Schlüsselspiel in London Bayer vor Tottenham - Schmidt: „An unsere Grenzen kommen“
London (dpa) - Bayer-Trainer Roger Schmidt darf nach seiner Zwei-Spiele-Sperre endlich wieder auf die Bank. Und von dort will er seinen Fußballprofis alles abfordern.
„Wir wollen an unsere Grenzen kommen“, sagte der 49-Jährige vor dem vierten und richtungweisenden Champions-League-Gruppenspiel am Mittwoch (20.45 Uhr) bei Tottenham Hotspur. Verliert Bayer, „dann ist man noch größer unter Druck“, bemerkte der Leverkusener Sportchef Rudi Völler.
Für die Werkself wird der Königsklassenauftritt im berühmten Wembley-Stadion zum Schlüsselspiel. „Wir haben natürlich zu wenig Punkte. Wir stehen unter Zugzwang“, sagte Bayer-Chef Michael Schade. „Wir dürfen in London nicht verlieren, um den Traum vom Achtelfinale aufrecht zu erhalten. Wir wissen um die Schwere der Aufgabe - und wir dürfen unter keinen Umständen verlieren.“
Die Energieleistung beim 2:1 in Wolfsburg ohne den da noch gesperrten Trainer macht Bayer Hoffnung; Hoffnung auf den Premierensieg in der aktuellen Königsklassen-Saison nach den Unentschieden gegen Moskau (2:2), in Monaco (1:1) und dem 0:0 im Hinspiel gegen die Spurs. Eines aber fehlt den Bayer-Fußballern derzeit: Kontinuität. Das Aus im DFB-Pokal beim Drittligisten Lotte und Rang zehn in der Bundesliga nach neun Spieltagen widersprechen den hohen Ansprüchen.
Dennoch bezeichnet Schade den Zustand des Teams vor der Partie als „gut“. Auch die Moral sei gut. „Aber die Mannschaft hat zuletzt zweifelsohne nicht die Ergebnisse erzielt, die wir erhofft und erwünscht hatten.“. In Wolfsburg indes habe sie „vorbildlich gekämpft“. Und jetzt das „Highlight“ (Schade) im Wembley-Stadion, wo Tottenham seine Königsklassenspiele wegen des Umbaus der White Hart Lane bestreitet. „Das allein ist ja schon ein Traum“, sagte Schade. Im Fußball-Tempel Wembley werde sich die Bayer-Elf „so teuer wie möglich verkaufen“, versprach er.
Bayers Mittelfeld-Antreiber Kevin Kampl stellte nach dem Sieg in Wolfsburg selbstbewusst fest, dass es „viel Moral und Ehrgeiz im Team“ gebe. Dem Auftritt bei den Spurs blickt er dennoch mit gemischten Gefühlen entgegen: „Das wird alles andere als einfach. Das wird extrem schwer werden.“ Schade sagt über Tottenham, das sei „eine absolute Topmannschaft“. Torjäger Javier Hernández urteilte: „Tottenham ist eine der besten Mannschaften in Europa.“
Kampl betonte: „Wir können auch dort gewinnen.“ Und das ist fast ein Muss. „Wenn du in London verlierst, wird es schwierig“, bemerkte Völler. Denn vor dem vierten Gruppenspieltag ist Bayer mit drei Punkten hinter AS Monaco (fünf) und Tottenham (vier) Dritter - ergo wird die Begegnung mit dem Tabellenfünften der Premier League ein vorentscheidendes Spiel. „Es ist noch alles offen, im Negativen wie im Positiven“, sagte Schade.
„Unser Anspruch bleibt, einen der beiden ersten Plätze zu erreichen“, ließ der zuletzt zweimal gesperrte Bayer-Coach Schmidt wissen. Auch der 49-Jährige zeigte sich zuversichtlich, „weil ich den Willen der Mannschaft sehe“. Allerdings gab es vor dem Trip auf die Insel noch personelle Probleme: Kapitän Lars Bender trat die Reise wegen einer Fersenverletzung erst gar nicht an, die Einsätze von Jonathan Tah (Oberschenkelblessur), und Ömer Toprak (muskuläre Probleme im Oberschenkel) waren noch fraglich.