Heynckes warnt vor Euphorie-Falle - Ribéry: kein Pardon
München (dpa) - Franck Ribéry hat klare Vorstellungen für die Abendgestaltung beim Rendezvous mit seinen Landsleuten aus Nordfrankreich in der Münchner Fußball-Arena. Zwei Wochen nach dem zähen 1:0 beim OSC Lille möchte der Star des FC Bayern gegen seinen Jugendclub ein Offensiv-Feuerwerk abbrennen.
„Es ist natürlich immer etwas Besonderes, wenn man es mit einer Mannschaft aus seiner Heimat zu tun bekommt. Ich bin hochmotiviert. Wir müssen gewinnen, wir müssen die drei Punkte holen, wir müssen spielen wie in Hamburg“, erklärte Ribéry am Dienstag. Bei der eindrucksvollen 3:0-Gala beim HSV war er der herausragende Mann.
Die Bundesliga-Dominanz wollen die Münchner am Mittwochabend auch auf die Champions League übertragen, in der sie den eigenen Ansprüchen bislang nicht gerecht werden konnten. Platz drei hinter dem FC Valencia und Außenseiter BATE Borissow ist kein akzeptabler Zustand, auch wenn alle drei Teams mit sechs Punkten gleichauf liegen. „Das Spiel gegen Lille ist äußerst wichtig“, mahnte Jupp Heynckes mit Blick auf die zwei verfügbaren Achtelfinal-Plätze.
Der erfahrene Trainer baute am Dienstag sogar einem möglichem Schlendrian vor. Vehement warnte Heynckes seine Mannschaft vor einer Fehleinschätzung der „Lobeshymnen“ gerade nach der Topleistung in Hamburg. „Mir ist das alles zu früh, mir ist das zu euphorisch, zu positiv. Wir haben überhaupt noch nichts erreicht“, mahnte Heynckes und verkündete: „Ich erwarte von der Mannschaft noch viel mehr!“
Freilich bereitet auch sie ihm große Freude. Ihm imponiere der Spaßfußball von Ribéry, Kroos oder Müller. „So haben wir früher auf der Straße gespielt“, schwärmte der ehemalige Weltklasse-Angreifer Heynckes. Gegen Lille darf wohl auch Arjen Robben wieder sein Können in der Münchner Arena demonstrieren. „Wenn Arjen spielt, wird er zeigen, dass er ein ungewöhnlicher Spieler ist“, sagte Heynckes. Auch Toni Kroos, der gesundheitlich angeschlagen war, ist einsatzfähig. Dafür musste Mario Mandzukic beim Abschlusstraining wegen einer Erkältung passen. Für den Kroaten dürfte Claudio Pizarro stürmen.
Natürlich fokussiert sich aber - wie schon beim Hinspiel - alles auf Ribéry. Vor zwei Wochen musste der Franzose in Lille viele Fouls einstecken. Zur Pause blieb der 29-Jährige angeschlagen in der Kabine. Diesmal wird sein Gegenspieler der im Hinspiel gesperrte Mathieu Debuchy sein, der Ribéry bestens aus der Nationalmannschaft kennt. „Er ist für mich einer der sehr guten Rechtsverteidiger. Es wird ein interessantes Duell“, meinte Ribéry kampfeslustig.
Der Tempo-Dribbler bereitet auch Lille-Coach Rudi Garcia erhebliches Kopfzerbrechen. „Franck ist ein grandioser Spieler“, erklärte Garcia am Dienstagabend voller Ehrfurcht in der Münchner Arena: „Aber das Problem ist, dass man sich beim FC Bayern nicht nur auf ihn konzentrieren kann. Sie haben vorne ja auch Robben, Müller, Kroos, da kann man keinen reinen Anti-Ribéry-Plan entwickeln.“
Heynckes erwartet einen Gegner, der sich nach drei Niederlagen noch nicht aufgegeben hat. „Lille wird noch einmal alles versuchen. Sie haben Power, sie spielen aggressiven Fußball.“ In der heimischen Liga befindet sich das Team von Garcia im Aufwärtstrend, der Coach will „das Spiel der letzten Chance“ irgendwie nutzen: „Wenn wir verlieren, ist die Champions League für uns vorbei. Es ist das schwerste aller sechs Spiele für uns. Ich erwarte von meiner Mannschaft, dass wir den Bayern beim Spielen nicht zuschauen.“
Voraussichtliche Aufstellungen:
FC Bayern München: Neuer - Lahm, Boateng, Dante, Alaba - Schweinsteiger, Javi Martínez - Robben, Kroos, Ribéry - Pizarro
OSC Lille: Landreau - Debuchy, Basa, Chedjou, Béria - Balmont, Mavuba, Martin - Kalou, Roux, Payet
Schiedsrichter: Hategan (Rumänien)