Italien nach Königsklassen-Aus von Milan am Boden
Mailand (dpa) - Mit finsterer Miene eilte Adriano Galliano nach dem Schlusspfiff in die Kabine zu Mario Balotelli und Co.. Mehr als 40 Minuten dauerte die Krisensitzung zwischen dem Geschäftsführer des AC Mailand, Trainer Clarence Seedorf und den Spielern.
Mit dem blamablen 1:4 bei Atlético Madrid und dem Aus im Achtelfinale der Champions League hat der Traditionsverein seine letzte Chance auf einen Titel verspielt und steht vor einer völlig missglückten Saison. Auch Italiens Fußball ist nach dem bitteren K.o. seines letzten Clubs in der Königsklasse am Boden. „Auf Wiedersehen Champions League, Blamage für die Rossoneri“, titelte der „Corriere dello Sport“.
In der spanischen Hauptstadt enttäuschten die Lombarden auf ganzer Linie. Die Spieler - allen voran Stürmer Mario Balotelli - wurden in den italienischen Medien scharf kritisiert. „Der schlechteste Balo des Jahres. Kein Tor und die übliche Gelbe Karte“, schimpfte die „Gazzetta dello Sport.“ Hatten die Italiener nach dem 0:1 im Hinspiel noch auf das Wunder von Madrid gehofft, war der Frust nun groß.
Seedorf wirkte nach der blamablen Niederlage zwar ratlos, versuchte aber einmal mehr, den mutlosen Auftritt schönzureden. „Ich glaube, dass wir in dieser Partie versucht haben, das Beste herauszuholen“, urteilte der 37-Jährige. „Die Mannschaft hat viel investiert, aber immer wieder aufzustehen ist nicht leicht.“ Mittelfeldspieler Andrea Poli gab immerhin zu: „Es war ein schlimmer Tag für uns alle.“
Für Milan ist die Saison nach dem bitteren Aus in der Champions League kaum noch zu retten. Auch in der Coppa Italia ist der 18-malige nationale Meister ausgeschieden, in der Liga dümpelt er auf Platz zehn herum, weit entfernt von der Qualifikation für die Europa League. „Die elf Spiele wollen wir so gut wie möglich bestreiten und nächstes Jahr versuchen wir einen Neuanfang“, versprach Seedorf, dem die Trendwende bisher nicht gelungen ist.
Auch für den italienischen Fußball ist das Aus seines letzten Königsklassen-Vertreters im Achtelfinale ein schwerer Schlag. „Jetzt kann uns nur noch die Europa League retten“, meinte die „Gazzetta dello Sport“. Ein Viertelfinale ohne italienischen Club gab es seit Einführung der Champions League erst dreimal: 2001, 2002 und 2009.
Ganz anders die Spanier: Atlético Madrid feierte seinen ersten Einzug ins Viertelfinale nach 17 Jahren ausgelassen. „Fiesta am Ufer des Manzanares: Atlético erkämpft sich einen Platz in der europäischen Elite“, kommentierte die Zeitung „El País“. Das Sportblatt „Marca“ schrieb: „Was für eine Art und Weise, einen der Großen in Europa platt zu machen!“ Sogar erste Träume vom Finaleinzug und einem Titelgewinn Atléticos wurden in Madrid wach.
„Im Viertelfinale werden sieben große Clubs stehen und ein Störenfried“, prophezeite Trainer Diego Simeone. Doppeltorschütze Diego Costa stellte fest: „Ich habe für das Viertelfinale keine Präferenz. Dort gibt es nur starke Gegner.“ Und Verteidiger Filipe Luis verkündete selbstbewusst: „Wir können jeden Gegner ausschalten.“