Hexenkessel Bernabéu-Stadion - Real mobilisiert Fans
Madrid (dpa) - Mit finsterem Blick beschwören die Real-Stars ihre Fans. „Du bist unsere Kraft“, sagen Cristiano Ronaldo, Xabi Alonso und ihre Mitstreiter, die vor dem Rückspiel gegen den BVB die alten Zeiten der legendären Aufholjagden der Königlichen wieder aufleben lassen wollen.
„Real Madrid hat einige magische Nächte im Bernabéu erlebt, und wir werden das Äußerste geben, dieser Liste eine weitere hinzuzufügen“, sagte Mittelfeldantreiber Sami Khedira vor dem Halbfinalrückspiel der Champions League.
Das müssen sie auch. Denn die 1:4-Niederlage aus dem Hinspiel in Dortmund wiegt schwer. „Wenn wir nicht ins Finale einziehen, wird das mein Scheitern sein“, sagte Real-Coach José Mourinho. Ob er auch das Gefühl habe, dass die Partie seine letzte für Madrid werden könnte? „Nein, das habe ich nicht“, betonte „The Special One“: „Ich weiß nur, dass es das wichtigste Spiel in der Geschichte von Real in den vergangenen zehn Jahren sein wird.“
Noch wichtiger als die Unterstützung der Fans dürfte für die Hausherren im ehrwürdigen Stadion Santiago Bernabéu die Form ihres Superstars sein. Torjäger Ronaldo leidet seit dem Hinspiel an Muskelbeschwerden, konnte tagelang nicht trainieren und erst am Montag die normalen Einheiten wieder aufnehmen. „Wir vertrauen darauf, dass er spielen kann“, sagte Assistenztrainer Aitor Karanka. Mourinho befand: „Ronaldo geht es gut.“
Im Gegensatz zum Hinspiel vor einer Woche gab der Real-Trainer diesmal aber nicht frühzeitig preis, wen er aufs Feld schicken wird: „Es ist eine andere Situation, deswegen werde ich die Aufstellung jetzt nicht verraten.“
Die Madrider Presse geht davon aus, dass der Portugiese in jedem Fall gegen den BVB antreten wird, notfalls auch verletzt. Ronaldo ist seit Wochen die tragende Säule des Teams. Ohne seine zwölf Tore in der Champions League in dieser Saison stünde Real kaum im Halbfinale. „Du bist unsere Kraft, Cristiano“, schreibt das Sportblatt „Marca“ in Abwandlung des Aufrufs an die Fans. „La Décima (Reals zehnter Europacupsieg) liegt in Deiner Hand.“
Um den „Königlichen“ Mut zu machen, wird nun an die Aufholjagden vergangener Tage erinnert; an den 5:1-Sieg 1976 gegen Derby County (Hinspiel 1:4), an den 6:1-Erfolg 1984 gegen RSC Anderlecht (Hinspiel 0:3) oder an den 4:0-Sieg 1986 gegen Borussia Mönchengladbach (Hinspiel 1:5).
Uli Stielike war beim 6:1-Kantersieg über Anderlecht dabei. Und er gab seinem einstigen Club mit auf den Weg: „Der Gegner muss das Gefühl haben, dass man ihn nicht zum Luftholen kommen lässt“, sagte er der Zeitung „El Mundo“. „Man kann einen solchen Rückstand aufholen. Jedoch nutzt die Taktik wenig, wenn die Spieler nicht an den Erfolg glauben.“
Reals legendäre Aufholjagden liegen allerdings auch Jahrzehnte zurück. „In der damaligen Zeit stammten noch viele Spieler aus dem eigenen Nachwuchs“, betont „El País“. „Real hatte damals - anders als in dieser Saison - nicht schon im Januar den Kampf um die spanische Meisterschaft aufgegeben.“ In der jüngeren Vergangenheit gelang es den Madrilenen in den europäischen Wettbewerben nicht mehr, eine hohe Hinspielniederlage im Rückspiel wettzumachen.
Das 0:4 beim FC Liverpool (2009), das 1:4 bei Paris Saint Germain (1993) oder das 0:5 bei AC Mailand (1989) bedeuteten stets das Aus der Madrilenen. Wie auch immer die Partie gegen den BVB und dessen Superstürmer Robert Lewandoswki ausgeht, für den zweimaligen Champions-League-Gewinner Mourinho (FC Porto und Inter Mailand) wird das Ergebnis nach eigenen Angaben keine Auswirkungen haben: „Meine Zukunft wird nicht davon abhängen.“