„Brutale Qualität“ Lewi tritt in Vorleistung - Robben als Miesepeter
Eindhoven (dpa) - Arjen Robben war „ein bisschen sauer“ auf seinen Trainer und zog trotz des erfolgreichen Bayern-Abends als Miesepeter von dannen.
Das Kontrastprogramm bei Robbens Rückkehr nach Eindhoven lieferte Robert Lewandowski: Locker und entspannt stand der polnische Torminator zu später Abendstunde in einem wenig einladenden Zelt vor der Philips-Arena Rede und Antwort. Erst der Doppelpack in Augsburg, nun wieder zwei Tore beim 2:1 in der Champions League gegen die PSV Eindhoven - bei dem 28 Jahre alten Polen läuft's wieder nach Wunsch. „Ich fühle mich super“, verkündete Lewi mit blitzenden Augen.
Der Zeitpunkt für die Ein-Mann-Show, mit der er den FC Bayern zum 13. Mal nacheinander ins Achtelfinale der Champions League schoss, war gut gewählt. Lewandowski tritt sozusagen in Vorleistung für seinen fast fixen neuen Vertrag, der ihm eine Aufstockung seiner Jahresgage auf bis zu 15 Millionen Euro bescheren soll. Die Bayern-Bosse werden sich glücklich schätzen, wenn sie den Weltklassestürmer endlich bis 2021 gebunden haben. Schließlich demonstriert dieser Mann gerade, dass er jeden Cent wert ist. 7,5 Millionen Euro bescherte Lewandowski den Bayern mit dem vorzeitigen Achtelfinaleinzug und dem ersten Auswärtssieg im Jahr 2016 in Europas Königsklasse.
„Er kann es einfach“, äußerte Thomas Müller über den Kollegen im Angriff. Die polnische Tormaschine hat die Produktion nach einem kurzen Lieferstopp wieder aufgenommen. „Das ist Qualität. Und Qualität setzt sich immer durch“, meinte Kapitän Philipp Lahm: „Wenn ein Stürmer mal einen längeren Zeitraum nicht trifft, wird er immer kritisiert, was nicht immer gerecht ist.“ Abwehrkollege Mats Hummels ergänzte: „Lewi ist immer wichtig, auch wenn er mal nicht trifft.“ Der Angreifer arbeite einfach stets enorm für die Mannschaft.
Und trifft auch wieder. 14 Tore in 14 Pflichtspielen, eine Topquote. Lewandowski begründete seine kurze Torauszeit: „Nach der Europameisterschaft hatte ich eine kurze Vorbereitung. Am Anfang der Saison habe ich mich gut gefühlt, aber danach war es etwas schwieriger. Aber es war normal, dass ein, zwei Wochen kommen, wo du mehr Kraft brauchst.“ Die Dynamik ist bei ihm jetzt wieder da. In Eindhoven war sogar ein Fünferpack möglich. Dreimal traf er noch Latte oder Pfosten. „Er hat eine brutale Qualität. Er ist komplett“, schwärmte Eindhovens deutscher Verteidiger Daniel Schwaab.
Eigentlich wollte Arjen Robben die Hauptrolle bei seiner Rückkehr nach Eindhoven spielen, aber die schnappte ihm Kollege Lewandowski weg. Robben musste nach 64 Minuten raus, weil Carlo Ancelotti das System umstellte und in Douglas Costa und Kingsley Coman zwei selbstlose Flankengeber auf den Außenpositionen haben wollte. Robbens Auswechslung habe nichts mit dessen Leistung zu tun gehabt, betonte Ancelotti. Er wollte das Offensivspiel mit frischen Kräften beleben. Der taktische Schachzug ging bei Lewandowskis Siegtor prompt auf.
Robben grummelte trotzdem. „Ich fand das schade. Ich war auch ein bisschen enttäuscht, ein bisschen sauer auch“, klagte der 32-Jährige, der seinen Unmut nur direkt nach dem Spiel vor der TV-Kamera äußerte. „Das ist einmalig so ein Spiel, da willst du natürlich von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Platz stehen“, mäkelte Robben, der als Einziger auch die Mannschaftsleistung unnötig mies machte. Immerhin: Die PSV-Fans verabschiedeten ihn mit Applaus und Sprechchören, als er nach dem Abpfiff in ihre Kurve kam. „Der Vertrag ist schon fertig, Arjen“, stand in Niederländisch auf einem großen Plakat.
Robben aber wird - ebenso wie Lewandowski - auch in Zukunft seine Ziele im Bayern-Trikot verfolgen. Das nächste Etappenziel lautet, als Gruppenerster in die K.o.-Phase einzuziehen. Am 6. Dezember winkt ein Endspiel um Platz eins in München gegen Atlético Madrid. „Schauen wir mal, dass wir sie noch packen!“, rief Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge der Mannschaft beim Bankett bereits zu.