Künstler statt Kannibale: Suárez lässt Skandal vergessen
Paris (dpa) - Vom „Beißer“ spricht niemand mehr. Beim imponierenden 3:1-Sieg des FC Barcelona im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League bei Paris Saint-Germain machte Luis Suárez mit zwei sehenswerten Toren zumindest in Spanien den WM-Skandal vergessen.
„Die beiden Tore waren Kunstwerke, die des Louvre würdig sind“, schrieb das Sportblatt „Marca“, während „Sport“ den Uruguayer auf Seite eins als „Supersuárez“ feierte. „Mundo Deportivo“ sprach nicht vom „Kannibalen“, sondern vom „Künstler“.
Vor 48 000 Zuschauern präsentierte sich Barça mit dem Ex-Mönchengladbacher Marc-André ter Stegen im Tor wie in besten Tiki-Taka-Zeiten. Dank der Treffer von Neymar (18.) und Suárez (68./79.) bei einem Gegentor von Gregory van der Wiel (81.) fügten die Katalanen dem Gegner im Prinzenpark die erste Heimpleite in Europa-Wettbewerben seit 33 Spielen und über acht Jahren zu.
Den gesperrten Stürmerstar Zlatan Ibrahimovic vermisste Paris mehr als erwartet. Man kam kaum aus der eigenen Hälfte heraus, während sich die Gäste um Lionel Messi den Ball elegant zuspielten und immer wieder Chancen erarbeiteten. Im Gegensatz zur 2:3-Niederlage im Gruppenspiel im Herbst wurde Ter Stegen diesmal kaum gefordert.
Angesichts der starken Leistung des Gegners konnte auch Paris-Trainer Laurent Blanc seine Bewunderung nicht verbergen. „Die Ballkontrolle von Barcelona ist beeindruckend, das ist die beste Mannschaft Europas“. Seine Profis seien nach dem Abpfiff total niedergeschlagen gewesen, weil sie sich machtlos gefühlt hätten.
Obwohl Ibrahimovic im Rückspiel wieder zur Verfügung steht und auch der gesperrte Marco Verrati sowie der angeschlagene Thiago Motta wieder einsatzbereit sein werden, scheint Blanc die dritte Halbfinal-Teilnahme bereits abgeschrieben zu haben. „Wir wollen zumindest ein besseres Bild abgeben“, sagte er.
Auch Spaniens Medien sehen Barcelona bereits im Halbfinale. Suárez warnt jedoch: „Wir haben einen schönen Vorsprung, aber das letzte Urteil ist noch nicht gefällt“, sagte er, nachdem er bei beiden Toren Gegenspieler David Luiz getunnelt hatte. Ein Lächeln konnte sich der Stürmer, der nach seiner Beißattacke gegen den Italiener Giogio Chiellini bei der WM 2014 in Brasilien für neun Spiele und vier Monate gesperrt worden war, dabei nicht verkneifen.
Der 28-Jährige weiß, dass die WM-Affäre zumindest in der Mittelmeer-Metropole endgültig ad acta gelegt ist. Und dass er nach seinem 81 Millionen Euro teuren Wechsel auch die letzten Zweifler und Kritiker in Barcelona überzeugt hat. Sein zweites Tor von Paris war zudem das 1000. von Barça in Europa. Suárez' bescheidener Kommentar dazu: „Ich beende nur die Arbeit meiner Kameraden.“