirbels um seine Steueraffäre miterleben, wie „sein“ FC Bayern den großen FC Barcelona mit dem Weltstar Lionel Messi endgültig entzaubert und zum insgesamt fünften Mal in ein Champions-League-Finale einzieht.
„Wir wollen beweisen, dass das Hinspiel keine Eintagsfliege war“, verkündete Trainer Jupp Heynckes in Barcelona. Hoeneß hatte zuvor auf der Hinreise ins sonnige Spanien den Unbeugsamen gegeben. Er wählte am Münchner Flughafen keinen Nebeneingang, sondern schritt aufrecht mitten durchs Volk. Nur reden ließ der Präsident andere. „Ich habe totales Vertrauen zur Mannschaft und zum Trainer. Ich bin überzeugt, dass wir das packen“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.
Wembley ist ganz nahe. „Wir haben die Tür aufgemacht, aber wir sind noch nicht reingegangen“, mahnte Bastian Schweinsteiger bei der Pressekonferenz im Teamhotel. Der Vize-Kapitän hob die Heimstärke der Katalanen heraus: „Wenige Mannschaften haben hier bestanden.“
Doch was soll bei einem 4:0-Vorsprung noch passieren im Halbfinal-Rückspiel am Mittwochabend vor fast 100 000 Zuschauern? „Barcelona ist in der Lage, ein sehr großes Spiel zu machen. Aber wenn wir effektiv sind, könnte es gut ausgehen für uns“, antwortete Schweinsteiger. Der Glaube daran, mindestens ein Tor zu erzielen, ist nach den Fließbandsiegen im Jahr 2013 groß. Dazu kommt die Gewissheit der defensiven Qualität. „Wir wollen gut verteidigen und eine riesige Arbeit mit elf Mann abliefern“, kündigte Thomas Müller an, der Zwei-Tore-Held des ersten Spiels.
„Speziell am Anfang wird Barcelona noch mal alles ins Gefecht legen, um das Unmögliche möglich zu machen“, warnte Rummenigge vor der wichtigen Anfangsphase - auch die 0:4-Demontage im Camp Nou vor vier Jahren ist noch präsent. „Da saßen wir beim Bankett wie begossene Pudel“, erinnerte Rummenigge. Schweinsteiger und Franck Ribéry waren damals auf dem Platz dabei - aber sonst keiner aus dem heutigen Starensemble, das die neue Nummer 1 in Europa werden will.
Keiner denkt an ein Scheitern, eher an eine weitere Demonstration der eigenen Stärke auf der letzten Etappe nach Wembley. „Das wird wieder ein Superspiel“, verkündete der wiedererstarkte Robben voller Vorfreude. Der Respekt, gerade vor dem Barça-Heiligen Messi ist weiter vorhanden. „Wenn er fit ist, weiß jeder, was er drauf hat“, erklärte Robben. Tore, Dribblings, wahre Wunderdinge! „Messi ist der Fixpunkt. Im Hinspiel hat man ihn so gut wie nicht gesehen, das war auch unser Verdienst“, bemerkte Müller. Trotzdem erwart er, „dass wir mehr zu zun kriegen werden. Man wird einen anderen Messi sehen.“
Es werde wichtig sein, „dass wir uns nicht zurückdrängen lassen“, betonte Nationaltorhüter Manuel Neuer. Auch die Spieler, die mit Gelben Karten vorbelastet sind, sollen keinen Deut zurückweichen, kein Prozent an Aggressivität im Zweikampf vermissen lassen. „Man kann nicht sagen, bitte nach Ihnen. Man muss körperlich auch ein Bollwerk darstellen“, sagte Rummenigge. Schweinsteiger, der ebenso wie Philipp Lahm, Javi Martínez, Dante, Mario Gomez und Luiz Gustavo aufpassen muss, um nicht im Finale zuschauen zu müssen, wiegelte ab: „Man verhält sich nicht grob anders. Wenn's passiert, passiert's.“
Heynckes wird sein Siegerteam von München wohl nur auf einer Position verändern. Der beim 4:0 gesperrte Mario Mandzukic ersetzt Mario Gomez im Sturm. Abwehrchef Dante könne trotz Erkältung spielen, sagte der Trainer, der einen „mutig“ spielenden FC Bayern ankündigte: „Wir werden unserem Stil treu bleiben.“ Mittwochnacht soll auch der Präsident einen Glücksmoment in stürmischen Zeiten erleben.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
FC Barcelona: Valdés - Alves, Batra, Piqué, Adriano - Busquets, Xavi, Iniesta - Pedro, Messi, Villa
FC Bayern München: Neuer - Lahm, Boateng, Dante, Alaba - Martínez, Schweinsteiger - Robben, Müller, Ribéry - Mandzukic
Schiedsrichter: Damir Skomina (Slowenien)