Londons Klein-Germany bereitet sich auf Finale vor
London (dpa) - Fußball-Deutschland kann das Finale von Wembley kaum erwarten - in London ist man vor dem Champions-League-Endspiel zwischen Bayern München und Borussia Dortmund noch völlig entspannt.
Das Fußball-Fest der beiden derzeit besten Vereinsmannschaften Europas ist in der Metropole an der Themse nur ein Ereignis wie viele andere.
Die Bewunderung für den Aufstieg des deutschen Fußballs ist groß, ihre Begeisterung heben sich die letztjährigen Olympia-Gastgeber aber dann doch eher für die eigenen Teams auf. Und an der Tatsache, dass ihr Rasen in Wembley ausgerechnet beim Finale der Champions League von zwei Teams des Erzrivalen Deutschland zertreten wird - daran haben sie sich schon abgearbeitet. Es könnte das längste Elfmeterschießen der Fußballgeschichte geben, und die Zuschauer würden vermutlich in Lederhosen kommen, ätzten die Zeitungen nach den Halbfinals. Danach war weitgehend Funkstille - sieht man einmal von mehr oder weniger fundierten Analysen zu den Gründen für die momentane Qualität des deutschen Fußballs ab.
„Keine besonderen Vorbereitungen“, meldet auch die Polizeibehörde Scotland Yard. „Das Wembley-Stadion ist fast bei jedem Spiel ausverkauft. Die Mengen sind wir gewohnt“, sagt ein Scotland-Yard-Sprecher über die zu erwartenden 80 000 Fans, viele davon aus Deutschland. Und auch bei der Europäischen Fußball-Union im schweizerischen Nyon, zuständig für die Vorbereitung des Stadions für das Spiel, herrscht mehr Langeweile als Spannung: „Dasselbe wie im vergangenen Jahr“, sagt ein genervter Sprecher in der UEFA-Pressestelle. 2012 war Münchens Allianz Arena Schauplatz des Finals-Dramas zwischen den Bayern und dem FC Chelsea aus London.
Nicht ganz so wie im vergangenen Jahr wird es für die deutsche Community in London. Die Kneipen mit Bier aus Bayern und Bratwurst aus Westfalen melden 2013 Ausnahmezustand. Im „Octoberfest Pub“ im Westlondoner Stadtteil Fulham wird bereits Tage vor dem Spiel geschmückt. „Die Schals und Fahnen hängen schon“, sagt Manager Nathan Gee, der auch Mitglied des Fanclubs „FC Bayern Munich UK“ ist. 250 Fans erwartet er für den kommenden Samstag. An einem normalen Bundesliga-Spieltag sind es 50 bis 100. Ab nachmittags um fünf Uhr wird den Fans mit deutschen Schlagern, bayerischem Bier und Weißwurst eingeheizt. Nach dem Spiel hat der Wirt seine Schanklizenz extra von 23.00 Uhr bis 01.00 Uhr morgens verlängert.
Das „Octoberfest“ ist der offizielle Stützpunkt der Bayern-Fans an der Themse. Mit schwarz-gelbem Outfit kommt deshalb keiner rein. „Aus Sicherheitsgründen“, sagt Nathan Gee. Wer zum BVB hält und seinesgleichen sucht, kann es im „Zeitgeist“ im Süden der Stadt, im „Yager“ oder im „Bavarian Beerhouse“ versuchen. Da steht zwar „Bayern“ im Namen der Kneipe, aber bei der Auswahl der Gäste ist man nicht ganz so streng. Fußball, Bratwurst und Weißbier gibt es auch in der „Bierschenke“ im Londoner Zentrum und - etwas exklusiver - auf dem Partyschiff „HMS President“, das während des Finales mit Leinwänden und angeheiztem Grill über die Themse kreuzt.
In Erwartung Zehnttausender Fans aus Germany hat der „Guardian“ schon mal die wichtigsten Tipps zusammengefasst. Wer etwa Lederhosen-Ersatz braucht, kann ihn im Swann's Way bei Earl's Court finden. Voraussetzung ist allerdings, dass die Fans überhaupt noch den Sprung vom Kontinent auf die Insel schaffen. Selbst mit der Billigfluglinie Easyjet kostet ein Flug von München oder Dortmund nach London inzwischen mehr als 500 Euro.