Halbfinale für BVB nach 0:3 in Madrid in weiter Ferne
Madrid (dpa) - Der Sternstunde gegen Real Madrid in der Vorsaison folgte für Borussia Dortmund eine Lehrstunde. Nach einer Fußball-Gala von Cristiano Ronaldo und Co. ist der erneute Einzug ins Halbfinale der Champions League für den BVB in weite Ferne gerückt.
Der Bundesliga-Zweite war beim 0:3 (0:2) im Hinspiel chancenlos und nimmt eine schwere Hypothek mit in das zweite Viertelfinale am kommenden Dienstag in Dortmund. Vor 70 089 Zuschauern im Bernabeu-Stadion machten Gareth Bale (3. Minute), Isco (27.) und Ronaldo (57.) mit seinem 14. Tor im laufenden Wettbewerb die Hoffnungen der Schwarz-Gelben zunichte, die sich vor Jahresfrist zweimal eindrucksvoll gegen die Spanier durchgesetzt hatten.
Während der BVB im Rückspiel wieder auf seinen diesmal gesperrt fehlenden Torjäger Robert Lewandowski zurückgreifen kann, muss Kapitän Sebastian Kehl dann wegen einer Gelbsperre aussetzen.
„Wir haben uns keine Situation geschaffen, um große Kampfansagen zu machen, aber wir werden trotzdem antreten“, sagte Jürgen Klopp im ZDF augenzwinkernd mit Blick auf die Ausgangslage für das Rückspiel. Der BVB-Coach ärgerte sich darüber, dass „wir denen zwei Tore aufgelegt und unsere Chancen nicht genutzt haben“.
„Wir hätten hier mindestens ein Tor machen müssen, Konterchancen hatten wir genug. Wir mussten einfach cleverer spielen“, ärgerte sich Nuri Sahin über leichtfertig vergebene Möglichkeiten. Auch Keeper Roman Weidenfeller war unzufrieden: „Wir sind nicht selbstbewusst genug aufgetreten und haben es Real zu leicht gemacht.“
Im neunten Champions-League-Duell mit den „Königlichen“ seit 1998 stand der ersatzgeschwächte BVB lange Zeit auf verlorenem Posten. Ohne fünf angeschlagene Leistungsträger und Lewandowski, der Real im vergangenen Jahr mit vier Toren im Alleingang ausschaltete, hatte die Elf von Jürgen Klopp den wie aufgedreht kombinierenden Spaniern wenig entgegenzusetzen. Vor allem gegen Ronaldo fanden Mats Hummels, Sokratis und Co kaum ein Mittel. Mit 14 Champions-League-Toren stellte der Weltfußballer in seinem 100. Königsklassen-Spiel die Bestmarke von Lionel Messi aus der Saison 2011/12 ein. Den Borussen fehlte dagegen trotz einer deutlichen Steigerung nach der Pause die Durchschlagskraft im Angriff.
Schon nach knapp 180 Sekunden waren alle guten Vorsätze der Dortmunder über den Haufen geworfen. Der junge Erik Durm ließ sich an der Seitenauslinie von Karim Benzema den Ball abjagen. Dani Carvajal leitete gedankenschnell in die Mitte weiter auf 100-Millionen-Mann Bale, der keine Mühe hatte, Roman Weidenfeller zum Führungstor zu überwinden - gerade einmal 2:54 nach dem Anstoß. Anschließend wurde der BVB-Keeper bei kühlen Temperaturen von Cristiano Ronaldo regelrecht warm geschossen, der mit einem Aufsetzer aus 25 Metern (10.) und einem Freistoß (12.) jeweils am glänzend reagierenden Weidenfeller scheiterte.
Den Spaniern war der unbedingte Wille, sich für die Schlappen des Vorjahres gegen den BVB zu revanchieren, bei jeder Aktion anzumerken. Der Klopp-Elf gelang es dagegen viel zu selten, sich vom Druck zu befreien, weil schon im Spielaufbau zu viele Fehler passierten. Ein Ballverlust von Henrich Mchitarjan vor dem eigenen Strafraum leitete das 2:0 für Real durch Jungstar Isco ein. Der Vertreter des von einem Magen-Darm-Infekt geplagten Angel di Maria traf aus 18 Metern flach genau in die Ecke. 120 Sekunden später vereitelte Weidenfeller gegen Bale das drohende dritte Gegentor.
Gegenüber Iker Casillas verbrachte bis zur 33. Minute einen geruhsamen Abend. Dann musste der Real-Schlussmann bei einem Distanzschuss von Kevin Großkreutz erstmals richtig eingreifen. Nach desaströsen ersten 45 Minuten setzten sich die Borussen im zweiten Durchgang endlich energischer zur Wehr. Bei einsetzendem Regen verpassten Pierre-Emerick Aubameyang (49.) und Mchitarjan (54.) nach Kontern die Chance, den BVB mit dem Anschlusstor zurück ins Spiel zu bringen.
Wie man es machen muss, demonstrierte auf der Gegenseite Ronaldo, der sich nach Pass von Luka Modric auf engstem Raum gegen zwei Abwehrspieler behauptete und sein Solo mit dem 3:0 krönte. Danach setzte Klopp mit diversen Umstellungen alles auf eine Karte und brachte in Jonas Hofmann und Julian Schieber zwei frische Offensivkräfte aufs Feld. Doch das Anschlusstor, das die Ausgangslage für das Rückspiel deutlich verbessert hätte, gelang nicht mehr.