Löw im Zwiespalt: Schweinsteiger top und Özil verletzt
München (dpa) - Joachim Löw verließ die Münchner Fußball-Arena mit sehr gemischten Gefühlen. Der Bundestrainer hatte beim 1:1 des FC Bayern im Champions-League-Achtelfinale gegen den FC Arsenal erfreuliche, aber auch besorgniserregende Signale von seinen WM-Kandidaten erhalten.
Neun Nationalspieler kamen in den 90 Minuten zum Einsatz - am bittersten verlief der Abend für Mesut Özil. Die in der WM-Saison lange verletzten Sorgenkinder Bastian Schweinsteiger (55. Minute) und Lukas Podolski (59.) erzielten die Tore. Thomas Müller vergab in der Nachspielzeit die Chance zum Münchner Sieg, als er mit einem Foulelfmeter an Arsenal-Torwart Lukasz Fabianski scheiterte: „Er hat sich spät bewegt, und dann wollte ich das Ruder noch man rumreißen und nach rechts schießen, aber das hat nicht gereicht“, haderte Müller, ohnehin schon bedient, weil er erst spät eingewechselt wurde.
Noch schmerzhafter war der Abend für Özil. Zu einem alarmierend farblosen 45-Minuten-Auftritt des Spielmachers der DFB-Auswahl kam auch noch eine Muskelverletzung. Humpelnd verließ der 25-Jährige mit starrem Blick auf sein Smartphone das Stadion. Arsenal-Coach Arsène Wenger befürchtete vor einer eingehenden Untersuchung in London schon eine wochenlange Pause für Özil.
„Es sieht nicht gut aus“, berichtete auch Per Mertesacker, der als Abwehrchef der „Gunners“ eine starke Partie abgeliefert hatte. Sein aktueller Nationalelf-Partner in der Innenverteidigung, Jérome Boateng, musste auf Münchner Seite 90 Minuten zuschauen. Auch der im Hinspiel noch überragende Toni Kroos wurde nur eingewechselt.
Özil wirkte in der ersten Hälfte auf dem rechten Flügel beinahe teilnahmslos, seine Körpersprache war verheerend für eine solche Leistungsschau auf höchstem europäischen Niveau. Die Verletzung ist ein weiterer Rückschlag drei Monate vor der WM in Brasilien, bei der Löw auf den Edeltechniker bauen will. „Selbst seine Verletzung war keine Entschuldigung für seinen lustlosen Auftritt“, urteilte die Tageszeitung „The Mirror“.
Vor einer Woche war Özil beim 1:0 im Länderspiel gegen Chile in Stuttgart sogar ausgepfiffen worden, was dem Bundestrainer „ein bisschen gestört“ hatte, wie er rückblickend sagte. „Dass man einen Spieler bei der Auswechslung auspfeift, der so eine unglaubliche Qualität hat und der für Deutschland auch schon überragende Spiele gemacht hat, das halte ich nicht für gut. In einer Situation, in der er vielleicht Probleme und eine Formkrise hat. Das hat mir nicht gefallen. Umso mehr braucht ein Spieler in einer solchen Phase Unterstützung.“ Jetzt muss Özil aber erst einmal wieder fit werden.
Immerhin befindet sich Schweinsteiger auf einem verheißungsvollen Weg. Der 29-Jährige war im Mittelfeld sehr präsent, macht körperlich Fortschritte und erzielte sogar das 1:0. „In der Champions League gegen eine sehr gute Mannschaft 90 Minuten zu spielen, tut mir sehr gut“, erklärte Schweinsteiger nach zwei Sprunggelenks-Operationen. „Ich muss jetzt absolute Topfitness kriegen und fühle, dass ich noch ein bisschen brauche bis zur Topleistung.“
Philipp Lahm konnte Löw mal wieder auf der rechten Abwehrseite beobachten, wo der DFB-Kapitän nach der Pause einige Probleme mit Gegenspieler Podolski hatte. Vor seinem knallharten Schuss aus spitzem Winkel ins Tor von Nationalkeeper Manuel Neuer setzte sich Podolski energisch im Zweikampf gegen Lahm durch, der ein Foul reklamierte. „Am Ende sind wir raus, und dann spielt auch das Foul, das keines war, keine Rolle mehr“, meinte Podolski.