DFB-Teammanager Bierhoff will Kontakt zu Özil suchen - Vogts Beirat-Kandidat
München (dpa) - Oliver Bierhoff bedauert weiterhin die Umstände des Rücktritts von Mesut Özil aus der Fußball-Nationalmannschaft und hofft auf eine Aussprache mit dem Arsenal-Star.
„Ich hoffe, dass wir den Weg zum Gespräch finden. Denn ich will die Dinge verstehen, die passiert sind. Ich versuche weiterhin, mit ihm in Kontakt zu kommen und mit ihm zu sprechen“, sagte der DFB-Teammanager in einem Interview den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Özil hatte nach dem wochenlangen Wirbel um seine Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan schwere Vorwürfe gegen DFB-Chef Reinhard Grindel erhoben und so auch seinen Rückzug aus der Nationalmannschaft nach dem WM-Aus begründet. Bundestrainer Joachim Löw hatte in der Vorwoche bekundet, bislang vergeblich versucht zu haben, Özil zu erreichen. „Das Verhältnis war immer gut. Er ist aber eher jemand, der solche Gespräche scheut“, sagte Bierhoff über Özil.
Vor den Länderspielen gegen Frankreich und Peru verteidigte Bierhoff den sachten personellen Erneuerungskurs von Löw, der in Kai Havertz, Nico Schulz und Thilo Kehrer nur drei Neulinge berief, dafür aber 16 WM-Fahrer in seinem Aufgebot hat. „Wir denken sehr wohl an die Entwicklung von Spielern. Das haben wir immer wieder gezeigt. Umso wichtiger ist, dass die Spieler in ein gutes Korsett eingebaut werden. Wir sind nicht an einem Punkt wie 2004, als wir den großen Umbruch einleiten mussten. Die Notwendigkeit, den ganz großen Schritt mit jungen und unerfahrenen Spielern zu tun, ist 2018 nicht angebracht. Wir müssen jetzt sehen, dass wir eine gute Mannschaft für die EM 2020 hinbekommen“, sagte Bierhoff.
Spieler wie Julian Brandt, Julian Draxler oder Leroy Sané dürfe man heute noch nicht mit einer Führungsrolle überfordern, sagte Bierhoff. Bastian Schweinsteiger oder Lukas Podolski seien beim damaligen Umbruch unter Jürgen Klinsmann in ihrer Entwicklung weiter gewesen.
Bierhoff, der in einen zehnköpfigen sogenannten Beirat Experten wie Berti Vogts oder den ehemaligen Adidas-Chef Herbert Hainer einbinden möchte, forderte die Bundesliga-Clubs zu gemeinsamen Bemühungen auf, mehr Talente für das Nationalteam hervorzubringen.
„Unser Misserfolg in Russland hat nichts damit zu tun, ob unsere Nachwuchsarbeit besser oder schlechter ist. Aber wir sehen in naher Zukunft Probleme auf uns zukommen. Wenn wir früher in den Auswahlmannschaften vier, fünf Ausnahmespieler hatten, sind es heute ein oder zwei. Da müssen wir gemeinsam mit der Liga und den Clubs, die das gleiche Interesse haben, größere Anstrengungen unternehmen, um den Kreis von potenziellen Nationalspielern zu erweitern“, sagte der DFB-Direktor.